Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP
Heimatuni
Bochum
Kommentar
Ich habe mein Wahltertial in der Gynäkologie/Geburtshilfe abgehalten.
Ich hatte mich für dieses Haus entschieden, da es ein Maximalversorger mit vielen Betten und großen Kreißsaal ist.
Ich muss leider sagen, dass ich sehr enttäuscht von dieser Abteilung bin und es bereue in dieser Abteilung/Haus mein Wahltertial absolviert zu haben. Im folgenden möchte ich einige meiner Erfahrungen mich euch teilen.
Nach meinen 16 Wochen in dieser Abteilung habe ich das Gefühl, dass man als PJler in dieser Abteilung nicht als angehender ärztlicher Kollege, dem man etwas beibringen und weiter für das Fach begeistern möchte, sondern als Zwangsarbeitskraft für Blutentnahmen und 2. Assistenz (fast immer für TRHs) im OP.
Wir waren 2 PJs die ihr Wahltertial absolviert haben (die Abteilung ist groß genug) und wir durften nicht gleichzeitig im Urlaub sein oder einen Dienst (z.B. am Donnerstag um am Freitag frei zu haben) machen wenn wir am Freitag auf dem OP-Plan standen (als 2. Assistenz natürlich) - man stand fast immer am Freitag mit auf dem Plan. Falls ein Teaching eines anderen Faches (z.B.: Anästhesie) auf die OP-Zeit fiel, durfte man nicht zum Teaching sondern sollte zur OP (um 2. Assistenz zu sein natürlich). Ich wurde einmal inmitten meines Teachings mehrfach angerufen und ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich nicht zum Teaching sondern in den OP soll. Es fand in den 16 Wochen Wahltertial kein einziges Gyn-Teaching oder Examensvorbereitungen statt.
Im folgenden werde ich über die Bereiche einzeln berichten:
Gynäkologie (8 Wochen): Teilnote: 5
Man muss die Blutentnahmen der ganzen Station machen, häufig ist man auch für die Viggos und Blutentnahmen der Außenliegen ebenfalls zuständig. Wenn man sich eine interessante OP anschauen möchte, bei der man nicht 2. Assistenz ist, wird man nett und eindrücklich darauf hingewiesen, dass man erst die Blutentnahmen zu erledigen hat und dann erst in den OP gehen darf. Wenn man die OPs aufgrund der Blutentnahmen verpasst, dann hat man halt Pech gehabt.
So gut wie jeden Tag ist man im OP eingeteilt und dort ist man fast immer 2. Assistenz, bei Operationen die nach 1 Woche langweilig werden (z.B.: laparoskopische/robotische Hysterektomien - 90 Minuten den Uterus von transvaginal mit einem Stab halten. Dafür sitzt man zwischen den Beinen der Patientin, mit einem bescheidenen Blick auf den Bildschirm, da dieser für den Operateur und nicht für die 2. Assistenz ausgerichtet ist). Man hat als PJ nicht die Möglichkeit eine Operation abzulehnen, weil man zwangsläufig mit eingeteilt wird und es keinen Ersatz gibt.
Dadurch, dass man zuerst mit den BEs, dann mit den OPs beschäftigt ist hatte ich in den 8 Wochen 2x die Möglichkeit eine Patientin von der Aufnahme an selbst zu betreuen. Diese 2 Fälle habe ich mir aber durch mehrfaches und hartnäckiges Nachfragen "erkämpft". Entsprechend schwierig war es auch den Ablauf der Gyn-Ambulanz kennenzulernen. Den Großteil der Patientinnen durfte ich in der Gyn-Ambulanz von ärztlicher Seite aus nicht vaginal (Spekulumeinstellung oder transvaginaler Ultraschall) untersuchen, da eine "doppelte vaginale Untersuchung unzumutbar für die Patientinnen sei" und man ja mit anderen Krankenhäusern/ambulanten Einrichtungen "konkurrieren" müsse und man ein entsprechend positives Erlebnis für die Patientinnen ermöglichen möchte.
Ich habe mehrfach die für mich zuständige Mentorin und auch den Chefarzt auf die Missstände aufmerksam gemacht. Der Chefarzt hat meine schriftliche Beschwerde an die für mich verantwortliche Oberärztin weitergeleitet. Diese hat mich als Antwort auf meine Kritik bei der Frühbesprechung, vor der versammelten Truppe angeschrien was mir den einfiele mich über die Zustände zu beschweren und dass ich in den OP zu gehen habe sowie für alle Blutentnahmen zuständig sei. Natürlich tat sie all dies erst nachdem der Chef den Raum verlassen hatte.
Als ich mich in höherer Instanz (PJ-Beauftragter des Lehrkrankenhauses) darüber beschwerte wurde mir eine neuen Mentorin zugeteilt. Meine alte Mentorin, die eine eigene Sprechstunde leitete, verbot mir danach für die Zeit meines Tertials ihre Sprechstunde zu besuchen.
Geburtshilfe (6 Wochen): Teilnote: mit netter Assistenzärztin: 2+ , ohne nette Assistenzärztin: 5
Die Qualität des Tages hing extrem davon ab welche Assistenzärzte gerade Dienst haben. Während man bei der einen Assistenzärztin morgens nicht mal zur Visite mitgehen durfte, geschweige den zu den Geburten, und sofort Abschlussuntersuchungen machen sowie die Briefe anlegen sollte (was viel mehr ein bürokratischer als medizinischer Akt ist) wurde man von anderen Assistenzärzten komplett in den Tagesablauf mit eingebunden, den werdenden Müttern vorher vorgestellt und gefragt ob man als PJ bei der Geburt dabei sein darf.
Oberärztlich wird man als PJ gut betreut, hat die Möglichkeit Fragen zu stellen und bekommt diese auch geduldig beantwortet.
Auch wurde oberärztlich auf meine Stärken und Schwächen eingegangen sowie meine Wünsche und Erwartungen an meine Rotation in der Geburtshilfe besprochen. Auch wenn diese nicht alle umgesetzt wurden, fand ich dies eine sehr ermunternde Geste.
Ich hatte die Möglichkeit bei vielen Sectiones dabei zu sein und abhängig von der diensthabenden Assistenzärztin durfte ich mal 1. Assistenz sein und auch die Haut nähen. Dies war jedoch eher die Ausnahme als die Regel.
Wenn der andere PJ nicht da war wurde man, unabhängig davon in welcher Abteilung man gerade ist und was man vor hat, in den OP abgezogen (natürlich als 2. Assistenz). Dies dauert oft den ganzen Tag.
Brustzentrum (2 Wochen): Teilnote: 1
Hier wurde ich sowohl gefordert als auch gefördert. Der Leiter des Brustzentrums forscht selbst viel und ist deshalb sehr fit in Sachen aktuelle Leitlinien, was er gern auf PJ-Niveau abfragt. Er fragt gern und viel, was ich persönlich vom Fragenstil her als angenehm empfunden habe. Wenn man mal etwas nicht wusste, war es überhaupt nicht schlimm, In diesem Fall wurde man auf Literatur hingewiesen, in der man es nachlesen konnte und hat die Möglichkeit bekommen erneut über dieses Thema in den folgenden Tagen zu sprechen.
Ich durfte in der Sprechstunde sowohl die Befunde bei den Patientinnen tasten als auch Mamma-Sonos machen. Ich hatte jeden Tag die Wahl ob ich in die Sprechstunde oder in den Mamma-OP möchte - dies empfand ich als sehr angenehm. Im OP durfte man häufig nähen und es gab echt viele interessante Befunde/Fälle.
Bewerbung
Läuft über das PJ-Portal und ist problemlos möglich.