Klinikaufgaben
Das Spital Schiers ist sehr überschaubar mit einer interdisziplinären Station (40 Betten, Chirurgie, Innere, Gyn), jedoch dafür umso familiärer.
Ich wurde laut Vertrag zu 100% als „Unterassistenzärztin“ angestellt. Das bedeutete im Schnitt eine ca. 50h-Woche, Wochenend- und Pickettdienste. Pickettdienste sind Rufbereitschaftsdienste, bei denen man nach Feierabend ggfs. als 1. Assistenz für Notfalloperationen (Notsectio, Skiunfall) in die Klinik kommen musste. Ich hatte in meinen Pickettdiensten (ca. 1-2x/Woche je nach Anzahl der UAs) jedoch recht viel Glück und musste sehr selten extra reinkommen.
Auf der Station zählten zu meinen Aufgaben die Dokumentationsarbeit, Vorbereitungen der Aufnahmen & Entlassungen, Begleitung & Dokumentation der Visite sowie Betreuung und Vorstellung eigener Patient*innen im Rapport (=Früh-/Spätbesprechung).
Im OP war man in der Regel als erste Assistenz eingeteilt. Da Schiers Einzugsgebiet einiger Skigebiete ist, begleiteten mich in meiner Zeit mehrere Frakturen des Schneesports, jedoch auch Allgemein- und Viszeralchirurgische Eingriffe. Ich durfte neben Haken auch die Kamera bei laparoskopischen Eingriffen halten und kleinere Eingriffe (Exzisionen, Entfernung Osteosynthesematerials, Wundnaht) in Supervision durchführen. Durch viele verschiedene Belegärzt*innen konnte ich auch einen Einblick in andere operative Fächer gewinnen (Neurochirurgie, Gynäkologie, Orthopädie). Wenn man hierbei Interesse zeigt, kann man auch immer mit in den OP.
Jedes Wochenende ist ein UA (wird unter Innere & Chirurgie aufgeteilt) im Dienst für die Station verantwortlich. Je nachdem, wie viele UAs angestellt sind, sind es mal mehr, mal weniger (idR auch 1x/Monat). Während der Wochenenddienste ist man zuständig für die Stationsvisite (in Rücksprache mit dem Kaderarzt) und für die Assistenz im OP, falls Operationen durchgeführt werden müssen. Die Pflege ist super nett und steht einem bei der Visite sehr tatkräftig zur Seite. Für die Wochenend- und Pickettdienste gibt es vertraglich keine Extra-Vergütung, jedoch kann man sich in Absprache Kompensations-frei nehmen.
Am Ende meines Einsatzes bin ich noch auf den Notfall rotiert. Dort waren meine Aufgaben die Erstaufnahme, Anamnese und Untersuchung der Patient*innen, sowie ggfs. kleinere Eingriffe (Nähte) zusammen mit dem Dienstarzt/ der Dienstärztin.
Während meiner Zeit wurde ein Naht- und ein Gipskurs organisiert, zu dem wir UAs auch hingehen durften. Richtigen PJ-Unterricht, wie man ihn vielleicht aus der Uni kennt, gibt es nicht. Es gibt idR 1x/Woche eine Fortbildung für alle ärztlichen Mitarbeitende, aber da sind die Themen sehr querbeet. Mit etwas aktivem Nachfragen bekommt man auch ein Teaching. Da das Spital für Assistenzärzt*innen nur eine Ausbildungsstätte für 1 Jahr ist, rotiert das Personal auf Station recht viel. In meiner Zeit habe ich sehr nette und hilfsbereite Menschen erlebt.
Freizeit/Umgebung
Schiers selbst ist nicht unbedingt die Stadt mit dem größten kulturellen Angebot. In der nächstgrößeren Stadt Chur gab es ab und zu Angebote, jedoch nichts, was ich regelmäßig genutzt habe. Aufgrund der Entfernung und der recht teuren Bahnpreise waren häufige Fahrten nicht unbedingt attraktiv.
An meinen freien Wochenenden und Ausgleichstagen nach Wochenendeinsätzen habe ich hauptsächlich die umliegende Landschaft erkundet. Mitte November, als noch kein Schnee gefallen ist, primär als Wanderung, später im Jahr habe ich mich dann mit den Skiern in den anliegenden Wintersportgebieten Davos/Klosters, Arosa Lenzerheide oder am Flumserberg vergnügt. Im Winter bietet die Umgebung alles, was das Schneesportler*innenherz begehrt.
Die Umgebung eignet sich auch für kleinere Abstecher, z.B. in das anliegende Liechtenstein oder etwas weiter entfernt, aber definitiv lohnenswert, Zürich.
Fazit
Ich würde das Spital jeder*jedem sehr ans Herz legen. Alle Menschen sind super nett & hilfsbereit, sei es die Pflege, die OP-Menschen, die Ärzt*innenschaft oder die Mensadamen, die einem auch noch nach einer langen Op ein Mittagessen organisiert. Wenn man chirurgisch interessiert ist, kann man klinisch sehr viel lernen & mitnehmen.
Bewerbung
Aufgrund von Covid und Planänderungen habe ich mich sehr kurzfristig (9 Monate im Voraus) für einen Platz in der Schweiz beworben. Normalerweise sind ca. 2 Jahre im Voraus schon alle Plätze vergeben, ich denke, ich hatte Glück und jemand ist für den Zeitraum abgesprungen.
Meine Bewerbung in Schiers ging an personal@flurystiftung und nachrichtlich an den chirurgischen Chefarzt Dr. Kull. In der Schweiz wird man als Unterassistenszärzt*in angestellt. Aufgrund meines kurzen Zeitraums (2 Monate) brauchte ich als EU-Bürgerin in der Schweiz kein Visum. Ebenfalls musste ich kein Schweizer Bankkonto eröffnen, der Lohn wurde mir bar am Ende des Monats ausgezahlt.
Die Unterkunft wird vom Spital durch den Personaldienst gestellt. Man kann sich entweder ein Haus im Personalwohnheim (ca. 410 CHF) oder ein Apartment im Dorf (unbedingt nach Rabatt für UAs fragen!) aussuchen. Das Zimmer im Personalwohnheim ist mit 14qm beschaulich, hat aber alles was es für eine kurze Zeit braucht (Bett, Schreibtisch, Schrank, eigenes Bad). Dort gibt es eine geteilte Küche, einen Waschkeller und in den Wintermonaten einen Skiraum. Weitere Infos findet man aber auch auf der Homepage der Flurystiftung.