Das Spital in Schiers hat zwar nur 40 Betten insgesamt, ist aber vom Umsatz dennoch nach dem Katonsspital in Chur das zweitgrößte Graubündens. Nachdem das Gebäunde nur wenige Jahre alt ist, ist das Krankenhaus von innen wirklich sehr schön und es gibt nur Einzel-Patientenzimmer. Dadurch, dass das Spital nur so klein ist, kennt man wirklich sehr schnell einen Großteil der Mitarbeitenden und das Arbeitsklima ist sehr familiär. Gleich am Ersten Tag hat man ein Telefon bekommen, einen Zugang zum Dokumentationssystem, Schlüssel und alles was man sonst so organisatorisch braucht. Die Stimmung unter den Assistet:innen und Unterassistent:innen war immer super freundschaftlich und hilfsbereit was ich sehr angenehm fand. Auch die Beziehung zu der Pflege war extrem gut, was in Deutschland bisher in dem Maße noch nicht erlebt habe. Zu den Kaderärzten (Oberärzten) gab es etwas mehr Distanz, zum Chef am meisten. Dennoch waren alle eigentlich immer freundlich und höflich. Trotzdem fand ich persönlich den Chef teilweise etwas schwierig, da er insbesondere gegenüber bestimmter Assistenten sehr unfair war und sie vor allen blosgestellt hat. Von den Unterassistent:innen habe ich das allerdings nie mitbekommen.
Begonnen hat es unter der Woche in der Theorie immer um 7:00Uhr, wobei ich selten pünktlich da war. Spätestens um 7:30 Uhr musste man aber pünktlich im Morgenrapport sitzen, ansonsten gab es gerne mal Ärger vom Chef. Nach dem Rapport gabs immer erstmal eine Kaffepause, ausser man musste in den OP. Die Assistenz im OP musste jeden Tag von den Unterassistent:innen abdeckt werden. Dabei ist man eigentlich immer erste Assistenz, da die Assistenzärzt:innen kaum in den OP kommen. Ich war überrascht von der breite an OPs die in so einem kleinem Krankenhaus durchgeführt werden. Von Ortho-, Trauma-, Viszeral-, Gynäkologie-, Urologie- bis zu Wirbelsäulenchirurgie war alles dabei. Insbesonder der Chef selbst operiert eine extreme Bandbreite, was zumindest als Studierendere insofern positiv ist, da man viel unterschiedliches sehen kann. Nachdem ich aber ehrlich gesagt nicht der wahnsinns Chirurgie Fan bin, finde ich persönlich Haken halten, Kameraführung machen und Haut nähen, nicht besonders spannend sondern eher nervig, aber ich glaube da wird man im Chirurgie Tertial selten drum herrumkommen. Dafür durfte man glaube ich aber verhältnismässig viel machen als Unterassistent:in. Ansonsten hing der Alltag auf Station extrem davon ab, wie viele Patienten gerade da waren und wie viele Assistenten da waren. Um 8 Uhr gab es Visite zusammen mit der Pflege, und danach wurden alle Arbeiten erledigt die so für den Tag anstanden, Entlassungen, Aufnahmen usw... Arztbrief schreiben ist wirklich extrem minimalisitisch in der Chirurgie. In der Theorie durfte man alle Aufgaben machen die die Assistent:innen auch gemacht haben (Medikamente anordnen, Briefe schreiben, Entlassdokumente fertig machen, Rezepte ausstellen usw.) Dadurch dass der Nachmittagsrapport immer sehr spät war, war man meist wirklich die 10 Stunden in der Klinik, wobei ich den Arbeitsalltag dafür trotzdem nicht sehr stressig fand und man häufig mal Zeit für eine Kaffepause hatte.
Teaching gab es im Prinzip einmal pro Woche am Donnerstag um 17:00Uhr für alle Assistent:innen und Unterassistent:innen der Inneren und Chirurgie mit unterschiedlichesten Themen. (bei mir z.B. Asthma/COPD, HNO Notfälle, Notfallmanagement, Kardio...). Im OP und auf Station wird je nach Operateur mehr erklärt oder auch gar nicht. Tendentiell ist aber der Teaching Anteil sehr gering, was vlt. aber auch teilweise an meinem mangeldem Interesse für die Chirurgie und der dadurch fehlenden Selbstinitative lag.
Die Wochenenddienste der Chirurgie werden von den Unterassistent:innen der Chirurgie und der Inneren (ja die dürfen Dienste für Patienten machen die sie gar nicht kennen haha) aufgeteilt. Je nachdem wie viele also gerade da sind, muss man also mehr oder weniger Dienste machen (bei mir ca. 1 Wochenden/Monat). Wochendedienst bedeutet, dass man Samstag und Sonntag um ca. halb 8 kommt, sich anschaut ob es in der Nacht Besonderheiten gab, um 8 Uhr mit der Pflege eine Besprechung macht und anschließend alle Patienten visitiert und die meist am Freitag festgelegten Aufgaben erledigt (Dokumetation, Medikation anpassen, Entlassungen, EIntritte Vorbereiten usw.) . Danach bespricht man das ganze mit dem Diensthabenden Kaderarzt und wenn man fertig war, hat man meist noch auf dem Notfall vorbei geschaut, wo immer ein Assistent Dienst hatte und geschaut ob der gerade Unterstützung gebraucht hat. Wie früh man da fertig war hing immer davon ab wie viele Patienten man betreuen musste (zwischen 5-25) und auch abhängig davon wie viele Not-OPs noch reinkamen. Bei denen musste man dann auch noch assistieren. Bis Monag 6:00Uhr war man dann auch das ganze Wochende immer in Rufbereitschaft für Notfall OPs. Für ein Wochenede gab es dann 2 Tage Kompensation unter der Woche. Ich persönlich fand eigentlich die Wochenden ganz cool, weil man wirklich mal sehr eigenständig arbeiten konnte und komplett die Aufgaben eines Assistenens gemacht hat. Die meisten Patienten waren auch nicht sonderlich kompliziert in der Betreuung sodass es manchmal zwar fordernd war aber nicht so überfordernd war. Von der Pflege waren auch alle extrem kompetent und haben einem viel geholfen! Ausserdem war sonst auch immer noch der/die Dienst-Assistenzerzt/ärztin die man um Rat fragen konnte.
Pikettdienste (also OP Assistenz nach Dienstschluss) hatte man bei uns auch ca. einmal die Woche. Ich wurde ca. 50% der Male angerufen und musste nochmal für 1-3 OPs reinkommen. Die sind meist aber auch eher im Zeitraum von 17.00-23.00 Uhr und nur sehr selten wirklich in der Nacht. Kompensation oder finazielle Entschädigung gab es für die Pikettdienste leider eher nicht.
Die Freizeitmöglichkeiten in Schiers selbst beschränken sich auf ein kleines Freibad mit Beachvolleyball Platz, den wir aber etwa einmal die Woche mit allen den anderen (Unter-)asssistent:Innen genutzt haben. Ansonsten bietet die Region aber für Bergsport wirklich ein traumhaftes Angebot. Ich war zusammen mit einer Freundin sehr viel nach der Arbeit am Fels klettern. Es gibt bestimmt 5 wirklich schöne Klettergebiete, die mit dem Auto in weniger als 30min inkl. Zustieg erreichbar waren. Wandern ist auch sehr gut möglich und man ist häufig alleine auf dem Berg unterwegs. Allerdings sind alle Berge rundrum realtivhoch im Veergleich dazu dass Schiers nur auf 600m liegt. Das bedeutet wenn man auf einen Gipfel will muss man >1500hm machen wenn man direkt von daheim los will, also doch eher was für die Wochenenden. Ansonsten gibt es aber auch Busse, die einen in höher gelegene Bergdörfer bringen. Nach den 3,5 Monaten hatte ich aber schon etwas Großstadt Entzug, weil man eigentlich kein kulturelles Angebot hat und "nur" mit Leuten aus dem Spital was macht.
Zusammenfassend habe ich mein Tertial insbesonder wegen der Freizeitmöglichkeiten und der angenehmen Atmosphäre im Spital sehr genossen. Es muss einem halt bewusst sein dass man schon relativ viel arbeitet und gelernt habe ich hauptsächlich Stationsmanagment und nicht sooo viel über Chirurgie ins Detail.
Bewerbung
ca. 1,5 Jahre im Voraus
gewohnt habe ich im Zimmerlipark (relativ große und neue Personalstudios), ca. die Hälfte hat da gewohnt die andere Hälfte im Bodmer Haus (mit Gemeinschaftsküche und kleineren Zimmern), beides absoluut in Ordnung!