Das Innere Tertial im Klinikum Aschaffenburg kann ich insgesamt weiterempfehlen.
Pro:
- Organisation Tertial: Die Organisation läuft soweit rund. Es gibt eine Willkommensveranstaltung am ersten Tag, Rotationspläne, klare Ansprechpartner, Schlüssel, die alle relevanten Türen sperren (lediglich die Schlüsselausgabe ist intern nicht gut gelöst), Parktickets bei Bedarf etc.
- Selbstständiges Arbeiten: Gerade in der Gastroenterologie wird man hervorragend ins Team eingebunden, trägt recht schnell die Verantwortung für ein Zimmer und kann von Aufnahme bis Arztbrief selbstständig arbeiten. Es ist jeder Zeit möglich, in der Funktion zuzusehen oder selbstständig zu sonografieren. Dabei ist die Schwelle für Rückfragen sowohl bei den Assistent*innen wie bei den Oberärzt*innen sehr gering, das Klima insgesamt sehr gut, sodass ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hatte, etwas zu tun, bei dem ich mich unwohl gefühlt hätte. Außerdem war stets klar, dass Fortbildungen und "Interessantes" für PJler*innen Vorrang vor Stationsarbeit hat (Zitat OA: "Machen Sie sich keine Sorgen, wir haben hier Docs, die dafür bezahlt werden").
- Blutentnahmedienst: ist vorhanden, sodass an den PJler*innen nur die besonders anspruchsvollen Entnahmen, Notfälle, Ports und arteriellen BGAs übrig bleiben. Das ist zum einen eine überschaubare Zahl (~10/Woche!!) und gleichzeitig in meinen Augen auch eine gute Übung.
- Intensivstation: Das Intensiv-Team, insbesondere der Oberarzt Dr. Z. sind grandios! Sowohl medizinisch als auch persönlich waren die zwei Wochen dort das Highlight meines Tertials.
- Dienste, Essen, Freizeit: Für Abenddienste wird zusätzlich zu den Studientagen ein Tag Freizeitausgleich gewährt, die Absprache erfolgt hier auf dem kurzen Dienstweg mit den Assistent*innen. Die gesamte Gastro Assistentenschaft geht nach der Mittagsbesprechung gemeinsam Mittagessen, als PJler*in ist man hier selbstverständlich teil der Crew. Generell gibt es immer genügend zu tun, sodass es selten vorkommt, dass man früher nach Hause geschickt wird, gleichzeitig ist ein frühes Gehen mit einem triftigen Grund immer möglich, ohne dass man schief angesehen wird.
- Teaching: Das herausragende Merkmal der Klinik! Es gibt einen gemeinsamen Fortbildungsplan aller Abteilungen. Jede*r PJler*in ist unabhängig vom Einsatzort eingeladen an allen Fortbildungen teilzunehmen, wenn alle stattfinden (was zugegebenermaßen nicht oft der Fall war) sind das 11 Fortbildungen/Woche. Wie zu erwarten sind Frequenz und Qualität je nach Fach schwankend, vor allem Gastro, Pädiatrie, Unfallchirurgie und Anästhesie waren immer sehr lohnend.
Kontra:
- Onkologie: Auch wenn die Oberärzte sehr bemüht sind, unbedingt meiden, da man nicht in die Patientenbehandlung eingebunden wird.
- Behandlungsqualität: Die meisten Oberärzt*innen der Klinik wirken sehr kompetent, sind zugewandt und erfüllen oftmals das Bild der guten Ärztin. Zugleich ist bei einigen Assistent*innen eine merkliche Sprachbarriere vorhanden und nicht alle Behandlungen laufen so rund ab, wie man sich das gerne vorstellen mag...
Alles in allem kann man in Aschaffenburg das Tertial in der Inneren gut den eigenen Vorstellungen anpassen. Man kann sehr viel arbeiten, man kann sehr wenig arbeiten, am wichtigsten aber kann man die Basics aus der Inneren kennen lernen und etwas für später mitnehmen, selbst wenn man wohl keine Karriere in der Inneren anstrebt. Wer unbedingt internistische Hochleistungsmedizin sehen möchte, ist vielleicht in einem anderen Haus besser aufgehoben.