Gynäkologie am Klinikum rechts der Isar war mein erstes und auch schlechtestes Tertial. Ich hatte hohe Erwartungen und wurde schwer enttäuscht. Zwar war die Organisation super, wir hatten Assistenzärzte als feste Ansprechpartner (Vielen Dank an euch), aber gelernt habe ich wenig bis nichts.
Generell beginnt der Tag damit, dass sich die PJler den Weg erklingeln in die einzige Umkleide, die man mit Klingeln erreichen kann: die OP-Umkleide. Dabei bekommt man entweder gar kein Hallo oder ein "Ach du klingelst schon wieder" von den Hebammen zugerufen, die verständlicherweise genervt sind von ständig klingelnden PJlern. Aber was soll man machen ohne Schlüssel. Nachdem man dann grüne OP-Kleidung angezogen hat (der Schrank zur blauen Kleidung ist leider verschlossen) geht es auf Station/in die Ambulanzen/den Kreißsaal.
Station:
30 min Visite mit den Oberärzten. Hier darf man aus der letzten Reihe zuschauen und darf auf selbstklebendem PAPIER alles dokumentieren. Nach der Visite im Arztzimmer die Klebezettel auseinanderschneiden und in die Papierakten kleben (Technische Uni?). Nach der kurzen Morgenbesprechung teilt man sich auf: OP (außer für Laparaskopien muss in jede OP ein Student mit) oder Blut abnehmen, Zugänge legen. Wenn man alleine ist muss man das beides machen, zum Helfen haben die Assistenzärzte keine Zeit, die sind ja selbst überlastet. Also rennt man gestresst zwischen OP und Station hin und her und versucht alles zu schaffen. Telefon hat man keins, aber wenn man zu spät in den OP kommt, weil man noch Blut abnehmen war und nicht wusste, dass es losgeht, darf man schon gar nicht mehr mit an den Tisch. Im OP bekommt man selten etwas erklärt. Mittagessen oft nicht möglich, wir PJler haben versucht uns wenigstens iwie Essen mitzubringen (da ist die Kantine aber auch nicht kooperativ - Essen mitnehmen kostet). Feierabend je nach OP-Dauer, aber vor 15 Uhr waren wir nie draußen.
Schade fand ich die Situation, als ich gesagt habe, dass ich mich im ersten Tertial nicht gut damit fühle, einen Patienten "mal schnell" bei einem Hb von 8,0 eine Transfusion zu empfehlen und darüber aufzuklären. Die Assistenzärztin reagierte super gestresst und meinte, dass die Patientin dann eben keine bekommt, wenn ich das nicht mache. Noch schlimmer ist, dass ich ihre Reaktion und ihren Stress bei der vielen Arbeit total verstehen konnte.
Kreißsaal: Morgens bei der Frühbesprechung muss man stehen statt sitzen. Hier ist alles noch auf Papier. Einmal habe ich eine Besprechung verpasst, weil ich Akten durchsuchen musste. Hier darf man mal einen Schall machen und wenn man sich gut mit den Hebammen stellt (immer vorstellen), dann darf man bei OPs dabei sein. Bei Sectios darf man auch dabei sein. Eigentlich ganz nett, aber die Lehre muss man sich erkämpfen.
Ambulanzen: Der schönste Teil, hier lernt man am meisten über körperliche Untersuchung und Fetometrien.
Wöchnerinnenstation: Einmal jeden Morgen allen Blut abnehmen und dann Mutterpässe ausfüllen und austeilen. Das macht man meist eine Woche lang, man lernt nicht viel, ist aber dankbar, nicht in den OP zu müssen.
Ich bin in meinen beiden anderen Tertialen in einem kleinen Krankenhaus und in der Schweiz gewesen und muss sagen: dort hab ich weitaus mehr gelernt. Ich lege euch ans Herz, nicht ans Klinikum rechts der Isar zu gehen, außer ihr steht drauf, ausgenutzt zu werden.
Liebe Chefs: wenn ihr uns schon als Hilfe braucht, dann sorgt wenigstens dafür, dass wir Zugang zu den Arbeitsbereichen Kreißsaal, Umkleide, Kleidung und OP bekommen.