Beim MGH handelt es sich um ein tertiary care Krankenhaus mit etwa 480 Betten. Während die CCU kürzlich den neusten Standards entsprechend renoviert wurde, befinden sich andere Teile des Krankenhauses in einem eher alten Zustand. Zur Zeit wird jedoch ein neues Krankenhaus gebaut, in das das MGH in einigen Jahren umziehen soll. Der Schwerpunkt der CCU liegt auf der Behandlung bzw. Nachsorge kritisch kranker oder instabiler kardiologischer Patienten. Im Haus befindet sich ein elektrophysiologisches Katheter-Labor. Das hämodynamische Katheter-Labor befindet sich im benachbarten Royal Viktoria Hospital und wird gemeinsam genutzt.
Der Arbeitstag begann zumeist um 8.00 Uhr mit der Übergabe des Nachtdienstes. Ein Team besteht aus einem Oberarzt (Staff), einem erfahrenen Assistenzarzt (Fellow) sowie 1-2 jungen Assistenzärzten (Resident). Nach der Übergabe wurde jeden morgen vom Oberarzt ein 60-90 minütiges Teaching zu kardiologischen Themen für das Team gehalten. Danach fand die Stationsvisite statt. Nach einer einstündigen Mittagsvorlesung, bei der es kostenlos Essen gab, verbrachte ich den Nachmittag meist in der Notaufnahme mit dem Sichten von Patienten, die sich mit kardiologischen Symptomen präsentierten. Alternativ wurden Patienten auf anderen Stationen besucht und in ihrer Entwicklung verfolgt.
Als Student wurde ich sowohl in die Visite als auch in das Teaching am Morgen gut eingebunden. Es bestand immer die Möglichkeit zu Fragen zu stellen, oder Patienten unter Anleitung zu untersuchen. Die Hauptbeschäftigung bestand jedoch in der Bearbeitung von Konsilen in der Notaufnahme. Meist konnte ich zunächst alleine die Anamnese erheben und den Patienten körperlich untersuchen. Anschließend präsentierte ich alle Befunde, inklusive meines persönlichen Eindrucks und eines Therapievorschlags, dem Fellow oder Staff.
Der Arbeitstag endete meist zwischen 17.00 und 19.00 Uhr. Wochenenddienste konnten freiwillig abgeleistet werden.
FAZIT:
Der Aufenthalt in Montreal hat meine Erwartungen voll erfüllt. Ich war gut in das Team eingebunden, konnte nach Eingewöhnung in der ersten Woche selbstständig arbeiten und habe sehr vom Teaching profitiert. Die Stimmung war im Allgemeinen sehr kollegial und gut, die meisten Ärzte sind hochmotiviert und es wird nur selten über Missstände geklagt. Die Cardiac Care Unit eignet sich auf Grund der Fülle unterschiedlichster Patienten gut für deutsche PJler, praktische Tätigkeiten wie Nadeln legen etc. werden jedoch nahezu vollständig von den Schwestern übernommen.
Die Stadt Montreal bietet eine interessante Mischung aus europäischen und amerikanischen Einflüssen. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt.
Auch wenn 2 Monate CCU im MGH spannend waren, wäre es sicherlich interessant gewesen, den Aufenthalt in 2 Hälften zu teilen und so auch noch das Jewish General Hospital kennen zu lernen. Auf dem Bewerbungsformular kann dies als Wunsch angegeben werden.
Bewerbung
Die Bewerbung an der McGill University sollte etwa 6-12 Monate vor Beginn des Praktischen Jahres abgeschickt werden. Es müssen zahlreiche Unterlagen eingereicht werden, unter anderem ein Sprachzertifikat sowie Bestätigungen über klinische Erfahrung, Empfehlungsschreiben sowie Bescheinigung einiger Impfungen. Informationen finden sich auf http://www.medicine.mcgill.ca/ugme/electives/visiting_interapp_en.htm.
Ein Visum wird für einen 2-monatigen Aufenthalt in Kanada nicht benötigt, im medizinischen Bereich aktive Personen brauchen jedoch eine spezielle Erlaubnis, um im Krankenhaus tätig werden zu dürfen. Um diese zu erhalten müssen zunächst bei einer kanadischen Botschaft die Bestätigungen der Universität in Montreal, sowie des College des medecins du Quebec eingereicht werden. Man erhält daraufhin von der Botschaft weitere Instruktionen für eine Medizinische Untersuchung (inkl. Röntgen Thorax und HIV-/Syphilis Bluttest) welche in Deutschland durchgeführt werden muss. Schlussendlich erhält man einige Wochen nach der Untersuchung eine Einreise-/Tätigkeitserlaubnis aus Kanada per Post. Die Kosten für die medizinische Untersuchung sowie die Registrierung am College des medecins betragen etwa 300 Euro.