PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Mbarara University Hospital (2/2020 bis 4/2020)

Station(en)
OP, female-ward, Notaufnahme
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Bochum
Kommentar
Sehr interessant, aber auch sehr speziell. Medizin auf niedrigstem Niveau und noch weit unter den Nachbarländern (Kenia, Tansania etc.).
Mbarara ist nicht nur eine neue Erfahrung, man kann durchaus inhaltlich aber natürlich v.a. praktisch hier viel lernen. Medizinische Expertise besteht, die Infrastruktur ist nur einfach eine Katastrophe.

Wenn ihr euch in der Klinik vorstellt, steht ihr vor der ersten grundlegenden Überlegung: wollt ihr zuschauen und hier und da ein bisschen anpacken, oder wollt ihr richtig arbeiten, dafür aber weniger Freizeit und mehr Verantwortung haben. Diese Entscheidung trefft ihr über eure Vorstellung. Bezeichnet ihr euch selbst als "elective student" (=Famulatur), dann habt ihr Narrenfreiheit und könnt mehr oder weniger tun und lassen was ihr wollt. Geht auf Station, geht in die Notaufnahme, geht zu Vorlesungen - ganz egal. In diesem Fall werdet ihr hier und da auch praktische Tätigkeiten übernehmen, aber an euch werden keine Erwartungen gestellt. Bezeichnet ihr euch als "medical intern" (PJler), dann sieht die Sache ein bisschen anders aus. Ihr rotiert mit den anderen interns und müsst durchaus Dienste machen und am Wochenende im OP stehen. Ihr arbeitet euch nicht tot, aber ihr könnt nicht einfach um eins nach Hause, weil ihr keinen Bock mehr habt. Die ugandischen Interns übernehmen aber aufgrund der Struktur des dortigen Gesundheitssystems eine ganz andere Rolle als in Deutschland. Es wird erwartet, dass interns operieren lernen (nicht assistieren, sondern operieren). Wenn es euch zu wild wird, könnt ihr immer nein sagen, aber tendenziell kann man kleine OPs selbst durchführen und in der Gyn z.B. als 1. Operateur Sectios machen. Das Prinzip lautet ganz brutal "see one, do one".
Mir persönlich hat die Notaufnahme am besten gefallen. Hier könnt ihr täglich große Wunden nähen, Abszesse eröffnen, Brüche schienen etc. Aaaaber, die Erfahrung kann grenzwertig sein. Es streben täglich mehrere Menschen um euch rum (regelmäßig aufgrund so banaler Sachen wie einem Stromausfall) und es kommen heftige Polytraumata/SHT/Verbrennungen ohne die Möglichkeit einer adäquaten Versorgung. Hier kann man nicht viel falsch machen, weil man überhaupt nicht viel machen kann. Das ist manchmal schwierig zu ertragen.

Ansonsten ist Mbarara relativ sicher und das Land natürlich wunderschön. Es sind mehrere Nationalparks als Tagestripp zu erreichen. Als Weißer wird man immer im Alltag (außer im Krankenhaus) angeguckt, angesprochen und bei allem was Geld beinhaltet übers Ohr gehauen. Frauen, die allein unterwegs sind, sind in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und generell sollte man nachts nicht raus. Die Wohnanlage ist aber überwacht und sicher.

Mein Fazit: Die Ärzte sind super nett (alle sprechen Englisch), die Erfahrung ist auf jeden Fall wertvoll, aber man kann auch wissenstechnisch was mitnehmen. Ich kann Mbarara nicht uneingeschränkt weiterempfehlen, aber ich würde es jeder Zeit wieder machen.

Disclaimer: Ich gehe davon aus, dass ich das nicht betonen muss, aber trotzdem noch mal: Afrika ist selbstverständlich kein Spielplatz für westliche Mediziner!!! Ihr solltet nur Aufgaben übernehmen, die ihr in eurer späteren Karriere brauchen könnt und bei denen das Risiko einigermaßen absehbar ist. Ihr seid im Zweifelsfall zwar genauso gut oder schlecht qualifiziert wie der ugandische intern, aber der wird die praktischen Skills nach nur einem Jahr tatsächlich brauchen, ihr nicht.
Bewerbung
Die Organisation ist glücklicherweise ziemlich unproblematisch. Bewerbungen laufen über das „International Relations Office“ ( hier findet ihr alle wichtigen Infos: https://www.must.ac.ug/services/international-relations-office/ ), ca. 3-6Monate im Voraus.

Für die Anreise: öffentliche Verkehrsmittel sind tagsüber sicher, das kann euch alleine für die Fahrt von Entebbe nach Mbarara 100$ sparen. Das Land ist ziemlich günstig (Hauptgericht am Straßenrand 25ct, zwei Ananas 50-75ct), aber alles touristische ist EXTREM teuer (pro Tag touristischer Aktivität zwischen 80$ wenn ihr alles selber organisiert und Öffis nehmt und 150-200$, wenn ihr ihr einen Guide mit Auto bucht).

Der Dresscode ist eher smart (Männer mit Hemd, Anzughose und vernünftigen Schuhen) und ihr müsst auf jeden Fall einen Kittel (besser 2) und EIGENE OP-KLAMOTTEN mitbringen. Generell solltet ihr alles mitbringen, was noch in den Koffer passt, es fehlt an allem. Ich würde wie folgt priorisieren: OP-Klamotten, Mundschütze, OP-Hauben, Desinfektionsmittel. Wenn ihr Sachspenden auftreiben könnt empfiehlt sich v.a. Nahtmaterial (müssen die Patienten immer selbst kaufen und ihr seid öfter damit konfrontiert jemanden nähen zu sollen, aber nichts zu haben) v.a. Nylon 1.0/2.0 und Vicyrl 1.0/2.0
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Punktionen
Eigene Patienten betreuen
Mitoperieren
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Gipsanlage
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
nichts
Gebühren in EUR
500US$ für 2 Monate, 5US$ pro Tag für die Unterkunft

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
3
Freizeit
3
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.33