Zusammengefasst war das Tertial in der Neurologie sehr lehrreich, zwischenmenschlich mit dem dortigen Team angenehm und ich kann es nur weiter empfehlen. Wie es genau auf der Station ablief bzw. was man alles übernehmen durfte hängt ja am Ende größtenteils von den gerade dorthin rotierten Assistenten ab, wobei ich hier ziemlich Glück hatte. Daher versuche ich eher grob die konstanten Bedingungen zu beschreiben:
Station N3 Süd: Diese befindet sich im Neubau mit einer großen Station, die jedoch in "Nord" und eben "Süd" eingeteilt ist. Hier gibt es ganz viele gemischte Krankheitsbilder, gerade auch ein paar seltenere Sachen mit Schwerpunkt z.B. auf ALS-Patienten. Neben den üblichen PJ-Aufgaben fand ich hier ein sehr nettes Facharzt-Team, das einen so viel wie möglich einbindet, selbstständiges Arbeiten fordert, LPs sind angedacht. Der zuständige Oberarzt war auch sehr freundlich, bemüht einem viel beizubringen und man konnte sich sehr viel bei seinen detaillierten Untersuchungen und Anamnesen abschauen. Einziger Minuspunkt: Im Eifer des Gefechts wurde häufig überzogen, sodass ich öfter auch erst 18Uhr raus war, was nach ein paar Wochen dann doch etwas gestört hat und ich froh über einen Wechsel mit geregelteren Arbeitszeiten war.
Allgemein: Mo-Do: 8-17 Uhr Arbeitszeit. Freitag Studientag, der bei mir wegen Corona online mit 1,5h Seminar stattfand. Gerade die kurze Woche empfand ich als sehr angenehm, sodass die Bedingungen auch bei nur 250€ pro Monat noch akzeptabel im Vergleich sind. Morgens gibt es immer eine Frühbesprechung mit Röntgen-Demo, dort kann man wirklich gut ein wenig seine Neuroradiologie-Fertigkeiten ausbauen. Donnerstag ist beim für Lehre zuständigen Oberarzt immer ein kleines PJ-Treffen, wo wir Fälle von der Station mitbringen sollten zum "Besprechen", ähnlich wie bei M3. Ich fand es eher nicht so sinnvoll, da es komisch ist im praktischen Jahr theoretisch über Patienten zu sprechen, die paar Meter weiter im Zimmer liegen und wo es m.M. nach mehr gebracht hätte diese praktisch unter Supervision zu untersuchen und vorzustellen. Eine Rotation in die Notaufnahme ist auch möglich!
Organisation: Jetzt kommt leider der große Minuspunkt, wofür das ärztliche Team der Neurologie relativ wenig konnte und teilweise genauso wenig Verständnis hatte:
1. Rotation:
Die Einteilung der PJ-Studenten findet leider völlig willkürlich statt (z.B. auf die ITS zu Beginn, was nach wenigen Wochen abgebrochen wurde), sodass man auch bei mind. 5 Stationen und nur 3 PJlern einfach eingeteilt wird, dann aber im Verlauf bloß keine Arbeit mehr machen sollte und sich untereinander einigen möge für weitere Rotationen. Auch wurden PJler "zwangsrotiert" um Personallücken zu schließen.
2. Zugänge etc.:
SAP-Zugänge dürfen erst am ersten Arbeitstag beantragt werden, benötigen aber ca. 3 Wochen zur Bearbeitung. Bei mir kamen nach hin und her mit der IT nach 5 Wochen nur Zugänge für den PC, nicht fürs SAP. Hätte man einen SAP Zugang dürfte man aber wohl auch keine Briefe damit schreiben, wie ich hörte. Dass die Akten nun in einem extra Programm gerade digitalisiert wurden, und auch dafür ein Zugang gut wäre wurde gar nicht beachtet. Ich habe es schließlich aufgegeben und musste mich ohne Zugänge an die Ärzte wenden. Es gibt auch keine Schlüssel o.ä. ("sie sind ja nicht Mitarbeiter des Hauses"), sodass man teilweise bei dem abgeschlossenen Arztzimmer sich immer die Schlüssel der Ärzte oder Pflege ausborgen musste. Ebenso hatt man keinen Zugang zur Wäsche und musste auch hier immer den Ärzten hinterherlaufen und den Schlüssel abquatschen - nervig.
3. Mittag: Mittagspausen waren eigentlich immer möglich und wurden teilweise in netter Runde mit dem Team verbracht. Ein Teil besuchte die Unimedizin-eigene (!) Cafeteria vor Ort, wo man für 5€ mittelmäßiges Mittag bekam. Leider gibt es keinerlei Studenten/Azubi etc. Rabatt, sodass es gerade im Vergleich zur Mensa am Campus Schillingallee und im Verhältnis zu 250€ im Montag doch recht kostspielig ist. Der Witz ist, dass man sein Brot o.ä., auch wenn man im Team mit 4-5 bezahlenden Ärzten an einem Tisch sitzt, nur draußen Essen darf, auf gar keinen Fall im Cafe, denn dann wird man vor versammelter Mannschaft vom Personal rausgeschmissen.