Am ersten Tag wurde ich im Chef-Sekretariat empfangen. Die Sekretärin hat mich mit Namen begrüßt und herzlich willkommen geheißen. Ich habe einen Umschlag mit einigen Unterlagen wie Telefonliste, Logbuch und ein paar Mund-Nasen-Masken bekommen. Auch ein eigenes Telefon wurde mir zur Verfügung gestellt. Dann wurden wir noch durchs Haus geführt und haben im Keller in der Schüler*innen-Umkleide eigene Spinde bekommen (Vorhängeschloss selber mitbringen!). Danach ging es direkt auf Station, wo wir dann erstmal so mitgelaufen sind und die ersten Sachen gezeigt bekommen haben. Eigene Zugänge zum Computersystem wurden uns direkt bereitgestellt. Nachmittags hat der Chefarzt dann ein Gespräch mit uns geführt und uns den Ablauf erklärt. Wir haben uns dann selbstständig auf Unfall-, Allgemeinchirurgie und Notaufnahme aufgeteilt. Generell war man als PJler*in komplett ins Team eingebunden, der Kontakt zu allen Kolleginnen und Kollegen aller Abteilungen und Berufsgruppen war durchweg angenehm und freundlich. Klassische PJler*innen-Arbeit wie Blutentnahmen halten sich sehr in Grenzen, da die Blutentnahmen von Stationssekretärinnen erledigt werden. Nur manche externen Patient*innen, „schwere Fälle“ und Abnahmen aus ZVKs bleiben für einen übrig. Viggos legt man immer mal zwischendurch, wenn es nötig ist. Es gibt im Haus einen sehr engagierten Sozialdienst, somit waren sämtliche Reha-Anträge etc. überhaupt nicht durch uns zu erledigen.
In den OP kann man – insbesondere in der ACH - wann immer man will, auch wenn dann mehr Routinearbeiten bei den Stationsärzt*innen liegen bleibt. Hier hat man echt alle Freiheiten. Es ist möglich und explizit gewünscht, dass man mindestens zwei Dienste pro Halbtertial mitmacht. Hierbei bleibt man aber nicht 24h vor Ort, sondern kommt um 8:00 (wie die/der Diensthabende auch) und geht aber spätestens gegen Mitternacht. Der nächste Tag ist dann frei. Alternativ kann man am Wochenende kommen und dafür einen Tag unter der Woche frei nehmen. Lerntage gibt es ½ pro Woche, die darf man aber zu maximal 2 Tagen kumulieren. PJ Unterricht gab es nicht im eigentlichen Sinn. Der Chef der ACH (und alle anderen auch, vor allem wenn man fragt) erklärt aber oft etwas im Anschluss an die Besprechung und man kann jederzeit Fragen stellen und bekommt ausführliche Antworten. Zweimal wöchentlich findet eine Röntgen-Demo in der ACH statt, und man kann zur Tumorkonferenz gehen, wenn man mag. Außerdem kann man den PJ-Unterricht in der Inneren besuchen. Es gibt gratis Mittagessen, Kleidung wird gestellt und man bekommt eine Aufwandsentschädigung von 390€ im Monat. Bei Bedarf kann man im Wohnheim unterkommen und muss lediglich Nebenkosten zahlen. Die Oberärztin der ACH ist die offizielle PJ-Mentorin und führt die Zwischengespräche. Sie ist unglaublich hilfsbereit und superlieb. Pfaffenhofen ist öffentlich eine halbe Zugstunde von München weg, der Fußweg vom Bahnhof zum Krankenhaus beträgt ca. 15 Minuten. Hier empfiehlt sich ein Bahnhofsrad! Mit dem Auto ca. 45 Minuten ab München, man fährt antizyklisch und steht eigentlich nie im Stau.
Der Tagesablauf war je nach Abteilung etwas unterschiedlich:
ACH: Übergabe vom Nachtdienst um 7:00 Uhr, anschließend Visite und danach noch Besprechung. Ab 8:00 Uhr OP/Stationsarbeit. 14:00 Uhr Nachmittagsbesprechung und anschließend nochmal Stationsarbeit bis meistens 15:30 - 16:30 Uhr.
UCH: Übergabe vom Nachtdienst um 7:15 Uhr (die ist hier etwas ausführlicher als in der ACH, da alle Röntgenaufnahmen der Notaufnahmen seit dem Vortag angeschaut und besprochen werden), dann Besprechung von OP-Plan und Station und anschließend Visite. Ab 8:00 OP-Programm, was sich aber in der Regel noch überschneidet, man verpasst also meistens den Großteil der Visite, wenn man zum ersten Punkt im Saal dabei ist. 15:00 Uhr Nachmittagsbesprechung. Im Gegensatz zur ACH geht man hier nach der Besprechung an den allermeisten Tagen direkt nach Hause, der Feierabend ist hier also etwas früher und pünktlicher. Zur UCH muss man noch sagen, dass dort während unseres PJs kein*e Chef*in, sondern „nur“ eine kommissarische Leitung vorhanden war. Das hat man schon gemerkt, es gab keine wirkliche Führung und niemand, der bei Meinungsverschiedenheiten und Diskussionen mal das letzte Wort gesprochen hat. Das war etwas anstrengend, aber man war ja in erster Linie mit den Assistenzärzt*innen im direkten Kontakt.
Notaufnahme: Die Dienstzeiten entsprechen denen, der jeweiligen Abteilung. Insbesondere, wenn viel los ist, kann man relativ selbstständig arbeiten. Man sieht hier von Kleinigkeiten bis zu seltenen Krankheits- und Verletzungsbildern relativ viel. Dank der relativ kleinen Abteilung bekommt man immer alles mit. Wenn mal ein spannender Fall in der Inneren kommt, kann man hier auch gerne zusehen und mithelfen. Man untersucht selbstständig, nimmt Blut ab, legt Zugänge, macht Sonos, hilft bei Schockraumversorgungen, näht Wunden, spaltet Abszesse, hilft beim Gipsen, dokumentiert, meldet Untersuchungen an und stellt eigene Patient*innen auch selber den Oberärzt*innen vor. Generell ist die Notaufnahme sehr zu empfehlen, es ist kurzweilig, abwechslungsreich und man kann hier am meisten selber machen. Als absolutes Highlight durfte ich selber eine Thoraxdrainage legen. Ich bin während der Notaufnahmen-Zeit noch NEF mitgefahren, was eine sehr spannende Abwechslung war.
Zur OP-Arbeit: man kann eigentlich, wann immer man will, mit in den OP. In aller Regel ist man steril am Tisch, und dann auch oft als erste Assistenz. Nur bei größeren OPs wie Hüft-TEPs oder großen Bauch-OPs ist man meistens zweite Assistenz. Man darf, je nach eigenem Interesse und Engagement aktiv mitoperieren, Nähen, und mit etwas Glück sogar kleine Eingriffe unter Anleitung selber machen (z.B. Metallentfernungen, Kyphoplastien, VAC-Wechsel). Selbst wenn mal kein Platz am Tisch ist, kann man in den OP und dann halt „nur“ zusehen, wenn man interessiert ist. Wenn zwischen zwei OPs etwas Zeit ist, es sich aber nicht lohnt, sich aus- und wieder einzuschleusen, kann man in der Küche eine Suppe essen, einen Kaffee oder Wasser trinken (alles umsonst) oder auch einfach mal kurz sitzen. Die Akzeptanz bei der OP-Pflege ist hervorragend, der Umgangston sehr freundlich und kollegial.
Generell kann ich zusammenfassen: Mein chirurgisches Tertial in Pfaffenhofen war ein echter Glücksgriff! Die Stimmung ist gut, man wird als vollwertiges Mitglied im Team aufgenommen und hat so ziemlich alle Freiheiten im Rahmen der Gegebenheiten. Man wird nicht für Drecksarbeit ausgebeutet, sondern kann ziemlich flexibel bestimmen, was man machen möchte. So lernt man viel und hat wirklich auch Spaß bei der Arbeit.