Ich kann die Pädiatrie in Bremen wirklich nicht  empfehlen und rate jedem, sich gut zu überlegen ob man hier ein Tertial verbringen möchte. Meine Erfahrung war echt ganz schön katastrophal, vor allem zwischenmenschlich, dass ich nach kurzer Zeit den PJ-Beauftragten des Klinikums kontaktierte und glücklicherweise einen Wechsel meines Wahlfachs ermöglicht bekommen habe... Ich bin über diese Erfahrung immer noch völlig entgeistert und hätte mir aufgrund der relativ positiven Erfahrungsberichte hier nicht im Traum vorstellen können dass es so schlimm werden könnte, daher stelle ich jetzt mal meine Erfahrung auch hier rein.
Wir waren drei PJler, die zunächst von einer Sekretärin auf die Stationen aufgeteilt wurden. Ich wurde von ihr auf die allgemeinpädiatrische Station gebracht und auf dem Flur stehen gelassen. Nach einem kurzen Gespräch mit einer dortigen Mitarbeiterin erfuhr ich, dass es sich nicht (mehr) um eine allgemeinpädiatrische Station handelte, sondern um die Covid-19-Station der Pädiatrie, auf der sowohl bestätigte Covid-Fälle behandelt als auch Verdachtsfälle getestet wurden. Es gab 6 PatientInnen.
Da PJler am KBM eigentlich nicht zur Covid-Versorgung herangezogen werden sollen (das wurde uns bei der allgemeinen Begrüßung aller PJler mitgeteilt) und ich im Hinblick auf das M3 ein größeres Spektrum an pädiatrischen Erkrankungen sehen wollte, fragte ich zaghaft nach, ob ein Wechsel auf eine andere Station möglich wäre. Es wurde ein Termin bei einer leitenden Oberärztin für mich ausgemacht. Diese blaffte mich mit den freundlichen Worten "Und was haben Sie jetzt für ein Problem?" zur Begrüßung an. Da musste ich erstmal schlucken, schilderte ihr aber die Situation und meinen Wunsch, woraufhin sie unwillig erklärte, dass ich auf keiner anderen Station eingesetzt werden könne, da diese voll besetzt sind. Einzig die Tagesklinik wäre eine Möglichkeit, allerdings sei diese nicht für PJler ausgerichtet. Ich bat also darum, zur Tagesklinik versetzt zu werden.
In der Tagesklinik fluktuiert die ärztliche Besetzung sehr, in den Tagen in denen ich da war war nur der leitende OA konstant anwesend. Er ließ mich größtenteils links liegen und richtete wenn dann nur ein Wort an mich, um eine Frage zu stellen (wenn ich was falsches sagte, bekam ich die richtige Antwort oft nicht...), über die Station und ihre Abläufe erfuhr ich von ihm nichts, einen festen PJ-Ansprechpartner oder jemanden der sich meiner angenommen hat gab es ebenfalls nicht.
Als mir eine Krankenpflegerin auf mein nachfrageneinige Dinge auf Station zeigte, wurde sie von einer Kollegin angefahren, warum sie "ihr" was erkläre, "sie" gehöre ja schließlich nicht zur Pflege.
Als ich bei einer anderen Pflegerin einen Patientenplan sah und freundlich fragte, ob ich auch so einen Plan bekommen könnte, bekam ich keinen mit der Begründung, dass die nur die Pflege diese Pläne bekämen. Ich müsse mir also selbst alle Patienten handschriftlich irgendwo abschreiben.
Den größten Teil des Tages stand ich also verloren und ziemlich hilflos in der Gegend herum, und kaum jemand sprach mit mir, abwohl ich immer wieder Interesse bekundete und versuchte, mich zu integrieren.  Wenn ich fragte, ob es etwas zu tun gab hörte ich immer ein nein zu hören (in der TK gibt es wirklich so gut wie nichts womit ein PJ das Team unterstützen könnte). Das wäre an sich nicht schlimm gewesen, wenn es nicht einige Mitarbeiter gegeben hätte, die mir durch ihre unfreundliche Art gezeigt hätten, dass ich dort einfach nicht willkommen bin.
Als ich fragte, wo es FFP2 Masken gibt, wurde mir grimmig und ohne aufzublicken gesagt "Im Schrank im Flur". Der Schrank war abgeschlossen.
Als ich vom Flur zurückkam und fragte, ob ich den Schlüssel haben könnte wurde genervt geantwortet "Nein ich habe jetzt keine Zeit, frag jemand anderen". Im Raum saßen vier Leute stumm an ihren Computern, niemand blickte auf oder reagierte auf irgendeine Weise.
Es herrschte einfach nur unangenehmes Schweigen.
Als ich am nächsten Tag einen Raum suchte, wo eine Intervention stattfinden sollte, erklärten mir zwei Mitarbeiter(innen) den Weg so, dass ich ihn nicht finden konnte. Als ich bei einer dritten Person nachfragen wollte und höflich "Entschuldigen Sie bitte..." sagte, wurde ich mit den Worten "JETZT NICHT!" angekeift, anschließend ging die Person einfach weg. Ich war völlig sprachlos. Im Endefekt kam ich dann zu spät zum Raum, und als ich vorsichtig klopfte und fragte, ob ich hereinkommen darf, wurde ich angeblafft, dass ich zu spät sei und alles vorbei ist. Irgendeiner der Anwesenden reagierte darauf mit einem spöttischen "Ooooooooh" und der Rest lachte.
Danach musste ich erstmal auf eine Toilette gehen, weil mir mittlerweile die Tränen gekommen sind.
Der Knüller kam dann aber erst am Nachmittag. Ich besuchte ein PJ-Seminar. Als ich zurückkam, fand ich die Tagesklinik dunkel und abgeschlossen vor - alle meine Sachen, meine Kleidung, meine Hausschlüssel, mein Handy - alles eingeschlossen. Vorher habe ich immer bis 16:30 Uhr dort gearbeitet und habe nicht geahnt, dass die Arbeitszeiten am Mittwoch ganz anders sind (natürlich hätte ich das explizit erfragen können, aber ich habe schlicht nicht daran gedacht und hätte mir zumindest gewünscht, dass irgendjemand vielleicht eine Notiz für mich hinterlässt, die Station ist ja wirklich sehr klein sodass man eigentlich problemlos den Überblick darüber hat, wer gerade anwesend ist und wer nicht. Zudem war mein Rucksack mit den Sachen der anderen Ärzte eingschlossen, sodass sie gesehen haben, dass meine Sachen dort verblieben sind).
Die Schlüsselbeschaffung war eine reine Odysee und auch hier habe ich kaum Hilfe bekommen. Ich war an diesem Punkt wirklich verzweifelt und habe mich wie im falschen Film gefühlt.
Diese ersten drei Tage waren für mich zwischenmenschlich eine schlechte Erfahrung, dass ich am nächsten Tag das Wahlfach wechselte (mittlerweile bin ich im dritten Tertial und kann sagen, dass ich danach nie auch nur im Ansatz eine ähnliche Erfahrung hatte, von der muss es wohl am Klima im Team der Pädiatrie liegen).
Ansonsten noch ein paar Informationen zur Pädiatrie generell:
- Ab Februar 2021 zieht die Pädiatrie ins neue Hauptgebäude um, dann wird es die Möglichkeit geben in der nahe gelegten Cafeteria etwas zu essen, was echt ein Upgrade ist
- Das LdW und die Pädiatrie des KBM werden dann zusammengelegt
- Derzeit gibt es gibt eine hämatoonkologische Station, eine Neuropädiatrie, eine allgemeinpädiatrische Station und die Tagesklinik
- Auf der hämatoonkologischen Station steht der PJler wie ich es mitbekommen habe meist ebenfalls leider nur herum und kann sehr wenig machen
- mittags immer eine Mittagsbesprechung, zu der das ärztliche Personal aller Stationen geht. Ich habe davon nicht unbedingt profitiert, da insgesamt wenig besprochen wird. Ich habe die Atmosphäre als nicht besonders kollegial und eher angespannt empfunden, aber das ist nur mein persönlicher Eindruck
Fazit: Zwischenmenschlich extrem speziell und wer eine gute und lehrreiche Zeit mit Praxis haben möchte sollte unbedingt wanders hin!