Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Marburg
Kommentar
Vorab: Das Tertial in Sarnen hat mir so gut gefallen, dass ich mitunter deshalb beschlossen habe, meine Assistenzarzt-Zeit in der Schweiz zu beginnen.
Zum Tagesablauf wurde hier schon viel geschrieben, deshalb hier nur mein persönliches Pro/Contra:
Pro: - Lange Rotation auf ZNA möglich, ich war insgesamt ca. 8 Wochen nur in der ZNA.
- DIe Ärzt:innen sind alle super nett. Man wird von Tag eins ins Team integriert, darf viele Dinge alleine machen und bekommt viel Vertrauen geschenkt.
- Flache Hierarchien: Bis auf den Chef ist man direkt wie selbstverständlich mit allen per Du und wird gleich behandelt. Die Lehre zwischendurch ist super und man bekommt viel erklärt, kann aber auch jederzeit alles nachfragen und die Ärzte nehmen sich Zeit. Gerade OA Robert Einsle fand ich super angenehm, der hat die ZNA sowas von im Griff, ist gleichzeitig super nett und er nimmt sich viel Zeit.
- Keine Blutentnahmen: Alles Aufgabe der Pflege in der Schweiz. Generell war ich erstaunt, wie viel Pflegepersonal auf Station anwesend ist und wie viele Aufgaben diese auch übernehmen.
- Arbeitsalltag: Die Ärzte dort bleiben zwar abends lang, haben aber nicht so einen krassen Durchsatz wie an deutschen Kliniken. Eine geregelte Frühstücks- und Mittagspause war auf Station immer möglich, was mir persönlich sehr wichtig ist.
- Freizeit: Das Städtchen Sarnen ist absolut malerisch, mit dem See und der Bergkulisse im Hintergrund. Ich war im Winter dort und eigentlich jedes Wochenende Skifahren. Melchsee-Frutt ist 20 Minuten weg, Hasliberg 30 Minuten mit Öffis erreichbar. Größere Skigebiete wie zB Grindelwald oder Engelberg mit dem Auto auch nur 45 Minuten, also echt top! Luzern ist auch super schön und nach Zürich ist es auch nicht sooo weit, das sind auf jeden fall auch Tagestripps wert.
- Wohnheim: Das Wohnheim ist direkt neben dem Klinikum und mit Seeblick. Es gibt zwei Stockwerke, als ich dort war waren wir PJler alle zusammen auf einem Stockwerk, was sehr angenehm war fand ich, weil man sich gut kannte. Die Zimmer sind nicht super groß und spartanisch eingerichtet, man hat aber alles was man braucht. Bad und Küche werden mit dem Stockwerk geteilt (7 Zimmer), es gibt 2 Duschen und drei Toiletten. Insgesamt sind die Gemeinschaftsräume sehr sauber, einmal die Woche kommt eine Putzkraft. Es gibt ein Wohnzimmer mit Sofas und Fernseher und insgesamt ist alles recht geräumig, wodurch man den ein oder anderen sehr entspannten Abend haben konnte. Gerade für den Preis ist das echt unschlagbar.
- Fitness: Geheimtipp: Man kann jeden Tag ab 18 Uhr, am Wochenende ganztags, den Fitnessraum der Physios mitbenutzen. Nichts im Vergleich zu einem großen Fitnessstudio, aber man hat eigentlich alles was man braucht. Und er ist komplett kostenlos! Kann euch außerdem empfehlen, mal um den Sarner See zu joggen, eine sehr schöne Strecke, ca. 18km :)
Contra:
- Arbeitszeit: Mit dem gesteigerten Ansehen dort als Unterassistent kommt auch automatisch eine erhöhte Erwartung. Man kann mehr tun, also bleibt man meist auch länger im Haus. Ich war meistens zwischen 16:30 und 18 Uhr zuhause, mit Dienstbeginn 7.30. Hierzu muss man sagen, dass Ärzte und Unterassistenten auch normalerweise 50-Stunden-Verträge abschließen, wodurch ich dann trotzdem im Soll war. Im Vergleich zu meinen anderen Tertialen aber auf jeden Fall deutlich längere Arbeitszeit.
- Pickett-Dienste: Wie fast überall in der Schweiz muss man Pickett, also OP-Bereitschaftsdienste übernehmen, auch im Innere-Tertial. Je nach dem wie viele PJler da sind, variiert die Frequenz. Insgesamt hatte ich drei Wochenenden und ca. alle 7-8 Werktage unter der Woche Pickett. Da das Krankenhaus aber alles andere als ein Maximalversorger ist, finden gerade nachts auch nur super wenige OPs statt, da wurde ich kein einziges mal geweckt. Am Wochenende hatte ich im Durchschnitt 2-3 OPs. An sich ist das nicht schlimm, am Wochenende ist man nur leider gezwungen, im Wohnheim und Umgebung zu bleiben, weil man in 15 min im OP stehen muss.
Insgesamt enorme Empfehlung, euer PJ dort zu machen, ich habe tolle Leute kennengelernt und mal gesehen, wie gut es an einem Krankenhaus laufen kann, das kann sicherlich nicht schaden.
Bewerbung
Bei mir sehr spontan 2 Monate vor PJ Start, die anderen PJler hatten sich ca. 1.5 Jahre vorher beworben. Einfach per Mail an die HR-Abteilung :)