PJ-Tertial Chirurgie in Spital Linth (5/2022 bis 9/2022)
Station(en)
Chirurgie
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Muenster
Kommentar
Kurz und knapp: Die Zeit in Uznach war eine der schönsten und der perfekte Start ins PJ!
Klinik:
Die Klinik ist super modern und erst vor wenigen Jahren fertig renoviert worden. Da es ein Departement Chirurgie ist, gibt es keine Stationsaufteilung in ACH und UCH, sondern ACH, UCH, Kinderchirurgie und Uro sind auf einer Station, wobei die Urologie noch etwas separat ist.
Der Stationsalltag beginnt um 7.30 Uhr mit dem Morgenrapport, in dem die Patienten vom Vortag vom Notfall vorgestellt werden, z.T. Fortbildungen wie Journal Club oder Quick Soup abgehalten werden und kurz alle Patienten der Station besprochen werden. Danach gehen alle zusammen auf die IMC Station und machen dort Visite. Wenn dann noch Zeit ist, gehen alle zusammen in die Cafeteria Kaffee trinken und die Visite beginnt anschliessend um 8.30 Uhr. Als UHU (Unterassistent*in = PJler*in) ist es dabei die Aufgabe, die Visite an einem mobilen Computer zu dokumentieren , das Labor aufzurufen und ggf. Röntgen-/CT-/Sonoanmeldungen zu machen. Manchmal sieht man dadurch weniger, andererseits muss ist man aktiv mit bei der Visite dabei. Ab und zu hätte ich mir doch mehr Lehre während der Visite gewünscht - aber wie man es kennt, ist dafür leider meistens nicht viel Zeit. Nach der Visite werden dann die Sachen angeordnet, die in der Visite besprochen worden sind und Austritte (= Entlassungen) durchgeführt.
Mittags haben wir eigentlich jeden Tag mit den Assistent*innen zusammen gegessen. Das Essen wird immer gewogen - man hat die Auswahl zwischen Hauptgerichten und Salattheke und UHUs bekommen 60% Rabatt auf den Preis, was sehr hilfreich ist, da man so jeden Tag schon ca. 5-8 Franken für das Mittagessen gezahlt hat. Nachmittags wurden dann Austrittsbriefe für die Folgetage geschrieben. Um 15.30 Uhr war erneut Rapport, in dem die Patienten vom Notfall vorgestellt wurden. Zudem wird dort der OP-Plan für den kommenden Tag vorgestellt, in dem man fest mit eingeteilt ist. Danach folgte wieder die IMC Visite und entweder gab es noch etwas zu tun oder man durfte nach Hause gehen. Meistens war um 16.30-17 Uhr Feierabend.
Im OP ist man meistens zweite Assistenz, bei kleineren OPs auch erste. Da es ein B Spital ist und es keine Intensivstation gibt, werden vor allem zeitlich kürzere Eingriffe wie Appendektomien, Hernien-OPs, Hüft TEPs, aber auch Sigmaresektionen durchgeführt. Es wird häufig die Haut geklammert, weshalb man im OP selbst wenig zum Nähen kommt. Allerdings durfte ich z.B. bei einer OP auch die Laparoskopie-Kamera führen oder auch laparoskopisch eine Sehne durchschneiden und immer wieder selbst etwas machen. Vor meinem PJ habe ich leider nur schlechte Erfahrungen im OP gemacht und hatte somit nicht die grössten Erwartungen oder Begeisterung für Chirurgie, allerdings habe ich im Laufe meines PJs im Spital Linth wirklich Freude an der Chirurgie gefunden. Was auch daran lag, dass einem sowohl von der OP Pflege als auch von den Ärzt*innen alles sehr ruhig und freundlich erklärt wurde und man nie das Gefühl hatte, unerwünscht oder im Weg zu sein.
Aufgaben der UHUs:
- Team Time Out (vor den Operationen zu den Patienten gehen und checken, ob es sich um die richtigen handelt und ggf. die zu operierende Seite markieren)
- Eintrittsstatus (Anamnese und körperliche Untersuchung von elektiven Patienten mit erhöhtem OP-Risiko - danach dokumentieren, Diagnosen eintragen und deren Medikamente anordnen)
- Patienten entlassen
- Briefe schreiben inkl. Rezept, Physiotherapieverordnung, Arztzeugnis
- Assistenz im OP
- Visite dokumentieren
- Medikamentenanordnungen, Bildgebungsanordnungen, Physiotherapie anmelden
- Notfall: Patienten selbst sehen, untersuchen, FAST durchführen, chirurg. Wundversorgung selbstständig machen, Brief schreiben etc. (hat besonders viel Spass gemacht durch die Abwechslung) - alles unter Supervision
Wohnheim:
Das Wohnheim ist direkt neben der Klinik. Unten auf dem Flur ist der "Jungs-Flur" und oben der "Mädchen-Flur". Im 2. Stock gibt es dann noch Studios mit eigenem kleinen Badezimmer und Küchenzeile.
Ich hatte zuerst ein Studio gemietet, das jedoch kurzfristig vorher noch anderweitig vergeben worden ist, weshalb ich ein Zimmer auf dem "Mädchen-Flur" hatte und letztendlich sehr froh darüber war. Die Zimmer waren deutlich kühler bei der Wärme des Sommers, da die Studios direkt unter dem Dach sind. Zudem hat man immer die anderen zufällig auf dem Flur, in der Küche oder auf dem Balkon getroffen, was es eben gerade so nett gemacht hat. Wir hatten 2 Toiletten und eine Dusche für den ganzen Flur, was aber gar kein Problem war. Zudem wurden sie regelmässig geputzt. Wir UHUs und auch Assistenzärzt*innen, die im Wohnheim noch gewohnt haben, saßen eigentlich jeden Tag zusammen abends auf dem Balkon oder sind noch an die Linth baden gegangen.
Einzig allein die Küche ist nicht sonderlich gut ausgestattet, weshalb ich empfehlen würde, eine Pfanne, bisschen Geschirr und ein gutes Messer mitzunehmen. Zudem gibt es keine Kaffeemaschine im Wohnheim - also auch mitnehmen :-)
Am Wochenende haben wir meist die schöne Gegend erkundet - die Berge sind nah und umso mehr Möglichkeiten gibt es zum Baden.
Ein Auto ist wirklich super praktisch. Ich hatte sogar ein Auto vor Ort, habe mir aber auch ein Fahrrad bei Güntis 2-Rad-Shop in Schmerikon ausgeliehen und kann dies wärmstens empfehlen! Ich hatte ein super Mountainbike für einen fairen Preis und selbst am Ende, als mein Hinterreifen einen Platten hatte, hat er für die Reparatur nur 11 Franken berechnet. Absolut fair und dabei super nett, zuvorkommend und herzlich!
Pickett:
Jeder Tag muss von einem UHU mit Pickettdienst abgedeckt sein. Unter der Woche erhält man 50 Franken (17-7 Uhr) und am Wochenende 100 Franken (7-7 Uhr). In der Zeit darf man nicht weiter als 20-30 min vom Krankenhaus entfernt sein, falls man gerufen wird - problemlos kann man aber mit dem Rad an die Linth fahren und muss nicht den ganzen Tag zu Hause sitzen. Meistens wird man nur zu Sectios gerufen und ich wurde in 4 Monaten nur ein einziges Mal gerufen.
Studientage:
Man hat 2 Studientage pro Monat und kann sich die, nach Rücksprache mit den Assitent*innen, frei einteilen.
Zudem hat man noch zusätzlich 7 Urlaubstage, die nicht von den deutschen Urlaubstagen abgezogen werden.
Zusammenfassung:
Letztendlich war es ein wenig schade, dass über die Sommerzeit der PJ-Unterricht kaum stattgefunden hat, wenn aber, war er sehr gut und lehrreich. Allerdings wird sich das sicherlich bessern, da der Chef da sehr hinterher ist.
Rund um kann ich sagen, dass es ein super Tertial war und es meine Erwartungen übertroffen hat. Das liegt auch vor allem an der unglaublich großen Herzlichkeit, die einem von jedem und jeder einzelnen im Spital entgegengebracht wird. Die Hierarchien sind angenehm und mit den meisten ist man bei DU. Der Chefarzt ist sehr sympathisch und legt viel Wert darauf, dass wir UHUs etwas lernen und zufrieden sind. Man hat fast vollständig wie ein Assistent gearbeitet, nur mit dem Vorteil, dass man sie immer um Hilfe fragen konnte.
Eins der Highlights war das Grillfest, dass wir Chirurgie-UHUs für alle organisieren durften.
Alles in allem habe ich in meinem ersten Tertial hier sehr viel gelernt und bin einfach glücklich, das Spital Linth ausgewählt zu haben.