PJ-Tertial Innere in Kantonsspital Glarus (5/2023 bis 7/2023)

Station(en)
Innere, Geriatrie, ZPA
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Halbes PJ-Tertial in Glarus (Schweiz)

Zusammenfassende Bewertung:

Das PJ in der Inneren Medizin in Glarus ist klar zu empfehlen. Man ist besser ins Team eingebunden als ich das im Allgemeinen in Deutschland erlebt habe und betreut auch eigene Patienten auf Station selbstständig. Der Kontakt zu den Kaderärzten (Oberärzten) ist sehr eng, sodass man immer die Möglichkeit hat, Fragen zu stellen.
Planung
Ich habe mein PJ ca. 2 Jahre im Vorraus geplant. Trotzdem war damals nicht das gesamte Tertial frei, sodass ich nur ein halbes Tertial in Glarus verbracht habe. Nachdem immer wieder einige Studenten absagen, ist es gut möglich auch kurzfristig einen Platz zu bekommen. Vor meiner Ankunft waren wohl 3 von 4 Plätzen unbelegt.

Die Arbeit im Spital

Die Arbeitszeit war 7:45 bis 17 Uhr unter der Woche. Am Wochenende werden in der Inneren Medizin PJler nur an Sonntagen zur Visite eingeteilt. Dabei soll jeden Sonntag 1 PJler Visitendienst haben, das macht 1x/Monat einen Sonntagsdienst. An Feiertagen hat man frei, es sei denn, es sind 3 Feiertage am Stück. Für jeden Visitendienst (9 Uhr – 13 Uhr) gibt es einen Urlaubstag mehr. Pickettdienste gibt es in der Inneren nicht.
(CAVE: In der Chirurgie hat immer jemand Bereitschaft und muss sich in näherer Umgebung aufhalten. Zudem muss man auch öfter am Wochenende arbeiten.)
Der Arbeitstag beginnt mit dem Vorbereiten der Röntgen- und Morgenbesprechung. Nach einem kurzen Blick auf die neue Stationsliste erfährt man, ob es über Nacht Neuzugänge gab. Ggf. muss man sich die Aufnahmeakte kurz durchlesen. In der Röntgenbesprechung um 8 Uhr stellt man die eigenen Patienten selbstständig in 2 Sätzen vor. (Z.b. Frau Meier, 80-jährige Patientin, kam gestern mit Luftnot. Durchgeführt wurde ein Rö-Tx mit Frage nach Infiltrat, Stauung oder Erguss.) Dann erzählt der Radiologe, was auf den Bildern zu sehen ist. Im Anschluss geht es weiter zur Morgenbesprechung. Auch hier stellt man eigene, neue Patienten vor. Hier darf es auch etwas ausführlicher sein. Danach gehen die Ärzte gemeinsam Kaffeetrinken. (Kaffee ist teuer, Wasser ist gratis.) Zurück auf Station beginnt die Visite. Bei den eigenen Patienten führt man das Gespräch auch selbst. Wissen muss man dafür nicht viel. Man fragt, wie es geht, notiert alles und bespricht das weitere Vorgehen sowieso mit dem Assistenz- oder Kaderarzt. Nach Visite erledigt man anstehende Aufgaben wie Telefonate mit dem Hausarzt, Labor anmelden, Untersuchungen anmelden. Zur Mittagspause gehen die Assistenten gemeinsam in die Cafeteria und essen gemütlich (ca 1h). Das Essen wird gewogen und ist, wie alles in der Schweiz, kein Schnäppchen. Jedoch darf man sich dazu immer eine Suppe, Brot und Beilagensalat umsonst nehmen. Viele bringen sich auch selbst etwas mit, es gibt eine Mikrowelle. Um 15 oder 16 Uhr ist dann noch Kurvenvisite mit der Pflege. Zudem gibt es 2x/Woche eine Fortbildung aus Zürich, die live übertragen wird. 1x pro Woche gibt es eine Single-choice Fragerunde zu Facharztfragen, in der sich auch die UHUs beteiligen müssen. 1x pro Woche gibt es eine Präsentation (hier werden die UHUs auch eingeteilt).
Pro: Man hat als Unterassistent einen anerkannteren Status als in Deutschland. Man macht alles, was ein Assistent auch macht, nur mit weniger Patienten (Anzahl nach Belieben) und man hat die ständige Begleitung durch einen Assistenten. Man darf auch Pleura-/Kochenmarkspunktionen o.Ä. unter Anleitung durchführen, wenn man Interesse hat. aBGAs sind Aufgabe der Ärzte, normale Blutentnahmen, Zugänge und selbst Transfusionen erledigt die Pflege.

Gut fand ich die Rotationen, man wird pro Monat eine Woche in der Notaufnahme eingesetzt und hat pro 8 Wochen 1 Woche Wunschrotation (Gyn, Kinder, Onko, nochmal NA).

Contra:
Stationsarbeit kann trotzdem etwas langweilig werden. Je nach Assistent kann es auch sein, dass man mal eine ganze zeitlang Briefe korrigiert.
Es ist ein kleines Krankenhaus, es gibt eine allgemeine Innere und eine Geriatrie. Zum Herzkatheter o.Ä. wird nach Chur verlegt. Je nach dem, welche Ambitionen man hat, ist Glarus vielleicht nicht das richtige. Außerdem war es mir manchmal zu viel Pause. Während man in Deutschland kaum eine Pause oder Mittagessen darf, wird hier viel gemeinsam und lange Pause gemacht. Manchmal hätte ich da einfach das Bedürfnis gleich meine Arbeit zu erledigen und dafür früher nach Hause zu gehen.

Drumherum

Man bekommt problemlos ein Telefon, Schlüssel, Computerzugang. Die Wohnung wird gestellt: Gut renoviertes Terrassenhaus neben dem Spital, Zimmer mit eigenem, schönem Bad und Küchenzeile. Bettwäsche vorhanden, alles andere ist selbst mitzubringen (Anreise mit dem Auto ist nötig: Töpfe, Teller, Handtücher, Putzmittel,…). Viele Zimmer sind 1,5-2 Zimmerwohnungen mit Terrasse oder Balkon (ca 500€ Miete). An die UHUs werden bevorzugt die kleineren Zimmer ohne Balkon vergeben (280-300€). Jedes Zimmer hat zusätzlich einen Abstellraum auf dem Gang.
Parkplatz: Muss über die App parkingpay für 40€/Monat gemietet werden. In Glarus gibt es ein Parkierungskonzept, nachdem man nirgends kostenlos längerfristig parken darf. Jedoch gibt es in der Nähe Parkplätze, auf denen man bis 3 Tage kostenlos parken kann. Viele parken einfach immer dort, es scheint nicht oft kontrolliert zu werden. Vom Gehalt (1600 Fr) gehen relativ viele Gebühren ab, sodass inkl. Miete, ohne Parkplatz 980€ auf meinem deutschen Konto angekommen sind. Wer länger da ist, sollte sich ein kostenloses Schweizer Konto bei der Postbankfiliale in der Innenstadt erstellen, sonst werden pro Monat >30 Fr abgezogen. Die Wohungsabnahme ist am Ende sehr kritisch, man muss gut putzen. Dafür ist auch alles blitzeblank beim Einzug.

Freizeit

Echt spitze. Man kann supertoll wandern oder auch baden. Tipps: Klöntalersee, Obersee, Oberblegisee ab Luchsiungen, Walensee z.B. Walenstadtberg-Quinten oder Weesen-Quinten oder abends kurz zum Gäsi Strand (mit ca 1km Fußweg gibt es auch für 4h einen gratis Parkplatz), Limmerensee/Muttsee (erlebnisreiche Bergbahn, 3km Weg durch Stollen) + am Rückweg kurz zum Berglistüber (Wasserfall), Tschingenschlucht, Hirzli & Planggenstock, Fronalpstock für Schwindelfreie,Talalpsee (Wanderung ab Filzbach), Nüenchamm (Gipfel, ab Filzbach, weit aber leicht begehbar/nicht schwindelig), Mettmen (ab Sool, sehr weit, aber schön, nicht schwer), Äugsten, Hüttenchopf für eine Halbtagswanderung.

Unterricht
1x / Woche
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Notaufnahme
Eigene Patienten betreuen
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
Punktionen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
1600
Gebühren in EUR
700

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.2