Das Tertial in der Gynäkologie und Geburtshilfe war mein erstes PJ-Tertial.
Vieles war gut, einige Dinge verbesserungswürdig, aber im Großen und Ganzen blicke ich auf ein lehrreiches Tertial zurück und bin froh, dass ich dieses am Mutterhaus verbracht habe.
Als ich dort war gab es keinen festen Rotationsplan und man musste sich als PJler größtenteils selbst einteilen. Ich habe versucht je eine Hälfte des Tertials in der Geburtshilfe und in der Gynäkologie zu absolvieren. An Bereichen gibt es: gynäkologische Station, geburtshilfliche Station, Gyn-Ambulanz, Kreißsaal, Schwangerenambulanz, Brust-Zentrum, MVZ und OP.
Im MVZ und in der Ambulanz finden an unterschiedlichen Tagen verschiedene Sprechstunden wie Dysplasie- oder Urogyn-Sprechstunde statt an denen man als PJler auch mal vorbeischauen kann, wenn sich Zeit findet, was auf jeden Fall zu empfehlen ist.
PRO:
- Großes Spektrum der Abteilung: bis auf gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin werden alle Bereiche der Gynäkologie und Geburtshilfe abgedeckt. Dadurch bekommt man einen guten Überblick über das Fachgebiet und die gängigsten Krankheitsbilder.
- Das Haus ist Perinatalzentrum Level 1, dadurch werden auch viele Risikoschwangerschaften betreut. Man kann während des PJs also auch die ein oder andere Zwillings- und mit etwas Glück auch Drillingsgeburt erleben
- Jeden Tag werden viele interessante Operationen durchgeführt, wobei auch hier das ganze gynäkologische und geburtshilfliche Spektrum von kleineren Eingriffen wie Konis, HSKs über Mammachirurgie, Urogyn-Eingriffe, LSKs bis zu großen offenen Tumor-OPs bedient wird. In der Zeit in der ich in der Abteilung war herrschte Personalmangel, sodass man als PJler jeden Tag als Assistenz (häufig auch als 1.) mit am Tisch stehen konnte. So konnte ich so gut wie jeden Tag wunderbar Nähen üben und die Kameraführung bei LSKs übernehmen. Selten durfte ich auch mal unter Aufsicht hysteroskopieren oder eine Koni machen. Das waren die absoluten Highlights in meinem Tertial. Zudem war die OP-Pflege unglaublich nett.
Im OP stehen mag mit Sicherheit nicht was für jeden sein, daher sollte man sich bewusst sein, dass Gyn ein sehr operatives Fach ist und man dort als PJler am Mutterhaus einen recht großen Teil der Zeit verbringt.
- Auf der gynäkologischen Station kann man die Visite dokumentieren und je nach personeller Besetzung auch selbst durchführen, schreibt Briefe, kann Ports anstechen, Chemos anhängen und Restharnsonos machen. Auf der geburtshilflichen Station kann man die Wöchnerinnen visitieren. In der Schwangerenambulanz konnte man des Öfteren Sonografieren, was großen Spaß gemacht hat.
- Es gibt im Team viele nette Assistenten und auch einige Oberärzte, die mir trotz angespannter Personalsituation und wenig Zeit einiges beigebracht und viel erklärt haben.
- Man kann nach Absprache an Diensten teilnehmen, da ist oft mehr Zeit und im Kreißsaal personell weniger los, sodass die Wahrscheinlichkeit steigt bei Geburten mit dabei zu sein.
generelles PRO für ein PJ am Mutterhaus:
- Angemessene PJ-Vergütung: man bekommt 300 Euro monatlich, hinzu kommen 100 Fahrgeld, 150 Euro Essensgeld (dass man so gut wie nie vollständig schafft auszugeben) und 300 Euro Wohngeld (falls man außerhalb wohnt) oder eine kostenlose Unterbringung im dem Krankenhaus benachbarten Wohnheim.
- Am ersten Tag gibts eine ausführliche Einführungsveranstaltung und man bekommt Berufskleidung, Telefon, einen eigenen Spind, Transponder und IT-Zugang gestellt.
- Eine großartige Betreuung der PJler durch die PJ-Lehrbeauftragte und die PJ-Koordinatorin des Hauses. Diese sind unabhängig von der Abteilung für alle PJler zuständig und machen einen 1A Job. Es herrscht ein sehr wohlwollendes und familiäres Klima, sodass man sich bei Fragen und Problemen jederzeit an die beiden wenden kann.
- Enger Zusammenhalt unter den PJlern, abteilungsübergreifend. Es gibt einen eigenen PJ-Raum und man telefoniert sich jeden Tag zum gemeinsamen Essen zusammen. Mindestens einmal im Tertial wird von der Lehrbeauftragten eine gemeinsame Aktivität organisiert, wie Stadtführung, Essen gehen, Weinprobe..
- abteilungsübergreifender PJ-Unterricht findet regelmäßig statt, Qualität variierend.
CONTRA:
- Bezüglich der abteilungsinternen PJ-Organisation ist noch Luft nach oben. An meinem ersten Tag wurde ich nicht in der Frühbesprechung vorgestellt, wodurch ich am Ende aufsprang und mich selbst vorstellte. Man war am Anfang ziemlich auf sich selbst gestellt, es fühlte sich niemand wirklich für die PJler zuständig, es gab keinen Rotationsplan und ich musste mir erst einen Überblick verschaffen, welche verschiedenen Bereiche es überhaupt in der Abteilung gab.
Der Einstieg wäre deutlich einfacher gewesen, wenn es in der Abteilung einen festen PJ-Beauftragten gäbe oder jedem PJler von Anfang an eine feste Ansprechperson zugeteilt werden würde. Generell hat das Tertial vor allem von der Führungsebene ausgehend einen unpersönlichen Eindruck hinterlassen.
- OP-lastig: die Zeit im OP habe ich als sehr schön empfunden, dennoch war es an vielen Tagen schwer, diesen zu verlassen und Zeit in anderen Bereichen (v.a. Geburtshilfe) zu verbringen.
- Kreißsaal: bei Geburten dabei zu sein war zum Teil echt schwer. Viele Hebammen sind nett, allerdings gibts doch immer mal wieder Begegnungen, die einem als Student das Leben schwer machen :) gerade im Tagesgeschäft sind auch immer viele Hebammenschülerinnen vor Ort, die leider häufig Vorrang vor PJlern haben. Hier empfiehlt es sich jeden Tag ein Auge drauf zu haben, welche Ärzte und Hebammen den Kreißsaal versorgen und auch an Diensten teilzunehmen.
- Wenig Teaching zu Untersuchungstechniken: gynäkologische Untersuchung mit Spekulumeinstellung durfte ich nur sehr selten durchführen, Tasten des Muttermundes im Kreißsaal leider nie. Daher fühle ich mich durch das Tertial nicht so auf den Arbeitsalltag vorbereitet, wie ich es mir gewünscht hätte.
Bewerbung
über die Uni Mainz, mittlerweile soweit ich weiß über das PJ-Portal