Mein letztes Tertial habe ich in der Anästhesie in Westerstede verbracht. Zunächst will ich sagen, dass ich zwar selbst Soldat bin, mich aber weder von der Ammerland- noch der Bw-Seite anders als die anderen PJler behandelt gefühlt habe (wir waren mehr zivile als Bw-PJler).
Gestartet wird mit einer Einführungswoche, was ganz gut ist, da man erstens das Tertial ruhig starten kann und auch die anderen PJler besser kennenlernt. Hier hat man verschiedene Kurse, wie zum Beispiel Sono-Kurse. Diese sind mal hilfreich mal nicht so hilfreich für die Praxis, aber immerhin wird sich Mühe gegeben. Vor allem der Naht-/Knotenkurs kann ganz gut für Chirurgie-PJler sein.
Die erste „richtige“ Woche ist dann also erst die zweite Woche. Man wird in der Frühbesprechung vorgestellt (Pluspunkt) und im Haus rumgeführt. Mit seinem Namensschild kann man die OP-Umkleiden und die Bw-Umkleiden betreten. Ich hatte als Bw-ler in der Anästhesie nie mein Weißzeug dran, sondern habe mir immer aus der OP-Umkleide Bereichskleidung (blau) genommen und mich in der Bw-Umkleide umgezogen (im Gebäude E, nicht die Ammerland-Umkleide, da kommt man als Bw-ler nicht rein). Man bekommt einen Zugang für den PC, den habe ich nur auf Intensiv ein wenig benutzt. Da ich meine 20 Urlaubstage am Ende des Tertials genommen habe, war ich 8 Wochen im OP, 3 Wochen auf Intensiv und eine Woche in der Notaufnahme (hier läuft man mit den Neurologen rum, war an sich eine nette Abwechslung, aber man läuft hauptsächlich einfach hinterher). Die Betreuung der PJler ist an sich sehr gut, leider war der Hauptverantwortliche dafür zu dieser Zeit im Urlaub, weswegen es bei uns oft nicht ganz so gut lief. Als er aber wieder da war, war es schon deutlich besser. Für den OP bekommt man zwei Mentoren zugeteilt, das finde ich ist ein sehr gutes Prinzip, da diese Person dann weiß, wo der aktuelle Wissensstand ist und man so besser Fortschritte machen kann. Das Mentorensystem hat teils aber nur mäßig funktioniert, bei mir war einer gerade in seiner Intensivrotation, weswegen ich effektiv nur eine Mentorin hatte, der ich dafür aber auch oft zugeteilt war. Über sie war ich wirklich froh, weil sie immer versucht hat mich möglichst viel machen zu lassen und sich auch mal dafür eingesetzt hat, dass ich eine Arterie legen konnte. Hier auch schon der größte Minuspunkt an diesem Tertial, ich habe insgesamt nur zwei Arterien legen dürfen und keinen ZVK, oder gar sonstige Punktionen durchgeführt. Von einer Vor-PJlerin habe ich das ganz anders erzählt bekommen, diese durfte deutlich mehr, aber auch meine Mit-PJler durften nicht viel mehr selbst machen als ich. Man wird auch nie allein im OP gelassen, Selbstständigkeit lernt man hier also eher weniger, man wird aber so auch nicht überfordert. Intubieren kann man glücklicherweise häufiger, das gleicht es dann wieder ein wenig aus. Dienstschluss war eigentlich immer als der zugeteilte OP-Saal beendet war, was meistens zwischen 14 und 16uhr war. Auf Intensiv musste man schon um 6.30uhr anfangen, der Tag war dafür aber auch schon um viertel nach Zwei vorbei. Hier konnte man auch eigene Patienten betreuen und die Oberärzte waren sehr nett und immer für Fragen offen. Hauptsächlich ging es hier um PC-Arbeit, war aber deutlich entspannter als z.B. auf einer Inneren-Station. Kleines Highlight war, dass man als PJ-ler auf dem NEF mitfahren durfte, meist am Wochenende, konnte dafür aber auch Ausgleichsfrei bekommen. Die Kleidung muss man sich jedoch zusammensuchen. Ein Mit-PJler hat mir zum Beispiel seine Rettungsjacke geliehen, ein Oberarzt die Hose und als Schuhe konnte ich meine Bundeswehr-Stiefel anziehen. Mit dem Intensivtransporter konnte man auch mitfahren, was mir persönlich zwar nicht so viel Spaß gemacht hat, einem anderen PJler aber zum Beispiel schon.
PJ-Unterricht gab es einmal pro Woche in immer unterschiedlichen Fachrichtungen. Dieser war ganz okay, leider aber recht spät, weswegen man an diesen Tagen letztendlich länger bleiben musste. Den besten Unterricht haben meiner Meinung nach die Neurologen gemacht, der eine Radiologie-Unterricht war aber auch gut. Anästhesie hatten wir leider auch nur einmal. Ansonsten gab es immer Donnerstags eine Fortbildung in der Anästhesie vor der Frühbesprechung.
Man hatte immer die Möglichkeit Mittag zu essen, dieses war für Kantinenverhältnisse auch ganz gut (man konnte mit EC-Karte zahlen, Preise waren auch okay). Meistens haben wir uns eine Stunde Mittagspause gegönnt, hat auch keinen gestört. Eine Unterkunft hat jeder gestellt bekommen. Wenn diese von der Bundeswehr gestellt wurde (auch für zivile PJler möglich), ist sie kostenlos. Hier muss man aufpassen, da die Ammerlandseite diesen PJlern einfach trotzdem das Geld für die Unterkunft abgezogen hat, was aber soweit ich mitbekommen habe wieder zurückgefordert werden konnte. Die Unterkunft hat je nach Standort Herdplatten und einen Ofen oder Herdplatten und eine Mikrowelle, ein eigenes Bad, einen Kühlschrank, und eine Waschmaschine + Trockner zur gemeinschaftlichen Nutzung. Pfannen, Teller, Gläser, Besteck, etc. waren nicht vorhanden.
Alles in allem war es in Westerstede ein gutes Tertial und da ich wirklich noch null Ahnung von Anästhesie hatte, habe ich auch viel gelernt. Wer aber viel Praktisches machen will, oder vielleicht schon gut Ahnung von Anästhesie hat, ist hier vermutlich an der falschen Stelle.
