Für mich war dies mein erstes Tertial und einen besseren Start hätte ich mir nicht vorstellen können!
Die erste Woche war zum "reinkommen", gestartet wurde am ersten Tag mit einer Einführung in die Klinik, Schlüsselausgabe, Spindabgabe und Telefon- sowie Klamottenausgabe. Danach ging es zur Vorstellungsrunde mit den Chefs und leitenden OAs der Abteilungen, gefolgt mit einer kleinen Führung durchs Haus. Ueberall wurde man freundlich und mit offenen Armen empfangen. Am Ende der Woche hat man sich mit dem PJ-Mentor zusammengesetzt und die Rotationen geplant, wobei versucht wird jedem Rotationswunsch nach zu kommen und auch Aenderungen gut möglich waren.
Ich habe mich zunächst für 3-4 Wochen Station allgem. internistisch, gefolgt von 2 Wochen Onko, gefolgt von 4 Wochen ZNA, gefolgt von Geriatrie, Funktionsabteilung und kürzeren Rotationen ins angebundene MVZ. Einige Rotationen haette ich rückblickend gerne kürzer gefasst, aber ein guter Eindruck wurde dennoch vermittelt.
Auf der allgemeinen Station ist die Arbeit natürlich stark abhängig vom Assistenten, bei "frischeren" hat man teilweise weniger eigene Aufgaben, bei den Erfahreneren gab es sehr gutes Teaching, sofern man sich interessiert gezeigt hat. Eigene Patient:innen durften betreut werden und wurden mit dem zuständigen OA besprochen (ich konnte als PJlerin Patienten eigenständig betreuen, Visite eigenständig durchführen und ich konnte mir ein eigenes Procedere überlegen). Dies hätte meines Erachtens noch mehr gefördert werden können, allerdings waren zu meiner Zeit auch viele Neuassistenten da.
Bei den Onkologen startete der Tag mit Kaffee im Arztzimmer und der Vorbereitung der Visite. Danach ging es auf Visite und diese wurde nach den ersten beiden Tagen gemeinsam geführt, sprich: ich konnte als PJlerin Patienten eigenständig betreuen, Visite eigenständig durchführen und ich konnte mir eigenes Procedere überlegen. Rückfragen waren immer willkommen und wurden ausführlich erklärt.
Die Rotation in die Notaufnahme war natuerlich auch super. Es war ein eigenständiges Arbeiten am Patienten nach Ruecksprache mit AA oder OA möglich, man wurde gefordert und gefördert. Es kamen viele positive Rückmeldungen zur Eigeninitiative und für Fragen gab es auch immer ein offenes Ohr. Das Zusammenarbeiten mit der Pflege habe ich auch als äusserst positiv empfunden.
Ich hatte ebenfalls eine Rotation in die Geriatrie. Etwas unerwartet für mich war die Erfahrung der bürokratischen Hürden mit Heimverlegungen etc. Ich konnte allerdings viel über Polypharmazie, Frailty und diverse Test im Alter mitnehmen. Ebenso gab es einige Einblicke in die Neurologie. Ich persönlich konnte mir dort einiges abgucken, was glaube ich für jeden Bereich der Medizin nützlich sein könnte. Anstelle von 14 Tagen hätten mir allerdings glaube ich auch 7 Tage gereicht.
Als nächstes hatte ich eine Rotation in kleinere Fächer. So war ich einen Tag in der uro-gynäkologischen Sprechstunde, 2 Tage in der Dialysepraxis und 2 Tage in der Radiologie.
Zwischendurch war ich auch immer wieder mal in der Funktionsabteilung. Dort wurden ÖGDs, Kolos, Echos, Pacer-Kontrollen etc. durchgeführt.
Gegen Ende meines Tertials hatte ich dort allerdings auch eine zweiwöchige Rotation am Stück. Dort gab es viele Gelegenheiten meine Fähigkeiten im Sonografieren zu verfestigen. Ebenso wurde ich ans Echo und an Pacer-Kontrollen angeleitet. Pleura- und Aszitespunktionen durfte ich auch unter Anleitungen durchführen und am Ende sogar eine ÖGD spiegeln.
Rückblickend hätte ich mir auf Station glaube ich gerne einen erfahreneren Assistenten an der Seite gewünscht um auch dort eigenständiger Arbeiten zu können. Allerdings kann man dies oft im Voraus nicht beeinflussen. Für mich hat alles andere aber gestimmt, ich war zufrieden mit der Lehre, hab mich super integriert gefühlt und mich zu keiner Zeit überfordert gefühlt. Die Dienste haben mir (trotz der Diskrepanz des Gehaltes) auch sehr viel Spass gemacht und sie waren für mich super lehrreich.
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Essen: Frühstück gab es umsonst (limitiert auf einen fixen Betrag, aber es hat gut gereicht), Mittag gab es auch umsonst, Küche war gut bürgerlich und mächtig, als vegetarische Variante gab es aber oft sowas wie Milchreis oÄ. Gegessen wurde eigentlich immer gemeinsam, was gut war um in das Team herein zu kommen. Oft sass auch der Chef mit am Tisch, was auch total angenehm war.
Unterkunft: Die Schlüssel konnten unproblematisch am Empfang der Klinik abgeholt werden. Die Wohnung war mit dem nötigsten eingerichtet, relativ grosszügig gestaltet. Allerdings hatten die Fenster keine Rollläden oder Vorhänge, was je nach Tageszeit sehr unangenehm war, da direkt gegenüber in Sichtweite eine Schule ist. Bei Auszügen von Mitbewohnern der WG stand ohne Vorwarnung die Putzkraft, bzw. auch 5 Putzkräfte mitten in der Wohnung. Einmal auch ohne zu putzen, da sie sich bezüglich der Wohnung vertan hatten. Die Zimmer sollten also immer abgeschlossen werden, da scheinbar jeder zu jederzeit hineinkann.
Die Lage des Wohnheims war gut, zentral in der Stadt, mit ca. 15min Busfahrt zur Klinik. In unserer Wohnung hat glücklicherweise auch das Wlan funktioniert, in den älteren WGs nicht. Dort gab auch keine Waschmaschine und keinen Trockner.
Gehalt: Wurde immer fristgerecht überwiesen, allerdings lohnt sich hier regelmässig ein Blick auf die Abrechnung. Teilweise wurde die Miete abgezogen, teilweise wurde zu wenig gezahlt und dann hat sich keiner verantwortlich gefühlt. Ausserdem ist es so, dass ein 24h Dienst auch nur mit einem regulären Tagessatz von 22,50€ entlohnt wird. Fällt der nächste Tag nicht auf ein Wochenende, so fällt der Tagessatz des nächsten Tages aus. Sprich: Man arbeitet 24h für 22,50€ und der nächste Tag MUSS frei genommen werden, laut Arbeitsschutzgesetzt. Und diesen Tag bekommt man nicht bezahlt. Dies haben wir häufiger kritisiert, es wurde auch angehört. Viel geändert hat sich nicht. Da es sich um ein Lehrkrankenhaus der Uni-Münster handelt wurden wir an die Uni-Münster verwiesen. Von dort hat man uns allerdings immer zurück an die Klinik verwiesen.
Unterricht: Geplant war dieser glaube ich 2-3x pro Woche. Meist hat dieser allerdings eher 1-2x pro Woche stattgefunden. Hat mir allerdings auch gereicht. Es gab einen PJ-Mentor (OA) der für uns immer ansprechbar war und sich gut um uns gekümmert hat. In regelmässigen Abständen war auch ein Meeting «Meet the Mentor» angesetzt, teilweise bei unserem Mentor, teilweise bei der Lehrbeauftragten (?), sie war die CA für Thorax-Onkologie. Ihr Terminplan war recht voll, trotz Bemühungen sind ihre Meetings häufiger ausgefallen. Dadurch, dass besagter OA-Mentor aber jederzeit ansprechbar war, habe ich es nicht vermisst. Zumal ich die Gesprächsatmosphäre bei ihm auch deutlich entspannter fand als bei ihr.