PJ-Tertial Allgemeinmedizin in Praxis (3/2024 bis 6/2024)
Station(en)
Praxis/Sprechstunde/Hausbesuche
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Vorweg: Nachdem ich in meinem ersten Tertial Innere sehr begeistert war von der Klinik, dachte ich, es wäre schwer, diese Erfahrung zu toppen. Die Gemeinschaftspraxis im Bayerischen Wald hat dies jedoch geschafft. Allen, die später gute Medizin machen möchten und den Menschen in den Mittelpunkt stellen wollen, kann ich ein Tertial in der Gemeinschaftspraxis uneingeschränkt empfehlen. Alle Ärzte und Ärztinnen sind sehr engagiert, aufgeschlossen und nett. Evidenzbasierte Medizin wird hier großgeschrieben. Es findet stetige Fortbildung und Anpassung an die neuesten Erkenntnisse statt. Das Umfeld hat mich sehr motiviert und mein Selbstvertrauen und meine Selbstwirksamkeit wurden gestärkt.
1. Beginn des Tertials:
Die ersten 2-3 Wochen lernt man so gut wie alle Praxisstandorte sowie das dazugehörige Team der Gemeinschaftspraxis kennen. Danach entscheidet man sich für 1-2 Praxen, in denen man den Rest des Tertials verbringen möchte.
2. Arbeitsalltag:
Der Praxisalltag startet meist gegen 8 Uhr. Je nachdem, für welche Praxis man sich entschieden hat, fährt man höchstens 20 Minuten zu dem Praxisstandort, entweder mit dem eigenen Auto oder man leiht sich für das Tertial ein Auto der Praxis. Ab Tag 1 darf man in den Praxen selbstständig Anamnese führen und körperlich untersuchen. Danach präsentiert man im Beisein des Arztes seine Ergebnisse und bespricht gemeinsam die weitere Therapie. Auch Check-ups und Ultraschall darf man im weiteren Verlauf selbstständig durchführen. Die Ärzte und Ärztinnen sind immer bereit, Fragen zu beantworten oder Krankheitsbilder zu erklären. Auch zu Hausbesuchen darf man die Ärzte und Ärztinnen begleiten, um im Verlauf selbstständig auf Hausbesuche fahren zu können.
3. Zusatzangebote:
Die Woche ist so gegliedert, dass man Montag und Dienstag jeweils den Vor- und Nachmittag in der Praxis ist, Mittwoch bis Freitag nur den Vormittag. An Montagen nach der Sprechstunde am Vormittag hört man online über Zoom einen Vortrag von einem der Ärzte/Ärztinnen über ein spezielles Krankheitsbild oder Medikamente. Dienstags und Donnerstags findet nach der Sprechstunde online über Zoom eine Fallbesprechung statt. Hier diskutieren die Ärzte und Ärztinnen untereinander komplexe Patientenfälle und versuchen gemeinsam, den weiteren Behandlungsplan zu entwerfen. Mittwoch Nachmittag gibt es Teachings. Das Thema der Teachings darf man sich selbst überlegen/wünschen und Dr. Blank hilft bei der Organisation eines Dozenten. Wir hatten beispielsweise praktische Teachings zum Thema Wundversorgung oder TVT-Sonographie und noch viele mehr. Donnerstag nachmittags ist dem Selbststudium gewidmet. Man trifft sich entweder mit den anderen PJ-lern oder widmet sich alleine beispielsweise einer neu erschienenen Leitlinie oder anderen medizinischen Themen. Der Freitagnachmittag und das Wochenende stehen zur eigenen Verfügung. Etwa einmal im Monat findet abends ein Journal Club statt. Hier diskutieren Ärzte überregional neu erschienene Studien auf deren Evidenz.
Wenn man zu einer Zeit sein PJ-Tertial im Bayerischen Wald macht, in der Semesterferien stattfinden, kann man ebenfalls an den Seminaren der Famulanten der Famulaturprogramme (Exzellenter Sommer und Exzellenter Winter) teilnehmen. Ich konnte somit an der strukturierten Untersuchung der Wirbelsäule, der pädiatrischen Untersuchung und an einem Seminar zu Depression teilnehmen.
Auch Hospitationen anderer Fachrichtungen sind im Tertial möglich. Ich empfehle jedem, ein paar Tage in der Rehaklinik in Schaufling zu verbringen. Neben dem Lernen von Knie- und Schulteruntersuchung und Sonographie lernt man hier auch das Spektrum der Behandlungsangebote der orthopädischen Reha kennen.
4. Wohnen:
Es gibt zwei Standorte, an denen man untergebracht sein kann: in Kirchberg oder in Grafenau. In Kirchberg wohnt man im alten Pfarrhaus direkt neben der Kirche am Berg mit phänomenalem Ausblick. Es gibt dort eine Wohnung für eine Person und eine WG für zwei Personen. Beide Wohnungen sind sehr großzügig geschnitten und wohnlich eingerichtet. Lediglich eine Spülmaschine ist nicht vorhanden. Die Wohnung wird von der Praxis gestellt, bezahlt werden muss nur die Reinigungskraft. Je nach Sauberkeit der Wohnung kann man die Häufigkeit der Reinigung selbst bestimmen.
5. Freizeit:
Die Gegend ist perfekt zum Wandern, die nächstgelegene Stadt ist Regen.
6. Tipps:
Es empfiehlt sich, die auf der Praxis-Website vorhandenen PJ-Berichte durchzulesen, um einen noch genaueren Einblick zu erhalten. Von der Praxis bekommt man kein Gehalt, jedoch kann man sich vom Bayerischen Hausärzteverband fördern lassen.
Bewerbung
Ich habe mich ca. 2 Jahre im Voraus beworben, eine spontanere Bewerbung ist jedoch auch möglich. Auf der Website kann die Kapazität eruiert werden.
Um die Praxisstruktur kennenzulernen, gibt es die Möglichkeit, zuvor für einen Tag zu hospitieren.