PJ-Tertial Chirurgie in Universitaetsklinikum Koeln (1/2024 bis 4/2024)

Station(en)
Herz 3.2 und ITS, Unfall 11.1, Viszeral 18
Einsatzbereiche
Notaufnahme, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Vorab: ein chirurgisches Fach kam für mich durchaus in Frage.
Was wichtig zu wissen ist: auf der PJ-Einführungsveranstaltung sagt das Dekanat ganz klar, dass Blutentnahmen nicht PJ-Aufgabe sind - ich habe nichts dagegen, welche zu machen, solange es sich in Grenzen hält, freundlich gefragt wird und man nicht der billige Dauerersatz für den BE-Dienst ist. Außerdem gilt, dass wenn der Arbeitstag z.B. um 7.30 beginnt dann nach acht Stunden - also um 15.30 - vorbei ist (Mittagspause schon inklusive).

Zur Uniklinik allgemein: es gibt 400€ Aufwandsentschädigung (nicht genug um in Köln Wohnkosten zu bezahlen und den Lehrkrankenhäusern wird offiziell nichtmal erlaubt, den PJs Essen für umsonst anzubieten). Außerdem wird zum ersten Monatsende auch bei zeitgerechter Abgabe des Antrags auf Aufwandsentschädigung (ja, man muss den Bums auch noch beantragen!!!) diese noch nicht gezahlt, sondern erst zum Ende des zweiten Kalendermonats. Essen gibt es in der Klinikcafeteria zum Mitarbeitendenpreis (der aber auch saftig ist, es gibt dort jedoch eine Mikrowelle), günstiger ist das Essen in der Studimensa (wo man vom Bettenhaus aus aber auch erstmal hinkommen muss). Das zum Thema Wertschätzung...

HCH: Hatte ich mich am meisten drauf gefreut, kriegt von meinen drei Rotationen noch die beste Note.
Im Allgemeinen erfolgt eine Einteilung zu OPs durch das Sekretariat (wenn man bspw. gerne in die Kinder-OPs will, muss man das dort anmelden), man kann aber auch noch so hin und fragen, ob man zuschauen kann. Untereinander kann getauscht werden und wer nachmittags eingeteilt ist, kann auch fragen, ob das wirklich nötig ist. Durch die feste Einteilung kann man auch immer gut die Mittagspause machen. Die Studientage werden für jede Woche wegen der Planung im Voraus dem Sekretariat mitgeteilt, von dort wird man auch für zwei Wochen auf Intensiv eingeteilt.
- Arbeitszeit: Beginn ist morgens um 7.30 bzw. mittwochs um 7.15 mit der Morgenbesprechung, die teilweise auch Fortbildungen enthält (1x/Woche). Anschließend geht es auf die ITS zur Besprechung der Lage dort. Dann geht es in die eingeteilten Bereiche.
- Normalstation: Sehr groß und somit auch unübersichtlich. Die Blutentnahmen und Viggos sowie zu ziehende ZVKs und Drainagen sind zahlreich und auch gerne genug, um den Tag auszufüllen, erwartet wird das natürlich von den PJs... Das Highlight ist das Board im Dienstzimmer, wo dann insbesondere all diese Aufgaben am Nachmittag noch schön von der Privatstation angeschrieben werden. Es gibt außerdem das System, dass wenn man am Wochenende an einem Morgen (kann auch gerne mal bis in den Nachmittag gehen) BEs macht, man dafür unter der Woche einen Tag frei bekommt. Das ist komplett freiwillig, es war aber zweimalig so, dass es auf ein Wochenende zuging und sich niemand eingetragen hatte und die Nachfragen, ob man nicht doch könne, dann echt nötigend wurden. Die Visite ist unübersichtlich, weil unterschiedliche Leute für unterschiedliche Zimmer zuständig sind und einfach losgegangen wird ohne Bescheid zu geben, heißt das verpasst man gerne mal. Wenn man dann mal mitgeht, kommt der Grad der Lehre darauf an, wer aus der Assistenz die Visite macht (entsprechend der vorhandenen Erfahrung halt - kann also richtig lehrreich sein oder eher nicht). Die Chefvisite ist Mittwochmittag, die kann halt auch gut sein, muss aber nicht. Ich habe da einmal jemanden vorgestellt - das war das einzige Mal im gesamten chirurgischen Tertial. Zu Prof. Wahlers (der dieses Jahr wohl in Rente geht) muss man sagen, dass er keine Frau unkommentiert lassen kann.
- ITS: Die beste Lehre im ganzen Tertial. Die Leute sind erfahrender wie auf Normalstation und haben iwie auch eher Zeit für Lehre. Wir haben uns immer aufgeteilt, sodass wir 1:1 mit der Assistenz auf Visite gegangen sind. Wenn man hier eingeteilt ist, geht man nicht in den OP. Morgens geht es hier zuerst auf Chefvisite und dann beginnt die Einzelvisite durch die zuständige Assistenz, in der dann ggf. auch ZVKs gewechselt oder angelegt / Blutkulturen abgenommen werden etc. . Ab Mittag werden dann die ersten Leute postoperativ aufgenommen. Hier waren wir so ab 14 Uhr raus.
- OP: Man hält viele Haken. Wie die Stimmung / der Umgang mit uns / die Lehre ist, hängt von den Operierenden ab. Eher wenig Zugewinn.
- Fortbildung: außer der allgemeinen Fortbildung für die ganze Abteilung einmal die Woche keine

UCH: Wusste ich vorher schon, dass es nicht mein Ding ist, wollte ich aber trotzdem machen, um die trockene Theorie, zu der ich nicht so viel Zugang hatte, mit etwas Praxis besser verständlich zu machen - hat mir nichts gebracht, da so gut wie nichts gelernt.
- Arbeitszeit: Beginn um 7.30 mit der Röntgenbesprechung, Ende abhängig von OPs / Situation auf Station. Es liegt eine Liste aus im Dienstzimmer, wo die Arbeits- / Studien- / Fehltage von uns selber eingetragen werden, die wird zum Monatsende im Sekretariat abgegeben. Fehltage muss man dort vorher anmelden.
- Station: nur eine Assistenz, wirkte zeitweise etwas wenig. Wechselt monatlich, bei uns waren beide nett. Auch hier BEs, hält sich aber im Vergleich zu den anderen beiden Rotationen in Grenzen. Visite halt chirurgisch eher kurz, aber beide haben sich bemüht, uns Dinge zu erklären und etwas Lehre zu machen. Was ich in der Rotation für mich mitgenommen habe, habe ich hier gelernt. Viele Verbandswechsel, hätte ich so in der Zahl nicht haben müssen, man lernt da aber auch praktisch was bei. Durchaus auch selbstständigere sinnvolle Aufgaben wie Durchschauen der Labore, um zu entscheiden, wer am nächsten Tag ein Labor braucht. Klingt trocken, habe ich aber gerne gemacht, weil man da nochmal andere Blickwinkel bekommt und mehr über die Interpretation der Werte lernt, wenn ich anschließend meine Liste begründet habe. Wurde dann auch so umgesetzt.
- NA: leider nur einmalig unten gewesen. Da waren die Leute sehr nett, aber leider gab es an dem Tag nicht so viele Fälle. Hätte öfter runtergehen sollen.
- OP: Die meisten sind nett. Das bringt aber nichts, wenn man keine Lehre bekommt, während man einen Arm hochhält und das OP-Feld auch gar nicht sieht. Aber Hauptsache die Strahlung war gratis... Hier gibt es keinen Pieper, sondern die OP-Koordination ruft auf Station an. Mir ist es allerdings mehrmals passiert, dass ich dann im OP stand und die OP noch längst nicht anfing / es sie gar nicht gab / sie schon fortgeschritten war. Deswegen am besten immer im Saal anrufen, die können mehr zum wirklichen Beginn und Bedarf sagen. Wenn die OPs am Nachmittag sind, bin ich auch schonmal eine Stunde länger da gewesen. Für die gesammelten Überstunden habe ich mir in Absprache mit den anderen PJs inoffiziell einen Tag frei genommen.
- Fortbildung: keine


VCH: Hatte ich durchaus Interesse dran, die positiven Aspekte wurden aber durch die negativen weit übertroffen.
- Arbeitszeit: um 7 Uhr auf Station mit Transplantations- und Notfall-BEs sowie Visite. Den angeblichen BE-Dienst gibt es letztendlich nicht, da man nur Mindestlohn bietet und die Studis dann offensichtlich anderswo bessere Bedingungen finden. Entsprechend wird erwartet, dass die PJs das machen - und alles natürlich anschließend ins Labor bringen, das schon etwas weiter weg ist. Visite kann man somit eher knicken, wobei die auch nur typisch chirurgisch Tür auf-Tür wieder zu ist. Um 7.45 dann Morgenbesprechung, die je nach Ablauf vorher dann auch gerne mal (teilweise) verpasst wird. Juckt natürlich keinen... Anschließend dreimal die Woche kurze PJ-Fortbildung (theoretisch zumindest) - kann gut sein, muss aber nicht. Dann Station / OP. Arbeits- / Studien- / Fehltage werden wöchentlich im Voraus gesammelt per Mail an Dr. Datta geschickt.
- Normalstation: Es gibt zwar eine Aufteilung auf die vier Teams, aber alles ist gemischt. Ein Sinnbild, das den Stellenwert der PJs hier sehr gut darstellt: am ersten Morgen waren wir alle um 8 Uhr auf Station wie per Mail gewünscht. Zu dem Zeitpunkt waren natürlich alle ärztlichen Teams unten in der Morgenbesprechung. Bin auf Toilette gegangen und wurde anschließend beim Händewaschen von jemandem aus der Pflege angesprochen, ob ich PJ machen würde. Wie ich das bejaht habe, wurde mir vorgeworfen, dass um 7 ja niemand für die BEs da gewesen wäre. Habe dann gesagt, dass es unser erster Tag ist und wir für 8 einbestellt wurden. Da wurde mir dann gesagt, dass ich das dann ja jetzt machen solle. Habe erwidert, dass ich auf der Station null eingewiesen bin und mich mit nichts auskenne und ich es nicht machen werde. Hat nicht für Begeisterung gesorgt. Auch in anderen Momenten wurde ganz klar, dass uns alle als den BE-Dienst sehen und wir gefälligst zu spuren haben. Die zwei Pieper, die eig. für die OP-Benachrichtigungen sind und unter denen aufgeteilt werden, die gerade nicht mit am Tisch stehen, wurden auch gerne missbraucht, um uns für solche Aufgaben heranzuziehen. Es gibt durchaus Leute, die nett sind und Lehre machen wollen, aber meist keine Zeit dafür haben. Und dann gibt es die, für die man die konveniente Dienerschaft ist. Nachmittags gibt es noch eine oberärztliche Kurvenvisite, die ganz gut sein kann. Da wird aber nur zu Privatversicherten gegangen. Aber interessanter wie am Morgen. Mir wurde von einer Pflegerin, die vorher in einem anderen Haus war, gesagt, wie scheiße wir behandelt werden, und mehrere Patient*innen haben mir gesagt, wie kalt sie es finden und dass es keine ausreichende Kommunikation durch das ärztliche Team gibt. Ist also kein persönliches Empfinden meinerseits.
- OP: Per Pieper kommt die Benachrichtigung, dass jemand gebraucht wird. Man ruft dann die OP-Koordination an, die sagt in welchem Saal das ist. Wir haben dann immer gefragt, was das für eine OP ist, sodass dann je nach Interesse runtergegangen werden konnte. Auch hier machte es Sinn, im Saal selbst nachzufragen, ob wirklich Bedarf besteht und wann genau. Man kann bei Interesse natürlich auch so in den OP gehen, ob man dann am Tisch steht, ist die andere Frage. Besonders um die Mittagszeit herum musste man immer gucken wer ging, damit da niemand mit leerem Magen stand. Einmal drin kann ich für mich selber sagen, dass ich bis auf in zwei / drei OPs eig ganz gute Lehre bekommen habe (war jetzt aber auch nicht jeden Tag in einer). Die haben alle anders gestaltet, aber ich war zufrieden. Aufgaben waren wie immer Haken oder Kamera halten (letzteres deutlich interessanter)... Was die Stimmung angeht, war es bis auf eine OP ok. Es gibt auch Leute, die etwas barscher sind, aber solange man merkt, dass die durchaus auch nett sein können und in der Lage sind Danke zu sagen oder z.B. die OTA-Azubis, die das erste Mal diese eine OP mitmachen, zu loben, komme ich persönlich drauf klar.
- Fortbildung: außer der unregelmäßigen morgens keine

GCH: war ich nicht, laut den anderen aber eig die beste Rotation

Fazit: Dringend von abzuraten. Positive Aspekte werden durch zahlreiche negative krass überschattet - was schade ist, da es durchaus Potential gäbe. Kann ich allerhöchstens als halbes Tertial empfehlen, wenn man sich dann die GC wünscht. Dann lieber ins Ausland in ein Land, in dem man nur zuguckt, aber immerhin nicht ausgebeutet wird.
Wenn man doch hier landet, sind die wichtigsten Fähigkeiten, einfach verschwinden zu können und sich zu trauen auch mal zu widersprechen bzw. sich immerhin nicht unter Druck setzen zu lassen. Nur weil das Leben der anderen dort verdammt scheiße ist, muss es eures nicht auch sein. Egal ob die Chirurgie für euch interessant ist oder nicht: hier seid ihr nicht richtig...
Bewerbung
Über das eigene PJ-Portal der Uniklinik ca. 6 Monate vor Beginn des ersten Tertials. Rotationswünsche können dann bei Fr. Nitsche vorher per Mail abgegeben werden (bei einem ganzen Tertial sind es drei - sollte man min. vier Wochen vor Beginn machen). Änderungen gehen nur über Tausch.
ACHTUNG: Wenn man bei der Bewerbung bei der Prioritätenliste unter Chirurgie die Uniklinik auch erst an zenter Stelle angibt, landet man eig so gut wie immer dort. Bei Zweifeln also besser gar nicht erst mit rein nehmen
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Briefe schreiben
Blut abnehmen
EKGs
Punktionen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
6
Klinik insgesamt
5
Unterricht
6
Betreuung
5
Freizeit
4
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
4

Durchschnitt 4.4