Ich habe mein Wahltertial in der Anästhesie am KNK verbracht und auch wenn nicht alles super lief, hatte ich insgesamt eine richtig gute Zeit und kann das Tertial guten Gewissens weiterempfehlen!
PRO:
- extrem lehrreiche Zeit auf ITS, kaum Hilfstätigkeiten sondern eigenständiges Arbeiten in ärztlichen Tätigkeiten mit stetiger Rücksprachemöglichkeit
- spannende Krankheitsbilder (KH der Maximalversorgung, aber ohne Uniklinikklima)
- Regelmäßige, oft gute Fortbildungen
- Sehr nettes Team
- Rotationen (in Eigenorganisation) in die ZNA, Palli, ambulante Anästhesie (CT/Funktionsdiagnostik/..), Prämedambulanz waren problemlos möglich
- Flexibler Umgang mit Studientagen oder Diensten
- Aufenthaltsentschädigung (sollte eigentlich selbstverständlich sein ...)
CONTRA:
- fehlende Zuständigkeit sowohl auf ITS, insbesondere aber im OP --> viel Eigeninitiative nötig
Man ist in der Anästhesie zu zweit als PJ-ler*innen. Am ersten Tag sollten wir uns selbst besprechen, wer im OP und wer auf ITS anfängt, denn für beides sind je zwei Monate vorgesehen.
Ich bin zunächst auf der ITS gelandet. Dort wusste zunächst niemand davon, dass ich mein PJ beginne und dementsprechend hat sich auch niemand wirklich für mich zuständig gefühlt. Die ITS ist in zwei Seiten eingeteilt, wobei jede Seite ca. 8 Patient*innen betreut. Im Frühdienst sind immer eine OÄ und ein bis zwei Assistensärzt*innen da, sodass das Team klein ist und die Zusammenarbeit sehr persönlich.
Durch die anfänglich fehlende Zuständigkeit steht und fällt das Tertial mit der Eigeninitiative, die man mitbringt. Ich hätte vermutlich auch jeden Tag um 12 Uhr gehen können, ohne dass es jemanden gestört hätte. Da Anästhesie mein Wahltertial war, war ich aber sehr motiviert und konnte mich nach und nach auch gut auf Station einbringen. Ich musste nie Hilfsarbeiten machen, sondern habe ärztliche Aufgaben übernommen und super viel gelernt! Mit der Zeit kannte das Team mich auch und war bedacht darauf, mir viel beizubringen. Insgesamt gab es ein großes Interesse daran, dass ich etwas lerne und wenn es was Spannendes zu sehen gab (auch aus anderen Fachrichtungen), wurde ich oft dazugerufen. Angenehm ist das Wissen, dass die Station zu 100% auch ohne PJ-ler*innen funktioniert, trotzdem freuen sich alle wenn man Aufgaben übernimmt und dann bleibt oft auch mehr Zeit für Lehre.
Übergabe zum Frühdienst startet um 07:00 Uhr umgezogen auf Station. PJler*innen können grundsätzlich frei an allen Diensten teilnehmen, tendenziell ist die Teilnahme am Frühdienst am sinnvollsten bezüglich Aufsicht und möglicher Tätigkeiten.
Nach der Übergabe laufen die Fachvisiten durch die chirurgischen Disziplinen, anschließend werden die ToDos für den Tag besprochen und abgearbeitet, Patient*innen untersucht, laufende Therapien überprüft und ggf. angepasst. Typische Aufgaben im PJ sind Status erheben bei Patient*innen, diesen dokumentieren und die Ergebnisse besprechen. In Rücksprache kann man Anordnungen für Labor, Diagnostik und Konsile stellen sowie kleine Interventionen wie ZVK-Anlagen durchführen.
OP -Rotation:
Man nimmt an der Frühbesprechung (07:30 ) teil, in der alle geplanten Eingriffe für den Tag kurz vorgestellt werden. Anschließend teilt man sich selbst einem Saal zu und kann dort den Tag verbringen oder rotieren, falls anderswo was Spannendes passiert. Je nach Ärzt*in, mit der man zusammenarbeitet, kann man mehr oder weniger praktische Tätigkeiten bei Ein-/Ausleitung und Aufrechterhaltung übernehmen. Auch hier ist viel Eigeninitiative gefragt, man kann grundsätzlich aber viel mitnehmen.
Abgesehen vom eigentlichen OP-Trakt kann man auch beispielsweise ins MuKiZ zu Sectiones, in die Endoskopie, Neuroradiologie, CT/MRT,... rotieren.
Fortbildungen:
Am Anfang des Tertials wurde ein Fortbildungsplan für alle PJler*innen verschickt. Diese sollen sehr regelmäßig stattfinden, ca. 3-4 mal pro Woche. Das hat nicht immer geklappt, einige sind ersatzlos ausgefallen. Viele waren aber auch gut und es war hilfreich, zwischendrin nochmal das Wissen aus anderen Fächern aufzufrischen. Die Teilnahme war immer möglich (man wurde immer ohne Diskussion freigestellt), aber wenn man nicht hingeht ist es auch nicht schlimm. Abgesehen davon gibt es auf Nachfrage die Möglichkeit, an klinischen Obduktionen in der Patho teilzunehmen, was ich super spannend fand!
Es gibt zudem Fortbildungen für die Ärzt*innen der Anästhesie, die sehr gut sein sollen, an denen ich jedoch nicht teilgenommen habe (man ist aber herzlich Willkommen).
Zusammenfassend kann ich das Tertial empfehlen, insbesondere wenn man viel Eigeninitiative mitbringt. Im Nachhinein würde ich mir zu Beginn jeder Rotation eine Betreuungsperson einfordern, die einen mehr auf dem Schirm hat. Das habe ich so auch an den Chefarzt herangetragen, der für Kritik und Verbesserungsvorschläge offen war.