Mein Tertial in St Georg war für mich das Erste im PJ und es hat mir dort super gut gefallen! Ich kann das allen die Lust auf Anästhesie, v.a. mit Fokus auf Notfall- und Intensivmedizin, haben wirklich empfehlen (mit einer kleinen Einschränkung).
In der Anästhesie wird man hier je zwei Monate im OP und zwei Monate auf einer der zwei chirurgischen Intensivstationen eingesetzt (wobei man auch auch fragen kann länger im OP zu bleiben).
Ich war zuerst im OP. Dort startet der Tag um 7:20 mit einer Frühbesprechung. Wir PJler wurden nicht fest zugeteilt, sondern haben uns immer untereinander abgesprochen und so konnte man, je nachdem worauf man Lust hatte, zu verschiedenen OPs gehen und viel Verschiedenes sehen. Und nach einiger Zeit weiß man ja auch mit welchen KollegInnen man sich besonders gut versteht und wo man viel lernt, deswegen fand ich das System eigentlich ganz gut. Nur manchmal hat es dazu geführt, dass man einige Säle abklappern musste bis man einen gefunden hatte wo Zeit/Kapazität für PJler war. Theoretisch dürfen PJler sehr viel machen, praktisch fehlt manchmal die Zeit dafür. Aber Intubieren darf man dort schon viel und ab und zu mal eine Arterie legen und wenn man Glück hat mal einen ZVK. Am Ende der zwei Monate durfte ich dann auch bei kleineren Eingriffen alles von Einleitung mit Intubation über Narkoseführung bis zur Ausleitung alleine machen, es war aber immer noch ein Arzt/Ärztin dabei.
Es war immer Zeit zum Mittagessen (da das umsonst war und es sonst keine Bezahlung gab, finde ich auch, dass man das auf jeden Fall nutzen muss) und je nach eignem Engagement konnte man auch oft danach gehen. Im OP bin ich generell nur selten länger als 15 Uhr geblieben.
An dieser Stelle dann noch kurz zu den zwei negativen Punkten:
im Sommer waren wir super viele PJler, zeitweise waren wir im OP mit 8 Leuten, bei theoretisch 13 Sälen (+2 für Koro/EPU usw.), wo aber auch noch neue KollegInnen eingearbeitet wurden und zwei Herzsäle die super lange laufen. Zwischen den Einleitungen hin und her zu springen ging deswegen leider nicht, sodass wir alle nicht soo viel zum Intubieren gekommen sind, wie wir gerne hätten. Der PJ Beauftragte weiß das auch, aber anscheinend dürfen sie die Platzanzahl nicht reduzieren. Ich würde also darauf achten, wie viele Plätze angeboten werden und wie viele besetzt sind und das sonst vielleicht spontan noch ändern wenn es plötzlich voll wird..
Der zweite Punkt ist, dass kein PJ Unterricht stattfindet. Die meisten AnästhesitInnen da sind super cool und nehmen sich bei ruhigeren OPs sehr viel Zeit für Teaching/Erklärungen, aber es kann eben auch sein, dass dafür mal keine Zeit ist und dann kommt die Lehre dort manchmal etwas kurz.
St Georg ist ein großes Traumazentrum und in Hamburg kommt alles an großen Unfällen gefühlt entweder in die Uni oder hier hin. Zudem ist ja auch St. Georg selber noch ein sehr durchmischtes Viertel, sodass hier auch mal Messerstichverletzungen im Schockraum ankommen. Für ruhige Tage im OP gibt es ein Diensttelefon, dass bis 15 Uhr nicht besetzt ist, das man sich dann in den OP holen konnte, da das auch bei Schockraum Alarm klingelt. Dann konnte man spontan zu chirurgischen/internistischen Schockräumen laufen oder zum hausinternem Cardiac Arrest. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt, v.a. wenn man die anästhesiologischen KollegInnen im Dienst kannte, (bzw. die einen kannten) dann konnte man dort auch mal richtig mitmachen. (Auch auf der Intensiv klingelt ein Telefon, von da kann man also auch mitlaufen)
Die zweite Hälfte war ich auf der kardiochirurgischen Intensiv E1. Es gibt noch eine neurochirurgische Intensiv (bzw. so ein bisschen Sammel/Unfall Intensiv). Wir waren je zu zweit auf den Stationen und zumindest auf der E1 ging das sehr gut, da im Tagdienst zwei AnästhesistInnen da waren und man sich so gut aufteilen konnte. Es ist aber auch möglich hier Spätdienste usw. mitzumachen.
Auf der E1 liegen wirklich fast nur herzchirurgische PatientInnen und es ist ein hoher Durchlauf, da die viele nur 1-2 Nächte bleiben und dann auf die IMC gehen. Ich fand das ganz nett, weil man dann nicht nur "schlechte" PatientInnen mitbetreut, sondern auch jeden Tag Leute sieht, denen es schnell besser geht. Natürlich liegen hier aber auch einige PatientInnen mit sehr komplexen Erkrankungen und eigentlich immer min. eine ECMO.
Der Tag auf der Intensiv startet um 7:15 mit der Übergabe, und neben der PatientInnen-Versorgung kommen im Laufe des Vormittags/Nachmittags dann die HerzOPs neu auf Station. Als PJler macht man hier v.a. viele körperliche Untersuchungen, EKGs, Drainagen mit ziehen, usw.. V.a. die Verlegungen bei denen keine Komplikationen aufkamen kann man aber gut mit betreuen und die Verlegung mit Übergabe an die IMC machen. Man kann dort auch Arterien/ZVKs legen, was gut geht, da etwas mehr Zeit/Ruhe ist das richtig zu lernen.
Die Übergabe geht mittags recht lang und meist wird man erst danach nach Hause geschickt (meisten so um viertel nach 3/halb 4). Wenn man mal früher gehen muss ist das aber auch überhaupt kein Problem.
Die Anästhesie stellt dort auch ein NEF wo wir alle je 2 Tage mitfahren durften (wenn wir weniger PJler gewesen wären, wäre sicherlich auch länger gegangen). Das kann ich absolut empfehlen, da ja wie oben schon erwähnt St Georg ein spannendes Viertel ist und auch so in Hamburg sehr viel los ist. Die zwei Tage die ich dabei war haben wir nur sehr wenig Zeit auf der Wache verbracht.
Alles in allem war das Tertial ein toller Start ins PJ und ich habe super viel gelernt. Aber das größte Argument für mich dort ein Tertial zu machen ist das Team. Grundsätzlich ist es ein recht junges Team und alle sind mega nett und man merkt, dass sich alle untereinander gut verstehen. Es herrscht eine tolle Arbeitsatmosphäre in der man als Teammitglied wertgeschätzt wird und man sich nicht schämen muss auch mal "dumme" Fragen zu stellen.