Ich bin ungeplant spontan nach Freiberg gegangen, weil ich es mit den Verhaeltnissen in der Schweiz nicht ausgehalten habe. Damit war ich unverhofft einer der beiden ersten PJ-ler in Freiberg.
Auch wenn die Personalabteilung etwas ueberrumpelt war von meinem kurzfristigen Entschluss mein drittes PJ-Tertial in Freiberg zu absolvieren, haben sich alle Beteiligten groesste Muehe gegeben mich bei organisatorischen Dingen zu unterstuetzen.
Ich brauchte nur per Email zu sagen, von wann bis wann ich ein Zimmer etwa welcher Kategorie brauchte und es wurde sich hervorragend um alles gekuemmert. Nachdem ich in der Schweiz der Arbeitsknecht war, hab ich mich hier von Anfang an wie der Koenig gefuehlt...
Man merkt an allem, dass man hier in Freiberg ernst genommen, geschaetzt und sogar umworben wird.
Man bekommt einen habilitierten Oberarzt als persoenlichen Mentor, den man jederzeit und zu allem begleiten bzw. befragen kann.
Es wird von Anfang an grosser Wert gelegt, die Ausbildung so individuell wie moeglich zu gestalten. Man wird gefragt wo die Schwerpunkte dessen liegen, was man lernen will, oder schon kann, bzw. was fuer die spaetere Fachrichtungswahl am wichtigsten bzw. interessantesten sein koennte.
Und ich bin jetzt kein grosser Fan der Chirurgie, operieren ist nicht meine Lieblingsbeschaeftigung. Selbst darauf wurde weitestgehend Ruecksicht genommen und ich durfte so oft ich wollte auch in der Notfall-Ambulanz bzw. auf Station oder in der Zentralen Patientenaufnahme arbeiten.
Das Aufgabengebiet ist nicht so klar definiert, wie als Unterassistent in der Schweiz, aber wenn man ein wenig Initiative zeigt, darf man sehr selbststaendig und verantwortlich arbeiten. In der zentralen Patientenaufnahme oder der Notaufnahme ist man zustaendig fuer Anamnese, Untersuchung, Anordnung von Labor und Roentgenuntersuchung in Absprache mit dem zustaendigen Facharzt, Patientenvorstellung und Entwicklung eines Behandlungsplans mit dem Facharzt gemeinsam.
Natuerlich darf man chirurgische Wundversorgung machen, wenn man moechte jederzeit Blut abnehmen / Flexuele stechen, im OP war mein Engagement nicht so wahnsinnig ausgepraegt, ich beschraenkte mich auf das Erlernen verschiedener Nahttechniken, laparoskopische Kamerafuehrung, und Halten von Haken und Koerperteilen :) Man darf bei allem assistieren, was einen interessiert. Und wenn man Chirurg werden will, lassen die einen auf jeden Fall auch noch mehr mitoperieren... Materialentfernung und sowas... aber da war ich nicht so scharf drauf. Ich hab lieber, wenn sichs ergab bei den Anaesthesisten mit intubiert... auch das geht!!!
Man rotiert ca. alle 3-4 Wochen von Station zu Station: Wachstation, Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie, Gefaesschirurgie, Kinderchirurgie. Man darf nach etwas Uebung auch selber die Visite machen und wird, wann immer noetig vom jeweiligen Stationsarzt unterstuetzt. Briefe schreiben (bzw. diktieren) gehoert natuerlich auch dazu.
Auch zu Konsiliaruntersuchungen auf anderen Fachstationen darf man seinen Mentor begleiten, oder zu den verschiedenen Fachsprechstunden der Oberärzte mitgehen. Man darf halt wirklich ALLES machen, was einen interessiert auch gern bei den Anaesthesisten oder Internisten mal reinschnuppern, Ports punktieren oder was auch immer.
Weiterbildungen finden mindestens einmal pro Woche interdisziplinaer statt. D.h. ein Ober- oder Chefarzt einer, der in Freiberg ansaessigen Kliniken haelt eine Weiterbildungsveranstaltung. Darueber hinaus gibts fast jede Woche ein interdisziplinaeres, multimediales Tumorboard mit den Kollegen der TU Dresden.
Und gelegentlich noch andere Weiterbildungsangebote die nicht unbedingt Chirurgie betreffen, aber die man alle mitnehmen darf. Auch Lehrvisite auf der ITS gibts.
Die Bezahlung von 400 Euro sind bei Freiberger Preisen zum Ueberleben mehr als ausreichend. Ausserdem bekommt man Essenmarken fuers Mittagessen, die Zeit dieses Einzunehmen muss man sich allerdings einfach nehmen, wenn nicht, arbeitet man naemlich ununterbrochen durch. Auch diesbezueglich ist also Initiative und Eigenverantwortung gefragt. Es ist einem keiner boese! Man kann ein Zimmer gestellt bekommen, direkt hinterm Krankenhaus, kostet aber 237 Euro. Vielleicht ist es guenstiger sich selber was zu suchen, bzw. bei der Personalabteilung zwecks Suche genaue Preisvorstellungen zu aeussern, die helfen einem dann.
Studientage gibt es. Bei den Chirurgen war die Einteilung aeusserst fexibel moeglich.
Der chirurgische Chefarzt ebenso wie der aerztliche Direktor (Anaestesistenchefarzt) haben sich regelmaessig erkundigt, ob denn auch alles zu meiner Zufriedenheit laufe, man kann also, wenn einem etwas nicht gefaellt jederzeit Bescheid sagen.
Ãœbrigens das Arbeitsklima unter den Kollegen fand ich sehr angenehm. Es gab sogar mal ne Wanderung nach Dienstschluss mit allen Kollegen.
Fazit: Echt super! Das beste meiner drei Tertiale, ausgerechnet in dem Fach, auf das ich anfangs am wenigsten Lust hatte!!!
Bewerbung
Regulär zur PJ-Anmeldung. Die Plätze werden wie an allen Lehrkrankenhäusern zentral vergeben.