Das Problem am Unispital Basel ist, dass der Arbeitsalltag dort auf kosteneffizienz und gewinnmaximierung ausgelegt ist. Da fungieren die UA als günstige Arbeitskräfte und nicht als angehende Ärzte, die während ihrer Unterassistenz praktische Fertigkeiten erlernen sollen.
Und jetzt genauer:
De facto hieß das bei mir, dass mir in den vier Monaten nur drei Mal ein Oberarzt etwas (auf Nachfrage) erklärt hat. Somit blieb die „praktische und theoretische Lehre“ alleine auf den Schultern der Assistenzärzte hängen. Einige Assistenzärzte waren auch wirklich sehr bemüht einem etwas beizubringen, leider hatten sie wegen der sehr hohen Arbeitsbelastung meist nur sehr wenig Zeit.
Wer praktische Fähigkeiten wie z.B. die hohe Kunst der Sonographie ansatzweise erlernen möchte ist dort vollkommen fehl am Platz. Die Assistenzärzte fungieren in der allgemeinen Inneren Medizin als Patientenverwalter und die UAs sind Ihre Zuarbeiter.
Die Innere Medizin ist dort anders aufgestellt als in Deutschland. Alle Patienten der unterschiedlichen Fachrichtungen liegen auf gemischten Stationen. Zu einem Patienten mit Herzinsuffizienz kommt dann einmal am Tag ein Kardiologe und zu einem Patienten mit einer Infektion ein Infektiologe. Als Sekretär für alle Patienten dient der Assistenzarzt auf Station. Er muss Konsile am laufenden Band ausfüllen, damit der Kardiologe weiß zu welchem Patienten er als nächstes muss, Rehabilitationen anmelden…. sprich er verwaltet den Patienten am Schreibtisch und als Unterassistent sitzt man nach der Aufnahme des Patienten neben ihm und verwaltet mit.
Auf einer Station war es sogar so, dass einem wärmsten ans Herz gelegt wurde nicht mit auf Visite zu gehen. Stattdessen sollte man direkt morgens mit den neuen Aufnahmen beginnen, damit man selbst und der Assistenzarzt nicht bis nach 20 Uhr arbeiten musste. Schlussendlich war man dort von morgens bis abends mit Aufnahmen beschäftigt und hat von den Krankheitsverläufen, Diagnostiken und Therapieentscheidungen so gut wie nichts mitbekommen.
Im direkten Vergleich zu Famulaturen und dem Praktischen Jahr in Deutschland war die Lehre am Universitätsspital in Basel ein schlechter Witz. In Deutschland gibt es an den Unikliniken inzwischen ja meist einen Oberarzt der für mind. 50% für Lehre freigestellt ist. So etwas gibt es hier gar nicht. Hier gibt es stattdessen 2 x 45 Minuten UA-Fortbildung pro Woche wovon bei mir ca. 30% ausgefallen sind (teils mit der Begründung weil gerade Ferien in der Basel sind).
Noch kurz zum Lohn. Man bekommt von den 900 CHF ca. 840 CHF ausgezahlt. 60 CHF gehen für irgendwelche Versicherungen weg und im ersten Monat werden nochmals 60 CHF an Gebühren für die Beantragung der Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis abgezogen.
Das Personalwohnheim kostet 650 CHF pro Monat. Mit dem übrig gebliebenen 190 Franken im Monat kommt man hier circa 1 bis 1 ½ Woche über die Runden. Man ist also trotz der 50-55 Stunden Arbeit pro Woche auf eine anderweitige finanzielle Unterstützung angewiesen.
Noch ein Wort zum Personalwohnheim in der Mittleren Straße. Dort gibt es KEIN Internet. Du musst dir alles an Töpfen, Geschirr, Besteck usw. von zu Hause mitbringen. Gar nicht so leicht wo man ja in der Regel als Student kein Auto hat.
Schlussendlich bereue ich nicht, dass ich das Tertial in der Schweiz gemacht habe. Der Umgangston ist sehr nett, der Kontakt zu Pflege sehr gut und das Arbeitsklima insgesamt gut. Basel ist eine sehr schöne Stadt mit viel Kultur und schöner Umgebung. Ich bedauere jedoch dass ich mich damals fürs Unispital Basel entschieden habe. Wenn ich damals gewusst hätte, dass man dort eine billige Arbeitskraft ist und Lehre purer Luxus ist den man sich im Wirtschaftsbetrieb Unispital Basel nicht leistet, hätte ich mich dort nicht beworben.