PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Gondar University Hospital (8/2011 bis 10/2011)
Station(en)
OW, RR, EOPD, OR
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Regensburg
Kommentar
Äthiopien ist Entwicklungsland und man merkt es an der Ausstattung in Gondar massiv. CTs sind beispielsweise eine Seltenheit, die Regel sind konventionelle Röntgenbilder (teils mäßiger Qualität). Die Gebäude sind für unsere Begriffe sehr heruntergekommen und die Patienten teils regelrecht zusammengepfercht. Vieles ist wohl so, wie es bei uns vor 60 Jahren vielleicht war. Umso überraschender, dass die PJ-Studenten dort (genannt "Interns") fachlich erstaunlich fit sind, uns Deutschen teilweise sogar überlegenen scheinen. Gerade die Uniklinik von Gondar genießt auch innerhalb Äthiopiens einen guten Ruf und in Gondar wohl wiederum speziell die Chirurgie. Wissensmäßig stehen die Ärzte dort ihren deutschen Kollegen glaube ich nicht viel nach - zumindest hätte ich als PJ-ler nichts davon gemerkt.
Die "Interns" dort übernehmen zu großen Teilen selbständig Aufgaben wie Patientenbetreuung, Notaufnahme, Assistieren beim Operieren, Diagnosestellung, Gips anlegen, Medikamente verordnen - weit mehr also, als bei uns in der Regel. Das ist toll, weil man viel lernen kann (gerade wenn man Chirurg werden will), aber man mag sich gerade anfangs etwas überfordert fühlen. Die "Intern"-Kollegen sind aber i.a. ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Man muss sich halt fragen trauen. Großes Problem ist allerdings die Sprache, die ärztliche Dokumentation, die Visite, die Besprechungen etc. läuft zwar alles in englisch, aber die Patienten sprechen ganz überwiegend nur amharisch. So selbständig man eigentlich also arbeiten könnte, so wenig kann man es leider faktisch oft, weil man sich auch bei kleinen Untersuchungen fast immer einen Pfleger oder Intern zum Übersetzen holen muss. Es schadet nicht, sich vorher mit dieser Sprache auseinanderzusetzen (auch wenn das das Problem nur sehr ansatzweise lösen wird). Achja, mitoperieren kann man da natürlich auch. Eigentlich kann man so ziemlich alles machen, was bei uns tendentiell eher Assistenzärzte im 1. Jahr machen - man muss ich nur trauen.
Die ganze Krankenversorgung ist dort natürlich sehr von unserer verschieden, und das gilt natürlich auch für das Land an sich. In jedem Fall ein Erlebnis! Und unterm Strich habe ich dort denke ich mehr gelernt und gesehen als in den 8 Wochen stumpfsinnigem Haken-Halten in Regensburg!
Bewerbung
Ich habe mich ein Jahr vorher beworben, aber wahrscheinlich würden auch wenige Monate reichen. Kontakt über internationalstu@gmail.com (Getahun Asres /MD, MPH). Die unkomplizierte und völlig unbürokratische Zusage war für mich letztlich auch ausschlaggebend für die Entscheidung für Gondar.