Ich hatte mich mit etwas mulmigem Gefühl nach Lektüre der bestehenden Bewertungen in Wolhusen für die letzte Stelle meines praktischen Jahres beworben.
Rückblickend muss ich sagen, dass es eine der besten Stellen meines PJs war. Und sicherlich die lehrreichste.
Der grösste Joker in Wolhusen ist auf jeden Fall das Team. Die Assistenzärzte 2011/2012 waren allesamt sympathisch, hilfsbereit und schauten immer, dass die UHUs pünktlich gehen. Bezüglich des in früheren Bewertungen angesprochenen Hickhacks etc. kann ich nichts sagen, da man sich bewusst sein muss, dass bei den AA eine grosse Fluktuation herrscht und jedes Jahr anders sein kann. Auch habe ich nach all meinen Praktika den Eindruck, dass die UHUs zu einem ganz grossen Teil selber dafür verantwortlich sind, wie gut/schlimm ihre Zeit an einem bestimmten Ort sein wird.
Die Oberärzte waren insgesamt sehr erfreulich, vor allem der für die UHUs zuständige Leitende Arzt. Fragen wurden stets beantwortet und man wurde ermutigt, alles zu machen, was einen interessiert. Zudem konnten sich die UA/AA Fortbildungsthemen wünschen, welche dann als "Quick Soup" vor dem Mittagessen präsentiert wurden.
Grundsatz: Was einen interessiert, kann man jederzeit schauen gehen, sofern man nett fragt und die Tagesarbeit gut erledigt. So war ich als Innere-UHU auch bei der Operation eines unserer Patienten im OP dabei, konnte auf der Notfallstation nicht kritische Patienten selbständig aufnehmen und direkt dem Oberarzt vorstellen. Generell sind die Hierarchien sehr flach und es herrscht ein sehr kollegiales Klima, z.B. essen alle zusammen zu Mittag und sind per Du.
Weil während dreier Wochen auf einer Abteilung ein Assistenzarzt fehlte, konnte ich die Betreuung der halben Abteilung übernehmen und alle Patienten direkt mit dem zuständigen Oberarzt besprechen. Das waren definitiv die lehrreichsten drei Wochen meines gesamten Studiums.
Das Spektrum der Patienen ist vielfältig und anspruchsvoll; Rheumatologie, Nephrologie, viel Cardio, allgemeine Innere, Gastro. Man kann bei allen möglichen Untersuchungen dabei sein/assistieren: Herzecho, Transösophageales Echo, Gastroskopie, Fahrradergometrie, Dobutamin-Stressechos auf der Intensivstation, Cardioversionen,...
Der Lohn von 1000 Franken ist eher mager, vor allem weil für Unterkunft 350 Franken (saubere, nette Einzimmerappartments mit eigenem Bad/Dusche, Gemeinschaftsküche auf jedem Stock) und für das Mittagessen pro Tag ca. 8 Franken anfallen.
Arbeitszeit ist gewöhnlich Mo-Fr von 08.00 bis ca. 18.00, Wochenenden sind grundsätzlich frei. Pro Monat zwei Ferientage zusätzlich.
Freizeitangebot in Wolhusen selbst limitiert, aber eine gute S-Bahnverbindung nach Luzern (20 minuten) und wenn man fragt, nimmt einen auch immer mal ein AA mit dem Auto nach Luzern mit. Aussderdem hat das Spital ein Auto, das man für 0.60 Franken pro Kilometer privat nutzen kann.
Die UAs sollten nach Möglichkeit im Turnus immer Donnerstag ans cardio-Rehaprogramm in Nottwil gehen, wofür ein Auto zur Verfügung steht. Das ist immer eine gute Abwechslung und man kann durch das Luzerner Hinterland an den schönen Sempachersee düsen. Dort überwacht man dann die Herzpatienten beim Workout und kann natürlich bei freien Geräten jederzeit auch mittrainieren.
Für 50.- pro Monat kann man zudem ein Abonnement für den Fitnessraum lösen, wo man 24h am Tag Zugang hat und super Abends noch aufs Rad, Laufband, Kraftmaschinen kann.
Insgesamt kann ich Wolhusen sehr empfehlen. Falls es jemals wirklich so schlimm war für die UHUs, dann hat sich in der Zwischenzeit wohl einiges getan (siehe auch die aktuelleren Chirurgie-Berichte). Den Chirurgie-UHUs ging es trotz disziplin-typischen langen OP-Tagen auch sehr gut, so wie ich das mitbekam.
Bewerbung
6 Monate vorher, aber oft ist auch noch kurzfristig etwas frei.