Ich habe via Cornell Medical College für je einen Monat Notfallmedizin und Chirurgische Intensivstation am Lincoln Hospital absolviert.
Das Lincoln Hospital liegt in der South Bronx und bietet dem oder der mutigen Studierenden ein Erlebnis, das er/sie sicherlich nicht so schnell vergisst.
Alle Infos zum Krankenhaus gibt es via google und für die Notfallmedizin unter www.lincolnemresidency.com.
Anmeldung geht via google "Cornell Visiting International Students".
Grundsätzlich muss man meistens davon ausgehen, dass man in den USA als ausländischer Student sehr wenig aktiv tun darf (Haftpflichtprobleme). Am Lincoln Hospital ist das aber definitiv anders. Wenn die Ärzte gesehen haben, dass man Nähen etc. sicher kann, dann wird man typisch amerikanisch herausgefordert - stets unter adäquater Aufsicht - bis hin zum selbständigen Einlegen von Thoraxdrainagen (auf der Notfallstation, im Schockraum und im OP), Zentralvenenkathetern, etc.
Aufgrund des riesigen Patientenaufkommens sind die Residents (AA) enorm froh, wenn man für sie Patienten anschaut und ihnen dann vorstellt. Dabei läuft es so, dass man sozusagen für jede Minute, die man dem Resident Arbeit abnimmt, von diesem dann im Gegenzug geteacht wird im Stil von "Now I´m gonna show you something really cool. Have you ever placed a central line? No? Then today will be your first time!"
Im Unterschied zu den Berichten zu ähnlich intensiven Orten (Südafrika, Südamerika etc.) habe ich mich aber hier nie allein oder überfordert gefunden, sondern hatte immer jemanden dabei (AA/OA).
Man muss sich aber erst einmal daran gewöhnen, dass 8 Polizisten jederzeit im ER aufpassen, dass nichts passiert. Pro Tag durchschnittlich eine Schuss-/Stichverletzung. Angeschossene Gangster werden manchmal in Handschellen behandelt, mit mehreren bewaffneten Polizisten im Raum. Generell ist es aber nicht gefährlich, das Team passt auch immer auf die ahnungslosen Ausländer auf ;-)
Der Student ist immer dafür verantwortlich, im Schockraum einen der zwei grosslumigen Zugänge zu legen. Bei Schnittwunden kann man eigentlich immer nähen (sofern man sich das Vertrauen des OA erarbeitet hat mit einfachen Schnittwunden auch im Gesicht etc.).
Es ist halt wirklich ein Bisschen wie in den Fernsehserien und alles ist immer ziemlich extrem. Thorakotomien im Schockraum zum Beispiel. Ich konnte ca. 8 Reanimationen mitmachen und jedes mal die Thoraxkompressionen übernehmen.
Generell werden die Studierenden sehr gut betreut, man kann jederzeit die Sekretärinnen fragen, wenn man seine Schichten nicht mehr weiss oder sonst irgend ein Problem hat.
Arbeitszeit: Die Studierenden müssen/sollen 15 Schichten arbeiten während ihres Monats, d.h. man wird meist einfach irgendwie eingeteilt. Mit den anderen Studenten Schichten tauschen ist aber immer problemlos möglich. Auf der Notfallstation immer Schichten von 8 Uhr bis 8 Uhr, 12 Stunden (plus jeweils 20 Minuten Schichtübergabe). Auf der chirurgischen Intensivstation Arbeitsbeginn um 06.00, Ende gegen 18.00. Auf der Chirurgie 06.00 bis open end, inklusive Dienste mindestens 1x pro Woche. Bei Pikett kann man im "on call room" schlafen.
Kosten: Der Aufenthalt ist sehr teuer. Man wird nicht bezahlt, sondern bezahlt dafür, dort sein zu dürfen :-/
Uni-Kosten 2000$ (davon bekommt das Krankenhaus nicht einmal was), Wohnung am besten via www.rotatingroom.org (Mediziner-WG-Zimmer in NYC) oder Craigslist. Die Uni hat auch Wohnheime, die je nach Jahreszeit aber ausgebucht sein können mit den eigenen Studenten.
Das Leben in NYC ist zudem teuer. Gerade bei den wechselnden Tag/Nachtschichten hat man aber sowieso sehr wenig Zeit, den Versuchungen der Stadt zu fröhnen...
Wichtig: Für die Praktika der Cornell benötigt man KEIN amerikanisches Staatsexamen (im Gegensatz zu den meisten anderen amerikanischen Unis). Heidelberg und München haben zudem via Dekan spezielle Verbindungen.
Bei Fragen ruhig fragen ;-)
Bewerbung
Ideal 1 Jahr vorher. Deadlines auch immer auf der Website der Cornell.