Das Tertial war sehr gemischt mit teilweise tollen und teilweise echt unschönen Erfahrungen.
Man ging mit der Erwartung ins Tertial so toll wie im Praktikum des 8. Semesters betreut zu werden und wurde von der Stationsrealität eingeholt. Bezahlung gab es keine, mit der Begründung, dass die Lehre ja so gut sei (und man in der Ausbildung sei), dass das nicht nötig sei. Wo aber bitte ist die Lehre, wenn man fehlende Assistenzärzte auf der Station ersetzen soll?!
Aber von Anfang an:
Station 1: Die operative Station war super. Die Schwestern waren total nett und die Ärzte auch relative entspannt und nett. Im OP durfte man nähen und kleinere andere Aufgaben übernehmen. Die Atmosphäre war immer gut und Fragen waren ausdrücklich erlaubt. Unbedingt weiterzuempfehlen.
Station 2: Hier war leider die Organisation schlecht. Unzählige Infusionen und Blutentnahmen die häufig alleinige PJ’ler-Sache waren. Wenn ich einfach mal Pause gemacht habe und mit zur Visite zu gehen, wurde ich weggeschickt um da weiterzumachen. Die Ärzte haben sich nicht um die BE’s gekümmert und es kam daher auch gerne mal dazu, dass man bei Patienten zweimal am Tag Blut abnehmen musste. Bei den Aufnahmen wurde ich häufig angeraunzt, dass ich doch schneller machen solle und bekam noch Zusatzaufgaben. Die Ärzte verzogen sich gerne mal den ganzen Vormittag/Nachmittag ins Arztzimmer und schienen dann beleidigt, wenn ich vorbeikam um Fragen zu stellen (oft wurde ich erst mal einige Minuten ignoriert, bis überhaupt mal jemand auf die Idee kam zu fragen, was mein Anliegen ist). Da hat man sich ziemlich unselbständig gefühlt. Patienten selbst betreuen oder mal in die Therapieplanung einbezogen werden – Fehlanzeige. Dafür war einfach keine Zeit da….
Station 3: Hier haben die Ärzte mit den PJ’ler ZUSAMMEN Blut abgenommen und die Aufnahmen gemacht (vielen Dank!!). Man hat sich nicht wie der Stations-Bimbo gefühlt, sondern wie ein vollwertiges Mitglied im Team. Ich hatte eigene Patienten und habe echt eine Menge gelernt!
Ich möchte noch betonen, dass meine Erfahrungen auf den Stationen immer auch Situations- und Ärzteabhängig sind. Bei einer anderen Besetzung kann alles schon ganz anders aussehen.
Aber es gibt so viele Dinge, die uns versprochen wurden und für die keine Zeit war: Lymphdrainage ansehen, Spezialsprechstunden, Tumorboard, dem Pflegepersonal bei den Verbänden mal über die Schulter schauen. Dafür, dass uns so viel versprochen wurde, war ich eher enttäuscht. Und dann die Sache mit der fehlenden Bezahlung. Da fühlt man sich echt veralbert.
Auch bei den Studientagen gab es Sonderregelungen. Während man in anderen Krankenhäusern jede Woche einen Studientag hat, waren es in der Derma nur 6 pro Tertial. Das wäre an sich ja auch ok, wenn man sich die Tage flexibel legen könnte. Aber da alle peinlich darauf bedacht sind, dass es ein STUDIEN-Tag ist bekam man sogar noch Extraaufgaben und durfte nicht an Montagen und Freitagen fehlen.
Trotz allem war es insgesamt ein gutes Tertial. Ich kann es durchaus weiterempfehlen, aber man sollte seine Erwartungen an dieses (eigentlich an alle) Tertial(e) deutlich herunterschrauben. PJ ist eben doch meistens Personallücken schließen und nicht Lehrzeit!