Dies ist allgemein bisher das beste und lehrreichste PJ-Tertial, das ich bisher hatte, aus vielerlei Gründen:
- Mir stand eine eigene Mentorin zur Seite, die während des 1. Monats ständig für mich da war, mich individuell förderte und forderte und mir vor allem den Einstieg in die Anästhesie an einem maximal versorgenden Haus wesentlich erleichterte
- Das gesamte Anästhesie-Team ist sehr nett. Jeder Arzt aus dem Team, mit dem ich zusammenarbeiten durfte, war darum bemüht, mir etwas bezubringen; nach seinem besten aktuellen Wissensstand und Können, ließ mich praktisch aktiv werden und ggf. auch ‚schwierigere‘ anästhetische Verfahren unter genauer Anleitung und Aufsicht durchführen. Besonders gutes Teaching zeichnete sich durch die Erläuterung medizinischer Hintergründe aus, dem Mitteilen persönlicher praktischer Erfahrung, dem Stellen gezielter anregender Fragen sowie der Besprechung examensrelevanter Fragen.
- Das angebotene Mega-Code-Training: Eine super Sache! In einer kleinen Gruppe mit optimaler Lernmöglichkeit verinnerlichte ich die BLS- und ALS-Algorithmen praktisch anhand verschiedener Fallbeispiele. Bemerkenswert war das Engagement und die Freude, mit der unser Gruppenleiter uns die Sachverhalte nahe brachte und uns motivierte. Dank warmem Tee und Kaffee war auch bestens für unser leibliches Wohl gesorgt; eine tolle Geste! Negativ anzumerken: Der Mega-Code-Dummy ist mittlerweile ein ziemlich zerfleischter Oldtimer, schon vor unserer ersten Benutzung. Es wirkt daher sehr unrealistisch daran zu üben; die Puppe wird eher belächelt als ernst genommen. Schade, dass einzelne, überaus engagierte Ärzte für die Lehre an PJ-Studenten persönlichen Verzicht inkauf nehmen müssen; z.b. PJ-Veranstaltungen zusätzlich neben ihrer eigentlichen Tätigkeit im Krankenhaus in ihrer Freizeit durchzuführen. Wünschenswert wäre eine bessere Würdigung dieser Ärzte durch die Klinik.
- Die Hospitation im Notarzt-Einsatz-Fahrzeug: Eine äußerst lehrreiche Zeit für den fachlichen wie auch persönlichen Umgang in schwierigen Situationen und mit schwierigen Patienten. Das theoretische Wissen des langen Studiums schien geballt in wenigen Tagen auf mich einzufluten. So manches theoretisch gelernte Krankheitsbild wird mir nun eindrücklich in Erinnerung bleiben. Auch von der Arbeitsweise der unterschiedlichen diensthabenden Ärzte kann ich für meine spätere ärztliche Tätigkeit sehr viel mitnehmen.
- Rotation auf Intensivstation 1: Zunächst mit Unsicherheit und Ängsten meinen ersten Tag beginnend, wurde ich ich schnell vom ärztlichen und pflegerischen Team herzlich integriert und arbeitete dort jeden Tag mit Freude. Das Engagement des diensthabenden Oberarztes war beeindruckend. Von ihm lernte ich schnell, Verordnungen über Patienten zu machen, diese Patienten in der Visite vorzustellen und liebevoll und geduldsam mit ihnen und ihren Angehörigen umzugehen, insgesamt bedeutsame Eigenschaften auf einer Intensivstation. Auch praktische Tätigkeiten wie ZVK- oder Tracheostoma-Anlagen durfte ich teils assistierend, teils unter Anleitung selbst durchführen.
Zu verbessern:
- Zusammenarbeit mit dem persönlichen Mentor sollte obligat mindestens für die ersten 2 Wochen der Tertiales organisiert sein, um einen optimalen Start und Lerneffekt zu erzielen, was derzeit noch nicht bei jedem Anästhesie-PJ-Studenten durchgesetzt ist.
- Schwierigkeiten bei Terminänderungen den zuständigen Mentor/ Vortragenden zu erreichen: Ein einfaches PJ-Handy für kliniksinterne Gespräche würde vieles erleichtern!
- Der angebotene Wohnheimsplatz ist an sich eine tolle Unterkunftsmöglichkeit unter der Woche für Studenten, die von weiter her anreisen. Dennoch wären bessere hygienische Verhältnisse, z.B. durch tägliches Mülleimerentleeren in der Küche, regelmäßig frische Handtücher sehr wünschenswert. Genauso würde ein Helios-Gast-Zugang über WLAN im Kliniksgelände von den zukünftigen PJ-Studenten und Famulanten stark begrüßt werden.
- Gelegentlich mehr Wertschätzung eines PJ-Studenten v.a. seitens des Pflegepersonals; ein freundliches ‚Guten Morgen!‘, ‚Danke‘, ein Lächeln oder sogar Lob bewirken manchmal Wunder.
Unbedingt beizubehalten:
- Persönlicher Mentor.
- Angebotenes Mega-Code- und Simulatortraining.
- Gute Organisation des Anästhesie-PJs im Vorfeld mit aktuellem und ausgefeiltem Curriculum mit den zu erlernenden Fakten und Fähigkeiten. Der Rotationsplan bietet eine tolle Möglichkeit, verschiedene Aspekte der Anästhesie und Intensivmedizin kennen zu lernen und bietet auch Freiraum, persönlichen medizinischen Interessen nachzugehen, wie einer Hospitation im Frau-Mutter-Kind-Zentrum, in der HNO, auf der Palliativstation oder im Notarzteinsatzfahrzeug.
- Flexible Aufteilung der Studientage.
- Zeit für Mittagessen in der Mensa.
- Sehr gutes Gehalt.
Insgesamt kann ich daher ein PJ-Tertial in der Anästhesie und Intensivmedizin im Helios-Klinikum Erfurt wärmstens weiterempfehlen!