Es gibt insgesamt 3 chirurgische Kliniken: Die Klinik für Allgemein-, Visceral- und Thoraxchirurgie, die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie und die Klinik für Gefäßchirurgie. Die PJler sind vor allem auf Unfall- und Visceralchirurgie eingeteilt. Wenn genügend PJler da sind, ist auch eine Rotation in die Gefäßchirurgie möglich.
In der Visceralchirurgie sind die PJler hauptsächlich im OP eingeteilt. Einen Plan gibt es immer am Nachmittag vorher mit der Einteilung, bei welcher OP man dabei ist. Das OP-Spektrum ist relativ breit. Als PJler steht man regemäßig bei Strumen, großen Hernien, Hemikolektomien und Rektumresektionen. Aber auch Lungentumoren und größere Bauch-OPs gibt es zu sehen (Whipple, Pankreaslinksresektion, Leberresektionen, etc.). Man sieht sehr viel, darf aber leider sehr wenig machen. Dass man nach 5 Stunden Haken halten bei einer Bauch-OP die Hautnaht machen oder eine Redon annähen darf ist leider nicht die Regel, auch wenn man schon nähen kann. Wenn man aktiv danach fragt, hat man vermutlich mehr Chancen. Bei kleineren OPs, wo man vielleicht auch mal erste Assistenz sein könnte, wird man leider nicht eingeteilt. Leider wird bei den OPs auch wenig erklärt, wenn überhaupt etwas. Fragen stellen hilft aber auch hier weiter. Einziger Pluspunkt ist, dass man sich, wenn man um 16.15 Uhr immer noch am Tisch steht, vom 3. Dienst auslösen lassen kann, wenn der nicht gerade wo anders steht. Dienstags hat die Visceralchirurgie nur einen Saal. D.h. das ist i.d.R. auch der Tag, an dem man meistens am frühesten rauskommt.
Regelarbeitszeit für die PJler ist von 7.00 – 16.00 Uhr. Um 7.00 Uhr sollte man schon angezogen im Stationszimmer für die Visite bereit stehen, die dann bis 7.45 Uhr dauert. Danach trifft man sich zur Morgenbesprechung bei dem die Dienste, die OPs und etwaige schwierige Fälle auf den Stationen diskutiert werden. Danach geht man entweder direkt in den OP, wenn man gleich am Anfang eingeteilt ist, oder noch kurz mit allen Visite auf Intensiv, was eher langweilig ist. Dienstagnachmittag um 16.00 Uhr ist jede Woche Tumorkonferenz, an der man bei Interesse teilnehmen kann. An manchen Tagen ist man schon gegen 14.00 Uhr fertig, oft steht man aber auch länger im OP. Vor allem Freitag stand ich jedes Mal länger als 16.00 Uhr, was genau an diesem Tag doch eher nervig ist. Zum Mittagessen kommt man fast immer, wenn man sich auch beeilen muss. Das Essens-Guthaben, was man täglich auf einem Chip bekommt, langt bis auf ein paar Cent für ein normales Frühstück (die machen schon um 6.30 Uhr auf) und eine normales Mittagessen.
Jeder PJler macht Dienste, die auch extra vergütet werden. Eine Rotation in die Zentrale Notaufnahme (ZNA) ist nicht vorgesehen. Einmal pro Woche findet für 90 Minuten eine PJ-Fortbildung durch unterschiedliche Kliniken mit unterschiedlichen Themen statt, die qualitativ sehr variabel sind. Aber es ist immerhin eine gute Gelegenheit, sich mit den anderen PJlern zu treffen.
Ansonsten waren alle Ärzte eigentlich sehr nett und man fühlt sich gut aufgehoben, bis auf einzelne Ausnahmen. Auch das OP-Pflegepersonal ist sehr umgänglich und die Stimmung war eigentlich sehr gut. Auf Station war die Pflege auch äußerst nett und hilfsbereit, soweit ich das beurteilen konnte.
Wenn man mal auf Station ist (kommt doch eher selten vor), kann man dort leider nicht viel machen. Morgens kann man theoretisch Blut abnehmen oder mal die eine oder andere Nadel legen. Dafür gibt es aber auch einen Blutabnahmedienst, der das normalerweise übernimmt. Morgens kann man dann vielleicht mal bei einer Aufnahme dabei sein. Da man aber so selten auf Station ist, kommt man nie in die Routine, eine Aufnahme auch mal bis auf die Aufklärung selber machen zu können. Sono´s werden auf Station gemacht, aber das machen die Assistenten. Man bekommt es zwar vielleicht erklärt, aber selber machen ist doch meistens nicht drin. Und mehr konnte ich auf Station auch nicht machen, weil ich keine richtige Einweisung bekommen habe, um den Ärzten auch mal die eine oder andere Arbeit abnehmen zu können. Dann kann man theoretisch noch in die ZNA gehen. Dort war ich aber auch mehrmals sichtlich unwillkommen und konnte somit auch nichts machen.
Aus meiner Sicht habe ich in 4 Wochen fast nichts gelernt, was ich äußerst schade finde.
Die Organisation von Seiten des Klinikums (Zimmer, Namensschild, Essenschip, etc.) als auch von Seiten des Klinik-Sekretariates war sehr gut und es war immer ein offenes Ohr für Wünsche da: auch zum Thema Rotation in die anderen chirurgischen Abteilungen oder wenn man gerne für bestimmte OPs eingeteilt werden möchte.
Die PJ-Zimmer sind alles 1-Zimmer-Appartments mit kleinem Bad mit Dusche und WC und einer kleinen Einbauküche mit zwei Herdplatten und einem Kühlschrank. Einige Zimmer haben auch einen Balkon. Die Zimmer sind alle nur ca. 50m vom Haupteingang der Klinik entfernt. Wenn man die Zimmer rechtzeitig reserviert, bekommt man auch von Anfang an eines. Ansonsten kommt man in der Zwischenzeit auch in der Schwesternschaft unter, was aber je nach Haus kein Vergnügen ist (in einem eine Dusche für 20 Zimmer). In den Zimmern gibt es kein Internet und kein Fernsehen. Beides könnte man aber theoretisch anmelden.
Fazit: Wer noch nicht viel in der Chirurgie gesehen hat und mit Zuschauen zufrieden ist, wird hier eine gute Zeit haben. Bei höheren Erwartungen an das Chirurgie-Tertial sollte man sich im Moment ein anderes Haus bzw. eine andere Abteilung aussuchen.
Bewerbung
Keine, man wird vom Studiendekanat eingeteilt. Wenn man von Anfang an eines der PJ-Zimmer haben will, möglichst lange vorher.