PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Spital Uster (12/2011 bis 3/2012)
Station(en)
Rotation
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Magdeburg
Kommentar
Für 4 Monate bekommt man 6 Ferientage entsprechend unseren Studientagen. Arbeitszeit 7:20 - 16:15
anschliessend hat immer einer Dienst, wo man auf dem Notfall mithilft oder fürs Hakenhalten im OP zur Verfügung steht, solange, bis nichts mehr los ist. Ich hab alles zwischen 19Uhr und 2 Uhr nachts erlebt, meist war man aber etwa bis 22/23Uhr da. Bis zum nächsten Morgen hat man dann Rufbereitschaft, wo man für Not-OPerationen (Ileus, Schenkelhalsfraktur etc.) gerufen wird. Das kommt auch relativ häufig vor, da wir billiger sind, als würde man einen Assistenzarzt aufstehen lassen. Am nächsten Tag braucht man dann erst um 10Uhr kommen, wenn genug Unterassistenten da sind um die OPs zu besetzen, sonst kommt man eben früher... Jedes Wochenende hat wieder ein Unterassistent (=PJler) Dienst, dann von 11Uhr bis open end. Das Wochenende kann dann 1:1 in der folgenden Woche kompensiert werden. Die Anzahl der Dienste richtet sich nach der Anzahl der Unterassistenten. In meinem Tertial waren wir 2 bis max. 4 (bei 6 möglichen Stellen). Am Ende mussten wir 3 Wochen zu zweit sämtliche Dienste abdecken! Die Dienste werden nicht bezahlt!
Tagsüber waren wir meistens im OP als Hakenhalter. Hier bekommt man alles zu sehen von Traumatologie (Frakturen) über Bauch-OPs zu Schilddrüsen. Aber erklärt wurde uns nur recht wenig und wenn man auf Fragen nur einsilbige Antworten bekommt, dann gewöhnt man sich das auch schnell ab. Zusätzlich waren wir bei den Orthopäden mit eingesetzt, was mir dann noch am meisten Spaß gemacht hat, da die Stimmung gut war, etwas erklärt wurde und man sogar mal etwas nähen durfte. Wenn wir dann doch mal die Zeit hatten auf Station zu gehen, war es sehr angenehm, da die meisten Assistenzärzte sehr nett waren und viel erklärt haben, wie auch meist im Notfall. Für die elektiven Operationen sollten wir immer die Patienten aufnehmen und danach mit den Assistenten besprechen. Von ihnen konnte man sich auch die Untersuchung von Hüfte und Knie (für orthopädische OPs) nochmal zeigen lassen. Auf dem Notfall konnte ich am Ende des PJs auch selbstständig Patienten übernehmen. Anamnese erfragen, kurz untersuchen und dann Diagnostik und Therapie mit den Assistenzärzten besprechen und bei ambulanten Patienten die Berichte schreiben. Hier wird einem auch gezeigt Rissquetschwunden zu nähen, was mir viel Spaß gemacht hat. Das Ansehen der Unterassistenten war gerade beim Chefarzt oder den Oberärzten, bis auf wenige Ausnahmen, nicht besonders hoch angesetzt. Man wird nicht als Student, der da ist etwas zu lernen, sondern nur als billige Arbeitskraft im OP angesehen. Dann interessiert auch nicht, ob du schon gegessen hast oder ob du nach 19 Stunden am Stück in der Klinik und davon die meiste Zeit im OP (mein Horrordienst in meiner zweiten Woche) überhaupt noch stehen kannst oder nicht. Zum Arbeitsschutz kann ich nur so viel sagen: Angst vor Röntgenstrahlung hat hier niemand und so wird bei den Osteosynthesen sehr viel gestrahlt und auch wenn man noch seine Hand im Strahlengang hat. Dosimeter waren für uns auch nicht vorgesehen, auch wenn wir diejenigen waren, die am meisten im OP standen. Für Frauen möchte ich noch erwähnen, dass es keinen Mutterschutz wie in Deutschland gibt. In der Schweiz gehen Frauen auch hochschwanger in den OP mit Röntgen und man wird auch nicht vom Dienst verschont.
Gewohnt habe ich in einem Einzelzimmer mit eigenem Bad und Küchenzeile im Personalhaus neben der Klinik für etwa 275 /Monat. Dort hat man auch kostenlos Internet. Die Kaution für das Zimmer betrug jedoch etwa 417, ich habe davon am Ende durch Abzug von Bankkosten etwa 20 weniger zurück bekommen!
Reich werden kann man in der Schweiz aber nicht, da die Lebenshaltungskosten hier sehr hoch sind, Mittagessen hat im Spital etwa 8-10 gekostet, das Schwimmbad im Ort kostet 5 Eintritt und eine einfache Margherita-Pizza so etwa 15. Ich war im Ort in der Tanzschule, konnte letztendlich aber nur selten hingehen, da wir so viele Dienste hatten. In Uster kann man ansonsten nicht so viel machen, wenn man an seinen freien Tagen mit dem Zug umherfahren möchte, sollte man über ein Halbtax (wie BahnCatd 50) nachdenken, da die Bahn sehr teuer ist.
Mein Fazit: Kaum Lerneffekt, zeitlich wurden wir total ausgebeutet, ich war so fertig, dass ich 3 Wochen meiner Ferien vom Studiendekanat genommen habe, um früher wegzukommen, da sich, trotz dem ich mich bei der zuständigen Oberärztin beschwert habe, nichts geändert hat. Allerdings wechseln in der Schweiz die Ärzte recht häufig das Krankenhaus. Es kann in ein paar Jahren also alles wieder anders sein.
Mein Portfolio von der Uni musste ich leider meist mit nicht gesehen oder nicht ausgeführt ausfüllen.
Bewerbung
Bewerbungen schickt man direkt an die Chefsekretärin. Man bekommt sehr schnell Antwort mit der Bitte innerhalb von 14 Tagen 150 zu überweisen, damit man den Platz sicher hat. Diese bekommt man mit seinem letzten Gehalt wieder zurück. Kurzfristige Bewerbungen sind immer möglich, da immer Plätze frei sind. Da nicht mehr so viele Deutsche kommen wollen (der Hauptanteil der Unterassistenten) kann man sich mittlerweile direkt für die Tertialzeiten bewerben. Man muss sich nicht mehr vom ersten bis letzten des Monats bewerben.
Das Krankenhaus kümmert sich um Aufenthaltsgenehmigung und so. Man muss sich nur noch vor Ort im Stadthaus für etwa 17 anmelden.