PJ-Tertial Gynäkologie in CHU Nimes (6/2011 bis 10/2011)

Station(en)
Urgences, Bloc générale, Bloc obsté
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme
Heimatuni
Bonn
Kommentar
Hallo an alle die das PJ noch vor sich haben,
Da ich schon ein ganzes Austauschjahr in Frankreich verbracht habe, stand für mich
schnell fest, dass ich gerne nochmal einen Teil meines PJs dort verbringen wollte. Diesmal
sollte es in den Süden Frankreichs nach Nimes gehen.

Das französische System des Medizinstudiums unterscheidet sich wesentlich im Vergleich
zum deutschen. In Nimes ist es so, dass die Studenten morgens Praktikum im
Krankenhaus haben und am Nachmittag Kurse und Vorlesungen haben. In der
vorlesungsfreien Zeit müssen die Studenten auch Praktika absolvieren, wobei sie anstatt
die ganze Zeit halbtags, die Hälfte der Ferien ganztags kommen. So wurde ich zu Anfang
mit in die Planung der französischen Studenten einbezogen und hatte so Glück, dass ich
insgesamt auch 6 Wochen frei bekam. In der vorlesungsfreien Zeit waren wir immer 3
Studenten, die anwesend sein mussten. Einer war auf den "Urgences", das heißt auf dem
gynäkoloischem Notfall, einer war im "Bloc général", das heißt im OP und einer im "Blocobstétrical", was im Deutschen dem Kreissaal und dem OP für die Kaiserschnitte
entspricht.
Morgens ging es um 8.15h mit einer Frühbesprechung los, bei der alle OPs für den
aktuellen Tag, die Aufnahmen des letzten Tages und der Nacht und alle gerade laufenden
Entbindungen besprochen wurden. Danach ist man dann auf seine Abteilung gegangen.
Insgesamt war man ca bis 18h da, aber man durfte auch mal früher gehen, vor allem im
OP, wenn das Programm beendet war.
Im Kreissaal konnte man bei den Kaiserschnitten assistieren, normale Geburten und
Extraktionen sehen und teilweise auch mal eine Sonographie machen. Außerdem wurden
dort auch die späten Abtreibungen bei fetalen Fehlbildungen vorgenommen. Allgemein
lässt sich zum "Bloc obstétrical" sagen, dass man schon einiges sehen kann, aber leider
nicht viel selbst machen kann. Bei den Geburten ist es teilweise auch etwas schwierig
etwas zu machen, da immer relativ viele Hebammenschüler da sind.
Auf den "Urgences" war dies im Gegensatz ganz anders. Dort konnte man selbstständig
die Frauen befragen und auch untersuchen, wenn man sich das zugetraut hat. In der
Notaufnahme waren immer die Assistenzärzte der Allgemeinmedizin, die insgesamt 2
Monate auf der Gyn verbringen müssen. Mit ihnen hat man dann seine Fälle besprochen
und sie haben einem geholfen und sind bei der Untersuchung dazugekommen. Auf der
Notaufnahme sieht man ein bunt gemischtes Klientel, was das ganze auch sehr spannend
macht. Die Ambiance mit den Schwestern ist dort auch immer sehr nett und ich habe mich
da immer sehr wohl gefühlt.
Im OP muss man als Student morgens als erstes zu den FIV (In-Vitro-Fertilisation), wenn
welche auf dem Programm stehen. Diese Arbeit ist ziemlich stupide, da man die ganze
Zeit nur die Röhrchen hält, in die die Oozyten kommen, die der Arzt entnimmt. Das ist
nicht ziemlich spannend, aber es wird von dem Studenten erwartet, dass man das macht.
Danach ist man ziemlich frei in der Entscheidung was man sehen will. Manchmal wird
man anderen OPs gebraucht, ansonsten darf man sich aber auch immer steril anziehen,
wenn einen eine OP interssiert. Das Programm umfasset die ganze Gynäkologie und man
kann einige verschiedene OPs sehen. Leider ist es auch im OP so, dass man leider auch
nur assistiert und nie wenigstens mal die Hautnaht machen darf.
Wenn man irgendwo mal nicht zu tun hat, kann man auch immer in die "Consultation"
gehen, was der Sprechstunde der Oberärzte entspricht. Diese waren auch immer sehr nett
und man hat einiges gesehen.
Insgesamt ist die Ärzteschaft inklusive der Chefs sehr nett und man wird auch
einigermaßen integriert. Andererseits hatte ich erwartet, dass man im Kreissaal und im OP
schon etwas mehr machen darf. Da ich aber nur manchmal für Aufnahmen auf Station
war, kommt man als Student zum Glück nicht so viel mit den administrativen Aufgaben in
Berührung. Das ist während dem Semester anders, denn dann sind mehr Studenten da und
wenn man auf Station ist, muss man fast nur die Austrittsberichte schreiben.

Alltag und Freizeit:
Insgesamt muss man sagen, dass Nimes in einer super schönen Gegend liegt und das
Freizeitprogramm fast unerschöpflich ist. Nimes ist die Hauptstadt des Departements
Gard, was wiederum zur Region Languedoc-Roussillon gehört. Nimes selbst ist eine nette
Stadt und es lohnt sich sehr die Arena zu besuchen und zum Jardin de la Fontaine zu
gehen.
Zum Meer dauert es ca 45 Minuten, nach Montpellier ca 35 Minuten. Außerdem ist es
nicht weit in die Provence (Avignon, Orange, Arles), in die Cevennes, zu einigen schönen
Schluchten. An sportlichen Aktivitäten gibt es ein weit gefächertes Angebot von Klettern,Kanufahren, Reiten über Wassersport bis hin zum Wandern. Da man fast immer aufs gute
Wetter zählen kann, muss man seine Freizeitgestaltung schon eher an die manchmal
unerträgliche Hitze anpassen, aber sobald man am Wasser ist, ist diese auch schon so gut
wie vergessen. ;-)
In den Sommermonaten Juli und August haben viele Franzosen Urlaub. Und wo macht der
typische Franzose Urlaub? Ja, natürlich: in Frankreich. So ist es in diesen Monaten
manchmal an den Stränden ziemlich voll, aber man findet doch meistens noch einen etwas
leereren Strand wie zum Beispiel in Palavas, was etwas hinter La Grande Motte liegt.
Sehr typisch für die Region sind übrigens die Stierkämpfe. Da ich persönlich nicht auf die
blutigen Stierkämpfe stehe, war ich total von den "Course camarguaise" begeistert. Denn
da bleibt der Stier unverletzt und das ganze ist eine ziemlich sportliche Angelegenheit.
Außerdem ist das immer ein ziemliches Spektakel, bei dem fast nur Einheimische sind, die
die ganze Zeit mitfiebern. Nach dem Stierkampf werden die Stiere mit Hilfe von Pferden
noch durch die Straßen getrieben. Unbedingt einen Besuch wert!!
Sehr nette Orte in der Umgebung sind Collias, was direkt an dem Fluss Gardon liegt. Dort
kann man baden oder auch nett klettern gehen. Außerdem gibt es Sommiers, ein nettes
mittelalterliches kleines Städtchen und Uzes, wo es Samstags einen unglaublich leckeren
Markt gibt.
Nun zum Kulturellem: Im Sommer gibt es in der Gegend sehr viele Konzerte, teilweise in
alten Arenen, das heißt mit sehr viel Charme. Zu dem gibt es im Juli und August in
Montpellier jeden Freitagabend ?Les Estivals?. Dort ist immer sehr viel los, es gibt kleine
kostenlose Konzerte und man kann günstig Wein degustieren. Das gleiche gibt es auch
donnerstags in Nimes nur in etwas kleiner, aber auch mit einem netten Ambiente.
Fazit:
Im Ganzen hat sich mein Aufenthalt in Südfrankreich sehr gelohnt. Im Krankenhaus war
nicht alles so, wie ich es mir vorgestellt hatte, vor allem dachte ich, dass ich selbst mehr
machen kann (OP und Kreissaal). Andererseits habe ich auch keinen Vergleich zur
Gynäkologie in einem deutschen Lehrkrankenhaus. Außerdem sollte man schon etwas
Französisch beherrschen, da es ansonsten mit den Patienten etwas schwierig ist und man
auch nicht so einfach integriert wird. Dafür lohnt sich die Gegend hier umso mehr, man
weiß schon gar nicht mehr wie man die ganzen Ausflüge in den wenigen Wochenenden
unterbringen soll.
Bewerbung
Vorbereitung: Ca ein ¾ Jahr bevor mein Praktikum losgehen sollte, habe ich mit einer Freundin
zusammen angefangen zu planen. Ich habe ein Anschreiben und einen Lebenslauf auf
französisch verfasst und nachdem ich die Emailadressen der zuständigen Personen in den
Unis ausfindig gemacht hatte, habe ich meine Bewerbung an viele Unis in Frankreich per
Email abgeschickt. Natürlich muss man vorher noch schauen ob das Krankenhaus beim
Landesprüfungsamt akzeptiert wird. Dafür gibt es dort eine Liste. Der Emailkontakt war
teilweise nicht immer einfach, da man oft nicht sofort Antwort bekommt, aber im
Endeffekt klappt es dann mit etwas Hartnäckigkeit doch meistens. Wir waren uns auch
nicht sicher, ob es besser ist die Chefärzte direkt anzuschreiben oder die Unis, aber da wir
für die Anerkennung auch eine Unterschrift des Dekans brauchen, haben wir uns dafür
entschieden alles direkt über die Uni laufen zu lassen. Manchmal war es auch einfacher, es
über die Chefärzte laufen zu lassen, aber man muss auf jeden Fall auch den Kontakt zur
Uni herstellen lassen, da man deren Unterschrift zum Schluss braucht. Die meisten Unis
haben dann noch eine private Berufshaftplichtversicherung ( relativ günstig bei zB der
deutschen Ärzteversicherung abzuschließen), einen Krankenversicherungsnachweis, eine
Impfbestätigung und ein Empfehlungsschreiben des Dekans verlangt. Zum Schluss hatten
wir mehrere Zusagen und haben und für Nimes entschieden.
Der normale Semesterbeitrag liegt bei ca 300€, doch wenn man unter Erasmus läuft muss man nur ca 5Euro bezahlen. Deshalb guckt, dass ihr von eurer Uni aus ein Erasmus(praktikums)stipendium bekommt und achtet darauf, dass ihr in Nimes unter Erasmus lauft! Bei einer Freundin hat das nicht geklappt, da sie ihre Bewerbung über den Chefarzt abgewickelt hat und nicht über das Erasmusbüro!
Unterkunft :
Da wir insgesamt zu dritt zusammen eine Wohnung nehmen wollten, haben wir schon ca 6
Wochen im Vorhinein angefangen eine Wohnung zu suchen. Für die Wohnungssuche in
Frankreich ist es am einfachsten auf einer der folgenden Internetseiten zu gucken:
www.vivastreet.fr , www.leboncoin.fr , www.march.fr . Wenn man eine WG sucht gibt es
auch die Seite www.apartager.fr . Wir haben dann für die ersten 3 Monate ein Haus mit
Garten für 830€ gefunden, welches aber eher ausserhalb des Zentrums lag. Der Weg zum
Krankenhaus hat im Berufsverkehr schon etwas länger gedauert, aber dafür hatten wir ein
relativ grosses Haus in einer sehr netten Wohngegend. Nach den 3 Monaten haben wir
eine Ferienwohnung für die letzten 4 Wochen gefunden, die der Besitzer uns für 900?
vermietet hat, da es schon Nebensaison war. Ansonsten sind die Ferienwohnungen alle
ziemlich teuer, wenn man in der Hauptsaison kommt. Diese war auch viel näher am
Krankhaus und Zentrum und hat sich schon allein deshalb ausgezahlt.
In der ersten Wohnung hatten wir Internet und Telefon inklusive, in der zweiten leider
nicht. Aber in Frankreich gibt es sogenannte Hotspots von SFR oder Free, wo man per
WLAN reingehen kann. Wenn man jemanden findet, der Kunde bei SFR oder Free ist,
kann man mit seinen Zugangsdaten dort kostenlos ins Internet gehen. Also am besten
einfach mal rumfragen.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Mitoperieren
Punktionen
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
5

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
6
Betreuung
4
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.27