Ich möchte als erstes ein wenig Stellung zu meinen Vorrednern nehmen und das ein wenig relativieren. Es gibt 2 wesentliche Dinge über die man sich im Klaren sein muss wenn man in die Schweiz geht.
1. Sie zahlen (hier 1500CHF) einem deutlich mehr als in Deutschland und da ist es auch gerechtfertigt, dass man dafür ordentlich arbeitet.
2. Wer im Winter, also der Hochsaison, in ein Skigebiet geht, muss damit rechnen, dass man abends auch mal länger als 18h in einer unfallchirurgischen Klinik am Tisch steht und dass Unfälle auch grad am Wochenende passieren und man darum auch keine geregelten Wochenenden hat - dafür dann aber unter der Woche frei! Man kann trotzdem jederzeit Dienste tauschen wenn man was vorhat!
Erstmal allgemein:
Traumhafte Gegend, nicht umsonst einer der angesagtesten Skiorte in Europa, im Winter sehr viele Events wie Weltcup, Bob-WM, Poloturniere aufm Eis etc. Im Sommer wohl ruhiger, aber auch schön zum Wandern, Mountainbiken etc.
Die Klinik ist nicht riesig, aber hat zumindest im Winter einen richtig großen Durchlauf. Im Sommer kann ichs nicht sagen. Alles sehr familiär, mit allen per DU, unglaublich gutes Essen!, super Lage. Man wohnt in schönen WGs. Eigenes MRT, darum sieht man idR sofort ob z.B. der selbstdiagnostizierte Schubladentest auch wirklich positiv war.
Zur Arbeit:
Fast keine Stationsarbeit, nur morgens Visite, keine Blutabnahmen oder EKGs schreiben etc. Man wird entweder im OP oder in der Notaufnahme eingeteilt:
Notaufnahme:
Man hat eigene Notfallpatienten, macht selber Diagnostik und in Rücksprache alle Anmeldungen usw.; Wundversorgung kann man selber machen, wird einem aber auch alles gezeigt! Ansonsten kann man mit den Chefs in die Sprechstunden und die auch jeder Zeit bei eigenen Patienten fragen.
Was ich super fand, andere aber kritisch sahen:
Man macht eigene Nachtdienste, d.h. man kann nach Hause, muss aber bei Problemen auf Station oder bei Notfällen in der Notaufnahme sofort hin und sich drum kümmern. Man kann jederzeit einen Assistenten anrufen der dann auch sofort kommt, aber man lernt selbstständiges Handeln! Grad Wundversorgung etc ist nachts oft gefordert und man kriegt wirklich Sicherheit. Je nach Nacht und Saison schläft man durch oder muss 4-5 mal raus.
OP:
2 PJler sind im OP eingeteilt. Einer muss meist immer da sein, wenn wenig läuft kann der andere früh nach Hause oder auf die Piste und wird gerufen wenn was läuft. Wie gesagt, es gibt Tage, da gehts von morgens bis nachts, dann aber Tage da ist man auch in der Hochsaison um 9 fertig und kann gehen. Im OP macht man erste oder zweite Assistenz und je nachdem wie man sich anstellt kann man auch mal selber was machen, Hautnaht etc meistens. Was in anderen Berichten kritisiert wurde ist, dass man auch mit Lagern und nach der OP den Tisch und ggf Stützen sauber machen muss. Klar ist das keine primäre PJler Aufgabe, aber da ist es so, dass selbst der Chefarzt der Anästhesie mal nen Mopp nimmt und den OP wischt, damit es weitergeht. Es hilft einfach jeder bei Allem mit und dadurch ist es sehr effizient und nicht wie in der Uni, wo man nach einer OP ne Stunde auf die nächste Einleitung warten muss! Ich fands nicht schlimm!
Insgesamt klare Empfehlung! Wenn man sich gut anstellt hat man da ein traumhaftes Tertial, kann im Winter fast jeden Tag im T-Shirt draussen Mittagessen und wenn nicht viel los ist da auch noch ne Weile in der Sonne bleiben! Skipass gibts billiger.
Von der Arbeitsbelastung insgesamt wie in Deutschland, nur halt unregelmäßiger durch Nacht- und Bereitschaftsdienste auf der Piste :) Im Sommer wohl entspannt.
Ich hab da grad durch die Notaufnahme und die Nachtdienste deutlich mehr gelernt als in beiden anderen Tertialen und sie beginnen jetzt auch mit wöchentlichen Fortbildungen!
Bewerbung
Ich hatte Glück und wurde weil jmd abgesagt hat noch ein Jahr vorher genommen, normalerweise aber eher 2 Jahre vorher.