Ich habe "leider" nur 8 Wochen in England verbracht, im Nachhinhein wären das definitiv mehr geworden.
Das englische System ist wesentlich mehr auf practical work und teaching ausgerichtet und das Ansehen eines PJ´lers mit dem in Deutschland nicht vergleichbar.
Rund um das Krankenhaus:
Gewohnt habe ich kurz im Wohnheim, das aber verhältnismässig teuer, dafür dreckig und ungemütlich war. Der einzige Vorteil: Es war warm, denn mit Isolation und Heizung im Winter habens die Engländer nicht so. Bin dann nach Coventry City in eine Wg gezogen und jeden Tag mit dem Bus gefahren. Landschaftsmässig ist England um diese Jahreszeit nicht gerade prickelnd, aber dennoch kann man einige Ausflüge unternehmen und auch London ist für einen Wochenendausflug sehr zu empfehlen. Selbst Wales ist noch in Ausflugsnähe und sehr zu empfehlen.
Zahlen selbst musste ich für das PJ hier nicht (was einer der Gründe war hierher zukommen), Wohnung und Mittagessen ging auf eigene Kosten.
Berufskleidung gibt es hier nicht, die Ärzte sind entweder in "scrubs" (die Chirurgischen Fächer) oder sehr chick angezogen, d.h. keine Jeans oder Sneakers erlaubt. Etwas unpraktisch wenn man den Arztmantel gewöhnt ist und einem einfach die vielen Taschen fehlen :-)
Im Krankenhaus:
Ich habe 4 Wochen auf der Allgemeinchirurgie verbracht. Dort ist man immer einem Team zugeordnet, dsa man überall hin begleiten darf. Studenten in England "müssen" nichts machen, "dürfen" bei Interesse aber relativ viel. Die Chirurgen haben sich unglaublich gefreut wenn ich mich eingewaschen habe, das gibt es bei einheimischen Studenten eher selten. Auch mithelfen im OP wird unglaublich gern gesehen, da so ungewohnt. Man darf in etwa so viel machen wie dort der Assistenzarzt im 1.Jahr. Auch war es kein Problem überall hinzugehen, was einen interessierte Einfach vorher fragen und willkommen ist man überall (kein Vergleich zu deutschen Chirurgen!!!!). Blutabnehmen/Zugänge legen ist Aufgabe der "phlebotomists" und die Ärzte freuen sich unglaublich wenn man das als Student "schon kann". Ich durfte sehr viel im OP mithelfen, da es damals eher an Assistenten fehlte.
Die zweiten 4 Wochen habe ich auf der cardiothoracic ward verbracht und dort die beste Zeit meines ganzen letzten Jahres gehabt. Ich bin unglaublich toll im team aufgenommen worden, jeder wollte mir unbedingt ganz viel erklären und zeigen. Selbst während der Intensiv-Visite mit ca 12 Ärzten machte der Chefarzt manchmal eine Pause um mir etwas zu erklären (wo gibts denn sowas noch???!). Im OP durfte ich mich jederzeit einwaschen und durfte mithelfen die Vene für den Bypass zu entnehmen und jedesmal das Bein zunähen bzw die Sternotomie inkl Cerclagen mit zumachen.
Mit "freien" Tagen lief es theoretisch ganz locker, auch die Arbeitszeiten konnte ich selber wählen, doch da es gar so viel Spaß machte war ich oft noch spät abends dabei.
Gelernt habe ich in dieser Zeit soviel wie noch nie.
Es ist zwar viel Eigeninitiative nötig, aber gerade dieser Freiraum ist auch mal schön. Man kann überall hingehen, wo man will. So war ich mal in der Notaufnahme um Patienten aufzunehmen (die Engländer legen VIEL Wert auf klinische Untersuchung), war in der Kardio (dort hat man mit mir stundenlang EKGs durchgesprochen...einfach so...), in versch. Sprechstunden dabei, auf Intensivstation etc. Und wenn man in den OP wollte konnte man sich am großen Bildschirm informieren was in welchem der 23 OPs gerade läuft und einfach dort hinschauen.
Alles in allem...zu empfehlen :-)!!!!
Bewerbung
Ging damals per email an Mrs. Morley.
Allerdings gab es in der Zeit in der ich dort war einen Personalwechsel der Uni und seitdem KEINE Unistempel für ausländische Studenten mehr. Unbedingt vorher nachfragen!!!! sonst zittert man um die Anerkennung!!!
Man muss sich auch vorher selbst per email an einen der consultants wenden und ihn fragen, ob er denn noch einen ausländischen Studenten mit in sein Team aufnehmen würde...sobald man die Zusage hat, kann man mit Mrs Morley den Rest erledigen.
Ca. knappes Jahr vorher