Vorneweg gesagt: wenn man Chirurgie in Köpenick macht, hat man die Möglichkeit zu rotieren. In der Regel ist man 10 Wochen in der Allgemeinchirurgie, geht dann 3-4 Wochen in die Unfallchirurgie und dann 2 Wochen in die Gefäßchirurgie. Sonderwünsche kann man allerdings gut mit dem PJ-Koordinator abstimmen. Die Berichte zu Unfall-/Gefäßchirurgie sind extra gelistet.
Das Tertial war für mich perfekt. Die Stimmung innerhalb des sehr großen Teams war familiär. Während meiner Zeit fanden mehrere Team-Feiern statt, darunter auch ein Grillfest anlässlich der Fußball-WM. Man merkte, dass die Motivation der Ärzte einfach stimmte. Der Chef (Univ-Prof.) ist extrem um die PJler bemüht und engagiert sich für gute Lehre. Er hat mit uns z.B. einen ganzen Tag mündliches Examen trainiert. Auch sonst waren die Abläufe perfekt geplant. In der Regel war man jeden Tag für eine andere OP eingeplant, so dass es nie zum ewigen Leberhaken-halten gekommen ist. Einen Tag im Voraus erfuhr man meistens, bei welcher OP man assistieren würde, so dass man sich vorbereiten konnte. Wenn der Chef oder die Oberärzt(innen) mitoperierten, wurde (auf sehr nette Weise!) abgefragt, was super für die Prüfungsvorbereitung war.
Wenn man wollte, konnte man in der Rettungsstelle mitarbeiten oder in eine der vielen Spezialsprechstunden mitgehen. Wie viel man machen durfte, hing - wie immer - von der Eigeninitiative ab.
Ich hatte am Ende eigene PAtienten auf der Station und durfte in Absprache auch schonmal die Station schmeißen, wenn alle im OP waren. Top!
Großes Lob auch dafür, dass ich am Anfang wirklich erstmal gefragt wurde, ob ich beim Blutabnehmen MITmachen würde. Es gab nicht einen Tag, an dem ich alleine zum Blutabnehmen geschickt wurde (obwohl mich das überhaupt nicht gestört hätte). Sämtliche Routineaufgaben wurden innerhalb des Stationsteams gerecht aufgeteilt, so dass ich nie das Gefühl hatte, die blöde Studentin zu sein.
Insgesamt war die Athmosphäre auf der Station klasse. Pfleger und Schwestern sind überwiegend sehr sehr nett gewesen. Was mir besonders gut gefallen hat, war, dass, obwohl es eine chirurgische Station war, sehr viel weiter über den chirurgischen Tellerrand hinaus gedacht wurde. In interdisziplinären Konferenzen wurde gemeinsam mit Internisten, Radiologen und Pathologen über onkologische Patienten beraten. Außerdem fand jeden Donnerstag ein internes Symposium für alle Ärzte und Studenten zu jeweils einem Thema statt (z.B. Pneumothorax, DRGs, Pankreatitis, etc.)
Was man vielleicht verbessern könnte, wäre die aktive Mitarbeit im OP. Da es viele junge Assistenten gibt, findet man sich als PJler tatsächlich eher als 2. Assistenz, Zuschauer oder Haken-halter. Ligaturen, Annahten von Redons und selbst Hautnähte/Klammern oder Punktionen wurden meistens von den Ärzten selbst durchgeführt .
Ich bin mir aber sicher, dass angehende Chirurgen ihre Wünsche äußern können und dann auch mehr machen dürfen. Mir - als angehender Internistin oder Anästhesistin - schien es unangebracht, mich bei den jungen Assistenten vorzudrängeln und darauf zu bestehen, mal eine Appendektomie machen zu dürfen. Daher fällt dieser Punkt für mich nicht so ins Gewicht und ich durfte dafür immerhin Rektoskopien durchführen.
Fazit: Super! Ich kann die Chirurgie in Köpenick wirklich weiterempfehlen.
Ich war sogar ein bisschen traurig, dass die Zeit so schnell vorbei war.