Ich bin auf Empfehlung eines Freundes in die Chirurgie nach Duderstadt gegangen. Man fährt von Weende aus ca. 25-30 min über Landstrassen hin, was gut machbar ist. Das Krankenhaus ist recht klein, bietet aber ein breites Spektrum. Man wird sehr schnell integriert und als Kollege akzeptiert und nicht als sprechender Haken verschwendet. Das Pflegepersonal, die Arzthelferinnen und auch alle anderen Mitarbeiter sind unglaublich nett (gerade, wenn man den Uni-Durchschnitt gewohnt ist). Man wird nicht als kleiner Praktikant behandelt, sondern als jemand akzeptiert, der auch einfach fast Arzt ist.
Man kann jederzeit Dienste mitmachen, für die man dann mit Freizeitausgleich entlohnt wird. Auch kann man jederzeit am Notarzt-Dienst teilnehmen. Frühstück und Mittagessen sind kostenlos und fast immer möglich. Braucht man mal einen Tag frei, oder muss mal früher gehen, ist das auch komplikationslos machbar. Mittwochs gibts Chirurgie-Fortbildung (manchmal auch einfach mal zwischendurch, wenn Zeit ist), Donnerstags Innere-Fortbildung (freiwillige Teilnahme) und Freitags CT-Besprechung. Dienstags kann/soll man Nachmittags zur KAK-Fortbildung in die UMG.
Da ich Internist / Kardiologe werden möchte und mich die praktische Chirugie nicht bis in die Tiefe begeistert, wollte ich an ein Krankenhaus, wo ich die Basics intensiv lerne, die man auch als guter Internist braucht, aber nicht den ganzen Tag mit nem Haken in der Hand am Tisch verfeuert werde. In Duderstadt war die Mischung perfekt. Man wird nicht in den OP gezwungen, kann aber jederzeit mithelfen, wenn man möchte. Ich konnte meine persönlichen Lernschwerpunkte frei entfalten und habe alles das machen und lernen dürfen, was ich für mich und für das Examen wichtig fand. Die Kollegen und Chefs akzeptieren das auch voll und behandeln einen nicht anders, als jemanden, der Chirurg werden möchte. Gleichzeitig zeigen die Chefs immer auf, was man für's Examen, oder auch als Intenist/Kardiologe aus der Chirurgie wissen sollte. Duderstadt bietet aber auch angehenden Chirurgen eine ganze Menge, da man auch den ganzen Tag in den OP kann und sehr viel assistieren darf, auch oft in der ersten Assistenz, oder bei kleinen, einfachen Eingriffen auch mal als Operateur.
Ich war zuerst in der Ambulanz/Notaufnahme eingesetzt. Diese Zeit hat mir insgesamt am besten gefallen. Hier lernt man sehr viel in kurzer Zeit. Die Ambulanz ist tagsüber von 2 Fachärzten besetzt, die beide sehr viel und gerne erklären und viel praktische Tätigkeit ermöglichen (Danke S.F. und M.M.). So kann man z.B. sämtliche Wundversorgungen durchführen. Hier habe ich vor allem chirurgisches Untersuchen, Röntgen-Diagnostik, Fraktur-Klassifikationen und Standardtherapien lernen können.
Danach war ich auf der A1, der unfallchirurgischen Station. Hier beginnt der Tag mit ein paar Blutabnahmen. Meistens sind's eh nicht vielen, wenn doch, haben die Ärzte immer Hilfe angeboten und mitgeholfen. Hab ich an der UMG nie erlebt. Danach kann man sich an die Visite hängen. Um 8:15 ist für alle chirurgischen Bereiche Früh-/Röntgenbesprechung. Danach beginnt der OP-Tag. Man kann Stationsarbeit machen, oder in die Sprechstunde gehen, oder in der Ambulanz helfen, oder in den OP gehen. Ich konnte mich frei bewegen und jederzeit zu allem dazu kommen, was mich interessiert hat. Das Team ist richtig nett und die Hierarchie angenehm flach, so dass man auch keinerlei Hemmungen hat, dem Chefarzt oder dem Oberarzt Fragen zu stellen oder einfach mal locker bei nem Kaffee über lustige Studienereignisse zu quatschen. Mit den Stationsärzten G.G., T.H. und A.A. bestand ein sehr freundschaftliches Arbeitsverhältnis. Man wurde nie zu "blöden" Arbeiten verdonnert, sondern jeder hat mal unangenehme Aufgaben erledigt. Einfach ein funktionierendes Team!
Auf der A2, der Station der Allgemein- und Viszeralchirurgie, war ich durch Lernfrei und Urlaub nur kurz, sodass ich nicht so viel berichten kann. Auch hier war das Team sehr nett. Der Chefarzt nimmt einen gerne mit in seine Sprechstunden und erklärt und zeigt sehr viel aus seinem Gebiet und ist jederzeit ansprechbar für Fragen oder Wünsche. Man darf auch hier jederzeit in den OP und bei den meisten OP's assistieren (z.B. erste Assistenz bei Lap-Gallen).
Summa summarum: Eine sehr gute Wahl, Chirurgie in Duderstadt zu machen! Hab es nicht bereut!
Bewerbung
Wunschangabe bei der PJ-Anmeldung an der UMG und Zuteilung durch die UMG