PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in King Edward Hospital (6/2012 bis 7/2012)

Station(en)
Team Red
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Durchwachsen. Fangen wir mit den Pluspunkten an:

Es gibt relativ viel Freizeit. Man kann früh nach Hause und auch mal ein paar Studientage mehr einlegen, einfach den Consultant fragen (in etwa der Oberarzt).

Wenn man viel im Casualties (Notaufnahme) rumhängt, kann man extrem viel lernen, sieht viele, teilweise erschreckende, Notfälle, Verletzte... und kann viel nähen. Dafür alleine hat sich das Tertial gelohnt.

Jetzt kommt leider auch schon das Negative. Natürlich darf man Südafrika nicht mit Deutschland vergleichen. Es ist klar, dass viele Pat. HIV-positiv sind und dass man ständig mit Schussverletzungen konfrontiert ist. Aber:
Der Umgang mit Patienten ist katastrophal. Die Patientenrechte, die überall aushängen, existieren nur auf dem Papier. Empathie findet nicht statt.
Das Pflegepersonal der Station ist überwiegend inkompetent und faul, angeordnete Verbandswechsel werden auch mal drei Tage lang nicht erledigt, vor Schmerzen schreiende Patienten werden ignoriert, die ganze Station stinkt nach Dreck und Eiter. Ärzte sind in Südafrika offensichtlich noch immer Halbgötter, Patienten werden unfreundlich behandelt, nicht über ihren Gesundheitszustand aufgeklärt, bekommen eigentlich keine Wahl bei der Therapie. Dafür fährt eigentlich jeder Assistent schon ein dickes Auto, kein Wunder, verdienen sie doch fast so gut wie in Europa.
Nicht falsch verstehen: Südafrika ist nicht dritte Welt, die Krankenhäuser sind gut ausgestattet, es fehlt nicht am Geld, sondern an Engagement und Organisation.

Visiten sind noch kürzer als chirurgische Visiten in Deutschland. Ich war in der gesamten Zeit einmal steril am Tisch zum Haken halten. Es wurde nichts erklärt, wir bekamen keine Aufgaben und mussten uns selbst beschäftigen.
Wenn man also wirklich chirurgisch was lernen will, ist man dort falsch. Die Interns (eine Art AIP) machen die gesamte Drecksarbeit, bei denen kann man sich beliebt machen, wenn man ihnen ein paar Flexülen und BEs abnimmt. Die Registrars (Assistenten) konkurrieren um jede OP, da bleibt kein Platz für ein paar ausländische Studierende.

Also zusammengefasst: Station und OP möglichst meiden, viel in der Rettungsstelle sein, denn da wird wirklich erklärt und man kann sich auch wirklich mal nützlich machen, ansonsten die Chance nutzten und das Land bereisen.

Auch gut: eine Woche oder länger in ein peripheres Krankenhaus fahren und sehen, wie mit viel Engagement und wenig Ausstattung Medizin auch funktionieren kann.
Bewerbung
Einfach weit im Voraus per Mail. Geht unkompliziert und der Kontakt ist auch sehr freundlich und hilfsbereit.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Braunülen legen
Blut abnehmen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Gebühren in EUR
Etwa 100 Euro/Monat

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
3
Unterricht
6
Betreuung
4
Freizeit
1
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.27