Mittlererweile habe ich die zweite Hälfte meines chirurgischen Tertials in Indien verbracht und auch rückblickend wird dadurch meine meinung über dieses chirurgische Tertial in der Unfallchirurgie nicht besser.
Die Station 125 ist eigentliche für in zwei Seiten (A/B) unterteilt. Die Assistenzärzte lehnen es dabei ab, Arbeit der anderen Seite zu übernehmen. Je ein PJler war für eine Seite zuständig. Es wird aber erwartet (von den Assistenzärzten) bei Studientag oder Dienstfrei des anderen die komplette Station zu schmeissen (meist ca 30 Patienten). Dies betrifft in erster Linie Blutabnehmen/Braunülen sowie sämtliche Verbandswechsel. Für eine chirugische Station fallen hier unbegründet viele Blutabnahmen an, da ohne Sinn und Verstand angekreuzt wird. Die Ärzte machen es ja sowieso nicht.
Von den Oberärzten darf man sich aber anhören warum man nie im OP zu sehen ist. Diese sind allerdings auf Station nie zu sehen. Lehre etc. auf Station ganz zu schweigen. Die Oberärzte sind im OP meist ganz freundliche engagiert und erklären auch. Leider kann man viel zu wenig Zeit im OP verbringen, da man zwischen allen Fronten steht und sowohl von Oberärzten, Assistenzärzten als auch Pflege angemeckert wird warum man Ihre Arbeit nicht macht.
Die Fortbildung fand einmal wöchentlich Dienstag statt. Die Dozenten kamen hierfür meist 30min zu spät und waren auf Ihr Thema überhaupt nicht vorbereitet. Man kann es daher eigentlich gar nicht wöchentliche Fortbildung nennen. Dies finde ich nun nach meinem chirurgischen Indienteil besonders bedauerlich, da ich dort gesehen habe welche Selbstverständlichkeit es für die Consultants ist Ihre Interns und Registrars am Krankenbett zu unterrichten. Und zwar auf einem Niveau von welchem es sich hier nur träumen lässt.
Wer dennoch nach Marburg möchte/muss dem empfehle ich unbedingt darauf zu achten, dass eine ausreichende Zahl an PJlern auf der gleichen Station ist (da sehr viel nichtärztliche Arbeit bzw. Arbeit die keiner machen will erwartet wird). Was ich nach den acht Wochen mitgenommen habe, war mehr auf mich selbst zu achten, zurückzumaulen sowie "nein" zu sagen.