Unterkunft:
Wie schon erwähnt stellt das Krankenhaus ein Wohnheimzimmer zu Verfügung. Diese sind gering unterschiedlich gross und kosten zwischen ca. 480-510 Franken und haben eine Küchenzeile (2 Herdplatten, Kühlschrank mit Eisfach und Schränke, aber keine Kochutensilien) und ein Bad mit Dusche, WC und Waschbecken. Weiterhin hatte das Zimmer (ca 20qm) 2 Fenster, einen Kleiderschrank, einen Schuhschrank, 2 Tische und 2 Stühle. Das Wohnheim ist recht neu und verfügt über WLAN (das mehr schlecht als recht funktionierte), einen Gemeinschaftsraum, eine Gemeinschaftsküche, einen Waschraum, einen Trockenraum, einen Fahrradabstellraum, einen Garten mit Grillmöglichkeit, einen Putzraum, einen Bügelraum und einem unterirdischen Tunnel zum ca 100 m entfernten Krankenhaus.
Praktikum:
Das Krankenhaus Menziken (http://www.asana.ch/index.aspx?PID=3832) ist recht klein, hat ca. 130 Betten, 278 Mitarbeiter (laut Homepage) und ist ein Minimalversorgerhaus. Es gibt kein CT, kein Katheterlabor und keinen Notarzt.
Es liegt in einer kleinen Stadt, in der es aber alles gibt was man zum Leben braucht, wie z.B. Lebensmittelgeschäfte, Supermärkte, Banken, Restaurants, Hotels, Post etc.
Das Krankenhaus hat nur chirurgische Assistenzärzte, die Oberärzte sind Belegärzte. Es gibt 4 chirurgische Assistenzärzte und 4 chirurgische Oberärzte mit denen man gemeinsam im OP steht.
Aufgabe der PJ´ler ist es morgens von ca 7.45Uhr bis ca. 14-17 Uhr im OP bei Operationen zu assistieren. Nachmittags von 15-ca. 17 Uhr sind dann weiterhin die Aufnahmen von Patienten zu erledigen.
Im OP ist man als PJ´ler immer 1.Assistenz. Man hilft bei der Lagerung des Patienten, führt mit dem Operateur die Operation durch und hilft danach bei der Umlagerung der Patienten. Später muss dann der Verordnungsbogen im System eingegeben werden und die OP verschlüsselt werden. Dies geschieht an den PC´s im OP-Trakt.
Bei den Operationen hält man Haken, benutzt den Kauter, hält man Extremitäten, näht man zu, knotet, hält die Kamera (bei laparaskopischen Eingriffen), führt Instrumente ( bei laparoskopischen Eingriffen) und darf selten sogar mal bei einer Hüftprothese einen Teil der Prothese machen. Außerdem darf man eventuell, je nach Operateur, auch mal den ersten Schnitt machen oder das Arthroskop führen. Insgesamt war ich mit der Beteiligung im OP sehr zufrieden, man durfte sehr viel selbst machen und war nicht nur zum Hakenhalten verdammt. Das spätere Eintragen der Verordnungen in das System war nur ein geringer Aufwand. An welchen OP´s man teilnimmt hängt von der Zahl der anwesenden PJ´ler ab und der Einteilung in die OP´s. Dies geschieht immer am Abend vorher und wird unter den PJ´lern selbst ausgemacht. Die Belegärzte haben jeder ihre festen Arbeitstage und man sieht dadurch das auch noch Gynäkologen und ein Urologe dort operieren verschiedene Operationen. So werden in dem Krankenhaus z.B. viele Hüft- und Knieprothesen-Operationen (TEP), Appendektomien, Leistenbruch-Operationen, Frakturversorgungen, Sektios, Kniearthroskopien, Schulterarthroskopien und Hysterektomien durchgeführt.
Nachmittags werden zwischen 15 und 17 Uhr Patienten zur Anästhesiesprechstunde einbestellt, die man als PJ´ler nach dem Anästhesist sieht und anamnestiziert und examiniert. Dies dauert pro Patient je nach Können und Schnelligkeit ca. 20 Minuten pro Patient. Es gibt 2 Untersuchungszimmer für die PJ Studenten, wo man zunächst eine ausführliche Anamnese erheben soll und dann eine körperliche Untersuchung durchführt um den Patienten auf seine OP Tauglichkeit zu überprüfen. Manchmal muss man dabei auch Blut abnehmen oder ein EKG schreiben. Leider erhält man dabei wenig Feedback, da kein Arzt dabei zusieht. Auffälligkeiten des Patienten meldet man dem Anästhesisten.
Wenn man Lust hat kann man auch immer auf der interdisziplinaren Notaufnahme helfen. Auch die Anästhesisten sind im OP über jede helfende Hand erfreut.
Die Stimmung unter der Angestellten im OP (Ärzte, Schwestern usw.) war meistens sehr gut, man duzt sich durchweg und es gibt auch einen Aufenthaltsraum wo zusammen gegessen und ausgeruht wird. Nur ein chirurgischer Oberarzt ist zu Neulingen immer etwas unfreundlich und aufbrausend gewesen.
Sobald die OP´s und die Aufnahmen fertig sind, hat man Feierabend. Das kann mal vor oder mal nach 17 Uhr sein, je nach Anzahl der OP´s und der anwesenden PJ´ler.
Man hat während der 4-monatigen Zeit Anspruch auf 7,5 Urlaubstage und für jeden geleisteten Wochenenddienst (Rufbereitschaft) 1,5 Tage Kompensation frei. So kann man schon 2 Wochen Urlaub machen während der 4 Monate.
Negatives: Die Chefärztin der Inneren versucht den chirurgischen PJ´lern oft Arbeit aus ihrem internistischen Zuständigkeitsgebiet aufzubürden, falls kein internistischer PJ´ler anwesend ist. Dies ist natürlich nicht in Ordnung, da internistische Aufgaben nicht zu dem Aufgabengebiet der chirurgischen PJ´ler gehören und diese Ärztin sogar unter Androhung des Direktors versucht diese Aufgaben durchzudrücken. In einem solchen Falle sollte man sofort mit dem zuständigen chirurgischen Chefarzt Dr. Kettenring sprechen, der sich gerne hilfsbereit erklärt und "seine" PJ´ler verteidigt. Ich würde niemandem empfehlen auf der Inneren dort PJ zu machen.
Der Unterricht fiel zu knapp aus. Erstens fielen die Fortbildungen (die von den UHU´s oder Assistenzärzten gehalten wurden) oft aus und zweitens waren sie nicht immer von guter Qualität. Die radiologische Stunde (ca. alle 4 Wochen), war ganz interessant. Einmal muss jeder PJ´ler in seiner Zeit eine Fortbildung halten
Alltag und Freitzeit:
Arbeitszeiten sind wie gesagt von ca 7.45 Uhr bis 17 Uhr. Manchmal ist auch früher Schluss (s.o.).
Man hat währen der Wochenenddienste meistens nicht sehr viel zu tun, so dass man insgesamt an den Wochenenden schon viel unternehmen kann. Werktags allerdings ist man nach einem anstrengenden OP Tag schon erschöpft. Allerdings gibt es einen See in der Nähe (10 Autominuten, 20 Fahrradminuten), an den man es trotzdem noch an einem warmen Nachmittag schafft um sich zu entspannen.
Weiterhin ist Luzern (30 Minuten), Zürich (45Minuten) und Bern (1 Std.) sehr nah. Skifahren ist natürlich im Winter auch gut möglich, ich war allerdings im Sommer dort. Ich habe versucht viele Ausflüge zu unternehmen, so war ich z.B. dreimal in Luzern, einmal in Zürich, einmal in Lugano, einmal auf dem Rigi wandern und einmal in der Aareschlucht. Man kann auch sehr gut wandern gehen in der Nähe, so z.B. auf den Pilatus oder Rigi.
Gleich 5 Minuten vom Krankenhaus gibt es einen Trimm Dich Pfad im Wald, wo man sehr gut joggen gehen kann.
Fazit:
Ich kannte die Schweiz vorher nur von Skiurlauben und bin nach dem PJ Tertial dort total positiv überrascht von der Schweiz. Ich ging mit relativ wenigen Erwartungen dorthin und ließ es einfach auf mich zukommen. Dafür wurde ich belohnt von schönem Wetter, einer wunderbaren Landschaft, schönen und warmen Seen, freundlichen Leuten und Kollegen und einer interessanten und vor allem lehrreichen Zeit im OP. Allerdings sieht man hier keine komplizierten oder Herz-Thorax-OP´s. Es ist eben hauptsächlich Allgemeinchirurgie und Orthopädie und Unfallchirurgie.
Wer gerne im OP steht und dabei auch eingreifen will, für den ist es hier genau richtig. Auf Station hat man nämlich während seines Aufenthaltes hier eigentlich nie etwas zu machen. Hier lernt man die handwerklichen Basics für den OP.
Insgesamt würde ich jedem der sich für Chirurgie interessiert dieses Tertial hier empfehlen!
Bewerbung
Ich bewarb mich recht kurzfristig für die PJ-Stelle (für das 2.Tertial, Chirurgie), ca. 3 Monate im Voraus, da ich davon hörte das jemand dem Krankenhaus absagte. Somit musste ich mich nicht um die normalerweise notwendige frühzeitige Bewerbung kümmern.
Der email Kontakt war Frau Therese Wanderon (therese.wanderon@spitalmenziken.ch). Alles lief sehr bequem, schnell und unkompliziert ab. Nach dem Zuschicken der erforderlichen Unterlagen dauerte es nur wenige Tage bis ich die Zusage per email und bald auch den Vertrag per Post erhielt.
Da mir dort ein Personalhauszimmer für 510 Franken pro Monat zur Verfügung gestellt wurde, war sich auch um sonst nichts weiter zu kümmern, ausser der Befreiung von der Versicherung.