Die orthopädische Klinik im Albertinen-KH ist keine klassische Station, wie man sie aus anderen Fachrichtungen kennt. Es gibt einen Oberarzt und 4 Assistenten (teilweise Fachärzte), sowie 6(!) Chefärzte. Das liegt daran, dass es sich bei der Orthopädie hier um eine Belegstation von niedergelassenen Ärzten handelt. Das ist jedoch keineswegs ein negativer Aspekt, führt nur dazu, dass der stationäre Ablauf etwas konfuser ist und man u. U. mehrfach am Tag Visiten zu laufen hat (mit jedem Chefarzt nochmal zu den eigenen Patienten).
Mein Tag begann um 7:30h mit Blutabnahmen, die in der Menge sehr überschaubar waren (außerdem helfen die Stationsärzte wie selbstverständlich mit). Evtl schlich sich auch mal eine Braunüle mit ein. Dann häufig direkt um 8h mit in den OP. Insgesamt hat man in dieser Abteilung sehr viel OP-Zeit, was ich als sehr vorteilhaft empfand, weil man so am meisten in den operativen Fächern lernt. Im OP gab es viele TEP's, Kreuzbänder, ASK's oder auch mal Kapaltunnel- oder Fuss-OP's. Viele OP's sind redundant, so dass man genug Zeit hat sich einzelne Schritte einzuprägen. Nähen durch den PJ'ler ist kein Problem, auch wenn man es noch nicht kann, nehmen sich die Ärzte gerne Zeit es zu zeigen. Gerne kann man auch einfach zugucken, wenn man nicht direkt am Tisch benötigt wird. Die OP-Schwestern sind auch sehr umgänglich. Zeit für Mittagessen ist auch bei einem kompletten Tag im OP in 90% der Fälle möglich.
Sind genügend Assistenten da, verbringt man den Tag auch mal auf Station, d.h. nach den morgendlichen BE geht man die erste Stationsvisite mit (Verbände wechseln, Dokumentation der Visite schreiben) und übernimmt danach einen Teil der Neuaufnahmen. Aufnahme bedeutet, den Patienten, der z.B. zur Knie-TEP kommt, einer (chirurgischen) Untersuchung zu unterziehen, mit Fokus auf das Knie: Anamnese, kurz Herz und Lunge, dann DMS, Bandstrukturen, Bewegungsfreiheitsgrade dokumentieren. Natürlich sollten die wesentlichen Punkte abgearbeitet werden, aber es bleibt einem auch freigestellt aus lerntechnischen Gründen eine umfangreichere Untersuchung anzustellen. Zu jeder Aufnahme gehört dann die entsprechende Anmeldung im PC, wobei die Technik im Albertinen-KH leider keine Zugangsberechtigung für PJ'ler zur Verfügung stellt, so dass ich auf Kulanz mit dem Passwort einer Assistentin arbeiten durfte.
Zum Unterricht kann man gehen, wenn es der OP-Plan zulässt. Man kann sicher auch dreister sein und darauf bestehen, mir war allerdings die OP-Zeit wichtiger, so dass ich nur selten beim Unterricht gewesen bin und im Großen und Ganzen auch nicht viel dazu sagen kann. Klinische Visite am Mittwoch in der Inneren war gut, EKG-Kurs am Montag eher nicht so.
Feierabend ist (auch wieder je nach OP's) zwischen 14 und 16 Uhr, aber eher Richtung 14 Uhr. Allerdings bin ich auch in den Sommermonaten da gewesen. Hier herrscht eine Art "Sommerloch" was die Anzahl der OP's angeht. Durch die Belegärzte macht es sich bemerkbar, dass viele Patienten im Urlaub sind oder auch die Chefärzte mal Urlaub machen. So kam es auch mal vor, dass ich noch früher nach Hause geschickt wurde.
Das Ärzte-Team habe ich durchweg mit einer 1 bewertet. Sowohl die Chefärzte, als auch das Assistententeam um den Oberarzt sind stets freundlich und bemüht Fragen zu klären und was beizubringen. Von der "chirurgischen Hierarchie" ist hier überhaupt nichts zu spüren, alle begegnen sich auf Augenhöhe. Das Arbeitsklima ist somit sehr angenehm.
Zu den Schwestern auf Station hat man eher weniger Kontakt, was vor allem auch an der hohen OP-Zeit liegt.
Klamotten werden vom Haus gestellt, Essen ist frei und für Kantinen-Essen in Ordnung. Es gibt 4 Menues zur Auswahl, jeweils mit Nachtisch und einem Glas Wasser.
Bewerbung
Die orthopädische Station nimmt pro Tertial nur einen PJ'ler! Somit ist Eile geboten. Bewerbung einfach per Email an das Sekretariat des klinische Direktors.