Das Arbeitsumfeld: 3 OP-Säle teilen sich Allgemein-, Gefäß- und Lungenchirurgie. Das Oststadt-KH ist zwar von der Bettenzahl her eher klein, das Patientenklientel sicherlich kränker bzw. die Eingriffe spezieller (und dauern länger) als in einem gewöhnlichen Krankenhaus dieser Größe.
Das Gros der Eingriffe besteht je nach Fachrichtung aus Adipositaschirurgie, Leisten-TEA, Fem.-Pop.-Bypass, Carotis-TEA, Bauchaortenaneurysma, Mediastinoskopie, VATS und Lobektomie.
Aus anästhesiologischer Sicht führt dies zu einem überdurchschnittlich hohen Anteil von Intubationsnarkosen bei insgesamt geringerer Anzahl von Ein- und Ausleitungen. Ebenso überdurchschnittlich häufig sind „große Einleitungen“ mit ZVK und arterieller Blutdruckmessung, ebenso sind Crash-Intubationen wegen der Adipositaschirurgie an der Tagesordnung. Eine echte Besonderheit ist der thoraxchirugische Saal, in dem neben ZVK und PDK der Doppellumentubus und die Einlungenbeatmung die Regel sind. Weiterhin gibt es einen Bronchoskopie-Arbeitsplatz, der mitunter spannend sein kann. Im Oststadtkrankenhaus gibt es keine Gasnarkosen, nur TIVA. Es gibt immer wieder Fußblöcke und Anästhesien des Plexus brachialis, wegen der fehlenden Unfallchirurgie aber sonst keine Regionalanästhesie. Ich habe in dem gesamten Tertial nur eine Spinalanästhesie beobachtet.
Wenn man möchte, kann man auch für einige Zeit auf die anästhesiologisch geführte operative Intensivstation. Weitere Möglichkeiten hält das Krankenhaus Siloah bereit, die Abteilung versorgt beide Häuser. Hier warten mehr Säle, mehr Ein- und Ausleitungen, mehr Spinalanästhesie und ein NEF. Weil mir die großen Einleitungen im Oststadt-KH lieber waren, habe ich hier jedoch keine persönlichen Erfahrungen gemacht.
Nach der Frühbesprechung sucht man sich seinen Saal i.d.R. selbstständig mit all den damit verbunden Vor- und Nachteilen.
Nun wird es natürlich etwas subjektiver:
Das Team: Die Chefin sieht man quasi nie, dem leitenden Oberarzt ist man kurz gesagt schnurz. Aber fast alle anderen sind wirklich sehr freundlich und sehr bemüht, dem PJler etwas beizubringen. Das größte Plus sind ein weiterer Oberarzt und eine Oberärztin, die bei normaler Personaldecke beide je einen Saal führen. Hier kann man am meisten lernen und hat auch noch eine ausgesprochen positive Arbeitsatmosphäre! Lernen in der Anästhesie heißt Selbermachen, und wenn man sich nicht allzu dämlich anstellt, ist da vieles drin. Für mich hieß das an handwerklichen Dingen venöse und arterielle Zugänge, Intubation, auch RSI, Doppellumentubus, Beatmungseinstellungen, ZVK. Unter den anderen Fach- und Assistenzärzten gibt es viele, bei denen das genauso läuft. Es dauert ca. 2 Wochen bis man rausbekommen hat, mit wem das nicht geht. Weiterhin positiv hervorzuheben ist die sehr freundliche Chefsekretärin, an die man sich immer wenden kann.
Das Pflegeteam der Anästhesie im OP fand ich echt super, auch wenn es ein bis zwei berüchtigte „Drachen“ gibt, die man zu nehmen wissen muss. Das hat man aber wirklich sehr schnell raus. Wer den Dicken markiert oder gar nichts macht ist bei der Pflege immer unten durch, egal wo.
Die PJ-Bedingungen: Wie überall gibt es 400€, Arbeitskleidung, Mittagessen (kriegt man auch fast immer hin), Studientage lassen sich kumulieren. Der pünktliche Feierabend ist regelhaft kein Problem. Auch im Oststadt-KH MUSS man Eigeninitiative zeigen, ohne geht es nicht. Verglichen mit anderen Häusern ist insgesamt recht wenig vorgegebene Struktur in der Ausbildung, aber alle oben genannten Möglichkeiten stehen einem offen. Ich habe das als Vorteil empfunden.
Nachteile: Der Thoraxsaal ist häufig schon „besetzt“ durch einen Weiterbildungsassistenten eines anderen KRH-Hauses, das findet man meist erst morgens in der Umkleide raus (man sollte da jeden Tag nutzen, ich hatte genug Möglichkeiten). Drei Säle sind nicht viel, wenn auch noch ein Famulant und/oder Rettungsschüler da sind, kann es eng werden. Hier gilt es sich abzusprechen, und sich dabei als PJler auch durchzusetzen. Das tut kein anderer für einen.
Fazit: Mir hat das Anästhesie-Tertial im Oststadt-KH ausgesprochen gut gefallen, ich habe viel gelernt und hatte Spaß dabei, und das obwohl ich ausdrücklich kein Anästhesist werden möchte! Sicherlich hängt der Erfolg des Tertials aber deutlich davon ab, ob man sozial halbwegs kompetent ist und Eigeninitiative aufbringen kann.