PJ-Tertial Unfallchirurgie in Chris Hani Baragwanath (8/2012 bis 12/2012)

Station(en)
Trauma Ward, Notaufnahme
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Marburg
Kommentar
Ich habe mein Tertial in der Trauma Surgery abgeleistet (bitte nicht mit deutscher Unfallchirurgie verwechseln - das einzige, was Trauma Surgeons in Johannesburg nicht machen, sind Knochen).
Die vier Monate in Johannesburg waren in vieler Hinsicht extrem.
Medizinisch ist es vor allem die schiere Masse an Patienten. Eine normale Woche bringt zwischen 450 und 600 Patientenkontakte mit sich (die meisten ambulant in der Notaufnahme, ca. 80 stationäre Aufnahmen pro Woche).
Darunter sind extrem viele Gewaltopfer, außerdem sieht man viele Verbrennungen. Unfälle sind über den Daumen gepeilt nur ca. 30% der Patienten.
Man wird vom ärztlichen Team sehr freundlich aufgenommen, teilweise ist es unheimlich, wie viel Vertrauen und Vorschusslorbeeren ein "foreign student" bekommt. Umso schwieriger ist der Kontakt/Umgang mit der Pflege: vor allem im Resuscitation Room (der Schockraum-Station, hier gibt's nämlich bis zu 16 Patienten) und im OP sind die Damen und Herren teilweise schwierig im Umgang. Am besten nix erwarten und ein freundliches Gesicht machen, dann trifft man sich evtl. in der Mitte.
Das operative Spektrum in der Abteilung ist sehr breit, von "normaler" Viszeralchirurgie (Schuss-/Stichwunden, stumpfe Bauchtraumen) über Gefäßchirurgie (traumatische Amputationen mit Gefäßzerreißungen, wieder Stich-/Schusswunden, z.B. am Arm, Bein, Hals) bis zur Thoraxchirurgie (diverse Thorakotomien oder -skopien, z.B. nach, man ahnt es, Stich- und Schusswunden) ist alles dabei. Eigentlich sind nur isolierte Knochentraumen und Schädel ausgenommen, das machen die Orthopäden bzw. Neurochirurgen.
Worüber man sich klar werden muss, bevor man sich bewirbt: die foreign students sind nicht als "Gäste" da, die im schlimmsten Fall nur mitlaufen, im Gegenteil. Wer ein Problem damit hat, voll als Arbeitskraft eingeplant zu werden, sollte es lassen. Es wird erwartet, dass man mindestens zwei Dienste pro Woche macht, die jeweils ca. 30 Stunden dauern. Geschlafen wird dabei so gut wie nie, weil es a) keinen Schlafraum und b) keine Zeit dafür gibt. Dafür sieht man nach einer kurzen Eingewöhnung seine eigenen Patienten und wenn man dann mal ein bisschen da ist, kriegt man auch mal den ein oder anderen "Resus"-(Schockraum-)Patienten. Außerdem kommt man regelmäßig (fast immer) dazu, im OP zu assistieren (auch hier gibt es teilweise einfach niemanden sonst, der's machen würde).
Die Dienste sind auch der eigentlich lehrreiche Teil, weil man eben so viel selbst machen darf/muss, da die Stationsarbeit eher stumpf ist: Verbände machen mehrheitlich die Schwestern, die Arbeit beschränkt sich oft auf Drainagen-ziehen und Blut abnehmen.
Johannesburg als Stadt ist ebenfalls nix für schwache Nerven... im Ballungsraum Jo'burg leben insgesamt 16 Mio. Menschen, wer es kuschelig haben will, sollte wegbleiben.
Soweto (das unerschöpfliche Reservoir neuer Patienten für das Bara) beherbergt allein ca. 6 Mio. und gilt als die am schnellsten wachsende Stadt Südafrikas. Hier gibt es auf jeden Fall ganz schön was zu sehen, zum Beispiel kann man interessante Radtouren durch die Stadt machen oder Bustouren.
Der Rest von Johannesburg ist vor allem groß und unübersichtlich. Hier gibt es alles auf europäischem Standard, wenn man will, oder eben ein bisschen einfacher.
Sicherheit ist ein deutlich kleineres Problem als alle immer sagen, man sollte halt nicht so doof sein, zu glauben, dass man schlauer als alle anderen ist, die einem sagen "Geh da nicht (allein) hin!". Ohne Auto ist Johannesburg jedenfalls deutlich unsicherer und vor allem weniger schön, weil man einfach Ewigkeiten von A nach B braucht und der öffentliche Nahverkehrsteppich ganz schön löchrig ist.
Die Uni-Unterkünfte bieten hier immerhin den Vorteil, dass die Uni selbst ein Transportsystem betreibt, mit dem man zumindest zum Krankenhaus und zurück und täglich zu einer großen Mall kommt. Das war's dann aber auch und es ist relativ teuer.
Bewerbung
ca. ein Jahr, über die Website der Uni
Dawn Francis ist die Ansprechpartnerin, sie ist ziemlich nett und hilfreich.
http://www.wits.ac.za/academic/health/students/elective/9122/application_procedures.html
http://www.wits.ac.za/academic/health/students/elective/9119/contact_information.html
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Mitoperieren
Punktionen
EKGs
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
-
Gebühren in EUR
€ 600,- pro Monat

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
5
Betreuung
2
Freizeit
3
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.33