Dies ist eine gemeinsame Bewertung von 7 PJlern, die in dem Zeitraum 10/2012- 01/2013 das chirurgische Tertial im Jüdischen Krankenhaus absolviert haben:
Insgesamt war das Tertial in der Abteilung für Chirurgie des Jüdischen Krankenhauses Berlin bei uns allen das schlechteste PJ-Tertial.
Am ersten Tag wurden wir durch die Oberärztin zwar begrüßt und einmal kurz durchs Haus geführt, eine wirkliche Einführung fand, auch besonders jeweils am ersten Tag an den einer neuen Rotationsstelle (z.B. zum Tagesablauf) nicht statt.
Einen Ansprechpartner gab es für uns erst in der letzten Woche (durch den neuen Chef eingeführt).
In den Stations-Alltag wurde man nur bedingt einbezogen. Es wurde eigentlich nie Bescheid gesagt, wenn die Visite losging (was oft zum Zeitpunkt stattfand, während wir noch mit Blutentnahmen beschäftigt waren) Weiterhin war es sehr bedauernswert, dass während der Visite nur vereinzelt Bedside-Teaching stattfand. Auch grundlegende Informationen zu den Patienten wurden mit uns Studenten nur auf Nachfrage kommuniziert und dann oft in sehr genervtem Tonfall.
Eine selbstständige Patientenbetreuung war nicht möglich. Wenn wir Patienten selber aufgenommen haben wurden diese, außer in der Rettungsstelle, nicht mit uns besprochen oder ein Feedback gegeben.
Auch Patienten, die wir in der Rettungsstelle gesehen hatten, konnten wir am nächsten Morgen nicht in der Röntgenbesprechung vorstellen.
Eine weitere Aufgabe von uns waren die Verbände. Es wurde quasi vorausgesetzt, dass wir die Verbandswechsel beherrschen, ohne dass uns dies je gezeigt wurde, oder uns gesagt wurde worauf man achten soll oder wann welcher Verband angebracht ist.
Unsere Hauptaufgabe bestand, neben den morgendlichen Blutentnahmen, aus dem Schreiben der Briefe. Es wurde von uns erwartet, Briefe von Patienten zu schreiben die wir weder kannten, geschweige denn eine Übergabe zu den Patienten bekommen haben. Die Briefe wurden nur sehr vereinzelt gemeinsam korrigiert. Darüber hinaus haben wir kein Feedback oder konstruktive Kritik zu den angefertigten Briefen bekommen.
Es wurde dann vor uns Studenten über den Brief eines anderen PJlers hergezogen/gelacht.
Das Arbeitsklima haben wir alle als sehr unangenehm empfunden. Es wurde uns gegenüber meist ziemliches Desinteresse gezeigt, es wurde wie oben auch sonst vor Pjlern über andere PJler hergezogen (besonders von den jungen Assistenzärztinnen der Traumatologie) und das Gefühl vermittelt das unter dem Großteil der Ärzte die Grundhaltung besteht: „PJler seien nur für Blutentnahmen und Brief-Diktate zu gebrauchen“.
Häufig wusste man nicht wo sich die Ärzte gerad befanden, da sie so gut wie nie Bescheid gesagt haben wenn sie in den OP, in die RST oder Ambulanz oder sonst wohin verschwunden sind. Wir wurden aber stets angemeckert, wenn wir uns nicht abgemeldet hatten. Da wir aber eigentlich nie mitgeteilt bekamen, welches Telefon jetzt wer gerade in der Tasche hatte, war das mit dem Abmelden gar nicht so leicht.
Wünschenswert wäre für die Zukunft ein Telefon für die Studenten, da dann Absprachen deutlich einfacher wären (auch wenn es darum geht wer in den OP kommt).
Natürlich durften wir auch regelmäßig in den OP. Dort wurde uns in den ersten 1,5 Monaten äußerst selten was erklärt, Nachfragen wurden auch hier oft nur Widerwillig beantwortet.
In der Rettungsstelle war es insgesamt am besten, obwohl das auch davon abhing welcher Arzt da war. Hier konnten wir aber Patienten untersuchen und einem wurden auch mal Sachen beigebracht.
Leider waren wir teilweise gemäß Rotationsplan zu dritt in der Rettungsstelle eingeteilt, was eindeutig zu viel war da eigentlich nie für alle etwas zu tun war.
Auch wenn es einen Fortbildungsplan mit einer Fortbildung pro Woche gab, fand diese trotz wiederholten Nachfragen unsererseits, nur insgesamt 4mal statt.
Ein paar positive Dinge gab es dann aber auch. Hier ist die Sekretärin Frau Rettky zu erwähnen, die für uns stets gut erreichbar war und sich immer sehr bemüht hat eine Lösung für Probleme zu finden.
Dann war es gut, dass es einen festen Rotationsplan gab nach dem jeder von uns überall eingesetzt war.
Darüber hinaus haben wir seit Beginn des neuen Oberarztes den OP als deutlich spannender und lehrreicher empfunden und uns auch insgesamt mehr wertgeschätzt gefühlt.
Wir hoffen, dass sich die gezeigte Tendenz der Besserung/Änderung seit Anfang November bzw. Anfang Dezember auch wirklich durchsetzt.