Für mein letztes Tertial (Innere Medizin) zog es mich, wie viele Andere in die Schweiz. Ich habe mich im Bürgerspital ca. 1 Jahr vor Beginn des Tertials beworben, weil mir die Erfahrungsberichte völlig zusagten und ich auch schon das Blockpraktikum in der Geriatrie zum Einen wegen der herzlichen Patienten, aber auch wegen der Fülle an internistischen Krankheitsbildern sehr, sehr viel Spaß gemacht hat. Das Bewerbungsverfahren war sehr unkompliziert und die Zusage flatterte recht bald ins Haus. Zudem wurde fast Alles vom Haus organisiert. Ich hatte mich nur im Vorfeld noch mit einer Auslandskranken- und Auslandsprivathaftpflichtversicherung abgesichert, die ich aber eh für ein anderes Auslandstertial benötigte. Auch um die Unterkunft wurde sich von der Klinik aus gekümmert. Ich habe im Vorfeld nur zweimal Kontakt aufnehmen müssen, um mich nach der Adresse des Wohnheims und wegen der Arbeitskleidung (die auch komplett gestellt wird) zu erkunden. Ansonsten war alles bis ins Detail geklärt.
Nun zu der Arbeit. Dienstbeginn war morgens um 8 Uhr (donnerstags wegen einer Fortbildung im Kantonsspital schon um zwanzig vor acht) und es wurde mit einem Morgenrapport begonnen. Daran anschließend fanden dienstags interne Fortbildungen und mittwochs ein Journal Club statt. Gegen zwanzig vor neun gingen alle gemeinsam frühstücken. Auf meiner Station wurde um viertel nach neun mit der Visite begonnen, wenn Chef- oder Oberarztvisite war, die normale Kardexvisite begann um halb zehn. Wenn morgens Aufnahmen anstanden, so begannen diese meist gegen zehn Uhr. Die Aufnahmen waren ein wenig umfangreicher, als ich es aus der Inneren Medizin in Deutschland gewohnt war. Zunächst einmal wurde eine ausführliche Anamnese erhoben, in der v.a. der funktionelle Status der Patienten interessierte. Außerdem hatten die betagten Patienten ja auch eine längere Krankengeschichte zu erzählen, als z.B. eine Zwanzigjährige mit Herzrasen. Danach wurden die Patienten vom Scheitel bis zur Fußsohle untersucht. Im Anschluss (meist nach der Mittagspause) habe ich die Patienten mit meiner zuständigen Oberärztin besprochen und in Rücksprache mit ihr Verordnungen für Medikamente und Untersuchungen vorgeschlagen. Zweimal pro Woche fanden nachmittags noch interdisziplinäre Besprechungen (gemeinsam mit Physio- und Ergotherapeuten, Pflegekräften, Logopäden und Sozialarbeitern) statt, in denen man erfuhr, welche Fortschritte die Patienten in den Therapien machten und die zukünftigen Wohnmöglichkeiten besprach. Um halb fünf trafen wir uns alle zum Abendrapport, in dem wir die neu aufgenommenen Patienten vorgestellten, der Dienstarzt seine Übergabe für die Nacht erhielt und Röntgenbilder besprochen wurden. Um fünf war dann meist für uns PJler Feierabend. Wenn man aber mal was Spannendes vorhatte, war es auch nie ein Problem, mal eher zu gehen.
Die Patienten waren alle bereits durch das zuweisende Krankenhaus ausdiagnostiziert, sodass ich selten akute Krankheitsbilder gesehen habe. Aber da die Patienten nahezu alle ein breites Spektrum an internistischen Krankheitsbildern hatten, konnte ich mir ein gutes Wissen in den weitverbreitetsten Krankheiten sowie deren Therapien aneignen.
PJ-Unterricht wurde nicht angeboten, aber die bereits o.g. Fortbildungen, ein Fall der Woche mittwochs im Kantonsspital und v.a. der unschlagbar gute EKG-Kurs bei Frau Balogh-Elsess (donnerstags von halb fünf bis open end im Kantonsspital) haben uns ganz gut mit zusätzlichem und teilweise auch prüfungsrelevantem Wissen versorgt.
Die Stimmung in der Klinik war außergewöhnlich gut. Während meiner vorherigen Tertiale habe ich mich nie so freundlich aufgenommen und v.a. so ernstgenommen gefühlt. Wir PJler waren vollständig in das Team integriert. In der Klinik herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre und man ist wirklich mit Allen (abgesehen vom Chefarzt) per du, was für mich zunächst ungewohnt, aber sehr angenehm war.
Abgesehen davon, dass ich keine Verordnungen unterschreiben durfte, habe ich Patienten selbstständig versorgt und dadurch ein endgültiges Bewusstsein, darüber bekommen können, was mich in ein paar Monaten nach dem Examen erwarten wird. Dieses halbwegs eigenverantwortliche Arbeiten war in meinem klinischen Studienabschnitt leider viel zu kurz gekommen. Wegen all der Erfahrungen und der Tatsache, dass ich jeden Morgen gerne zur Arbeit gegangen bin, kann ich kann jedem, der nicht unbedingt „Akutinternist“ werden möchte, ein Tertial im Bürgerspital empfehlen.
P.s. Solltet ihr euch für eine Unterkunft in dem Personalwohnheim entscheiden, fragt Manuela von der Gästebetreuung nach einem Zimmer im Betonbau (die sind ein wenig größer, dezent moderner und die Küche ist viel besser als im Holzbau).
Bewerbung
ca. 1 Jahr im Voraus über das Ärztesekretariat, kurzfristig sind aber auch oft Plätze frei