Ich kann mich nur den vielen positiven Kommentaren der anderen anschließen.
Man bewirbt sich möglichst rechtzeitig (1,5 - 1 Jahr im Voraus) oder spekuliert auf kurzfristig frei gewordene Plätze. Es wird alles für einen organisiert (Aufenthaltsgenehmigung, Zimmer, ev. Parkplatz, ...) und man wird wirklich freundlich begrüßt.
Zum Wohnen:
Ich habe noch im alten Personalwohnheim (Haus Stanserhorn) ein Zimmer bezogen, da nun aber alle im frisch renovierten Personalwohnheim (Haus Pilatus) untergebracht werden, will ich dieses kurz beschreiben: Kosten ca. 400 CHF/ Monat plus 30 CHF Parkplatz, eigenes Bad je nach Zimmer vorhanden (sonst neu renoviert auf dem Flur), Toilette und Waschgelegenheit im Zimmer, ansonsten das übliche: Schreibtisch, Bett und Schrank (alles neu Sommer 2012), Küche pro Etage (ebenfalls frisch renoviert und z.T. mit Geschirr ausgestattet), Waschmaschine und Trockner kostenlos nutzbar. Dachterrasse (traumhaft). Weg zum Spital: einmal über die Strasse, ca. 50 m.
Die Umgebung ist wunderschön in allen Jahreszeiten. Das Spital liegt am Fusse des Stanserhorn in ländlicher Idylle. Zum Wandern, Velo fahren, Schwimmen im 4 km entfernten Vierwaldstätter See und Ski fahren perfekt und zentral gelegen. Luzern liegt ca. 20 min mit der Bahn entfernt.
Das Spital
Das Spital ist technisch auf dem neusten Stand und dementsprechend sehr neu ausgestattet. Ihr werdet einfach begeistert sein und euch wirklich wohl fühlen.
Es gibt eine Cafeteria und oben eine Kantine mit Terrasse und täglich (Mo.-So.) warmen Speisen, Salatbuffet und Nachtischangebot.
Kollegen
Alle im Spital sind wirklich ausgesprochen nett und zuvorkommend.
Die Hierarchie ist wie überall in der Schweiz flach und die Assistenzärzte werden schnell zu euren Freunden, mit denen man sich auch in der Freizeit gern trifft.
Die Leute im OP sind wirklich toll und erklären euch gerne etwas. Es wird natürlich wie überall sehr auf Hygiene und Sterilität geachtet, doch niemand ist garstig oder böse, wenn man doch mal daneben greift.
Das Pflegepersonal behandelt euch genauso wie die Assistenzärzte und bindet euch in Entscheidungen gerne mit ein.
Arbeiten
Ich habe mein chirurgisches Tertial in Stans gemacht und wurde wie alle auf der Chirurgie und Orthopädie eingesetzt. Das Spektrum ist v.a. Allgemeinchirurgisch, jedoch gibt es auch einen Urlogischen sowie einen HNO Belegarzt, sodass ihr auch solche Sachen sehen könnt. Ausserdem ist auch eine Gynäkologische Abteilung im Haus, sodass ihr ab und an auch mal bei einer Sectio oder einer Vaginalen Hysterektomie zur Hilfe gerufen werdet. Ansonsten werdet ihr natürlich auch vorrangig auf der Orthopädie bzw. Unfallchirurgie eingesetzt.
Der Tag beginnt um 7:30 Uhr mit dem Morgenrapport und endet mit dem Nachmittagsrapport um ca. 17 Uhr bzw. wann ihr eben mit euren Aufgaben fertig seid.
Nach dem Morgenrapport geht es entweder in den OP oder (mit zwischenzeitlicher Kaffeepause) zur Stationsvisite. Nach der Visite muss man z.B. die Patienten für die elektiven OPs "staten" (Anamnese, kurze Untersuchung), die "Post" hin und her tragen oder Briefe schreiben. Wenn man seine aufgenommenen Patienten den Assistenzärzten übergibt, dann gibt es oft eine kleine Lerneinheit. Man kann auch bei der Hüftsonografie der Babys dabei sein. Ausserdem gibt es regelmässig Fortbildungen, bei denen man teilnehmen kann.
Im OP hilft man beim Lagern, assistiert dem Operateur und meist darf man mehr oder weniger selbstständig zunähen. Wenn man will, kann man vor der OP auch der Anästhesie über die Schulter schauen.
Man hat normalerweise ein eigenes Telefon, sodass man immer erreichbar für den OP ist bzw. zu interessanten Fällen problemlos gerufen werden kann.
Im Spital bekommt ausserdem jeder einen persönlichen Zugang für das System und es wird fast alles über den PC abgewickelt, sodass man tatsächlich schon einige Zeit am Computer verbringt.
Je nachdem wie lange ihr da seid bzw. wie gut euer Draht zu euren Vorgesetzten ist, kann man mehr oder weniger Verantwortung übernehmen: Ich konnte z.B. am Ende auch mal eine Stations-Visite selbstständig durchführen. Man wird oft Patienten zugeteilt, die man von Anfang bis Ende betreut.
Ich habe auch auf dem Notfall gearbeitet, wo man ebenfalls Patienten selbstständig betreuen kann.
Dienste
Die Dienste werden unter allen Unterassistenten gleichmässig aufgeteilt (ca. 1x/Woche und 1 Wochenende/Monat). Es gibt in der Regel keinen Freizeitausgleich, jedoch 2 Urlaubstage/Monat.
Bei den Diensten assistiert man in der Regel alleine dem Oberarzt, sodass man oft mehr machen darf. Ansonsten muss man in den Diensten Alkohol-/Drogenblutabnahmen (35 CHF extra) machen und ab und an wird man mal auf den Notfall zur Hilfe gerufen.
Freizeit
Dazu habe ich ja oben kurz was erzählt. Im Endeffekt kommt es darauf an, was ihr daraus macht und zu welcher Jahreszeit ihr da seid. Für das Stanserhorn gibt es Gratis-Karten für die "Cabrio-Bahn", genauso wie für die Klewenalp, eine Schifffahrt auf dem Vierwaldstätter See oder vieles mehr.
Gehalt
Barauszahlung immer am 25. des Monats. Von den 1200 CHF gehen noch das Zimmer (ev. Parkplatz) sowie Steuern ab. Im ersten Monat berechnet man euch auch die Aufenthaltsgenehmigung. Mit den Alkohol-/Drogenblutabnahmen könnt ihr euch ca. 35 CHF dazu verdienen.
Mittag kostet zw. 6.50 und 9.50 CHF, je nach Portionsgröße.
Weiterbildung/ Fortbildung
Wie bereits angedeutet gibt es regelmässig Fortbildungen, auch wenn diese meist internistisch sind.
Lehrveranstaltungen gibt es nicht, jedoch geben Assistenz-/ Oberärzte und Chefs ihr Wissen gerne weiter, wenn man fragt. Selbststudium ist zwischendurch auch mal möglich.
Alles in Allem wird man hier schnell ins Team integriert, arbeitet selbstständig und kann gut auf die eigene Assistenzarztzeit vorbereitet werden.