Allgemein:
Auf dieser Station ist man als Student nur Laufbursche und so unwichtig, dass man nicht einmal einen Stationsschlüssel erhält. Damit ist einem der Zugang zum Arztzimmer, Frühstücksraum, Schwesternzimmer und sogar zur Toilette nicht möglich und man muss sich entweder einen Schlüssel von den Schwestern leihen oder eben wie ein dummer Junge vor der Tür stehen, klopfen und hoffen, dass jemand öffnet.
Zum Ablauf:
In den ersten Wochen durfte ich weder zur Visite, noch zur Röntgenbesprechung. Stattdessen sollte ich Blut abnehmen und Flexülen legen (bis zu 4 Stunden am Tag!). Nachdem ich mehrmals freundlich nach Lehre gefragt habe und darauf die Antwort bekam "Die PJler vor dir haben sich da auch schon drüber beschwert, aber das ist hier nun mal so", habe ich mich mehrmals intensiv beschwert (bei 6 verschiedenen Ärzten, u.a. dem Lehrbeauftragen der Klinik). Da sich keiner dafür interessiert hat, war der Gang zum Personalwesen unumgänglich. Die PJ-Verantwortliche klärte mich darüber auf, dass die Klinik generell keinen Wert auf Lehre legt und die PJler vor mir sich ebenfalls schon darüber beschwert hätten. In meiner 6. Woche auf Station kam die verantworltiche OÄ aus der Krankheit zurück. Ab da wurde es besser und ich konnte auch mal in die Diagnostik, zur Visite und Röntgenbesprechung. Obwohl der Lehrbeauftragte mir am ersten Tag das Blaue vom Himmel versprochen hat, war ich nicht einmal beim Herzkatheter, EPU oder im Schrittmacherlabor. Der Höhepunkt meiner Karriere in der Kardiologie war zweifelsohne die Einführung in die Bedienung des Kopierers und des Faxgerätes.
Zum Personal:
Die meisten Schwestern sind freundlich (zumindest solange man ihre Arbeit macht). Obwohl sie angeblich völlig unterbesetzt und überlastet waren, haben sie es jeden Tag geschafft, vor mir zu frühstücken.
Auf Station gibt es 4 Assistenzärzte, von denen zwei wirklich fair und interessiert sind. Leider sind diese beiden erst seit Kurzem da und müssen selbst noch eingearbeitet werden. Die anderen beiden waren die Anführer der Blutentnahme-Gang und sparten nicht damit, zu Zweit auf mir herum zu hacken und mir die Visitie und die Röntgenbesprechung zu verbieten. Wenn man die Assistenten etwas fragte kam häufig die Antwort "Da musst du mal im Buch nachlesen" (weil sie selbst keine Ahnung hatten). Als ich das dann tat und keine Fragen mehr stellte, wurde zynisch bemängelt, dass ich desinteressiert und unkooperativ wäre.
Eine fünfte Assistenzärztin wechselte während meiner Zeit dort die Station, da sie (laut Aussage des Personals) offenbar gemobbt wurde.
Die OÄ ist tatsächlich sehr nett und ich war immer froh, wenn sie da war. Leider verbringt sie den Tag nicht auf Station, sondern ist meist in der Diagnostik tätig.
Den Chefarzt habe ich insgesamt nur einmal zur Chefvisite gesehen. Dabei machte er einen ruhigen und gelassenen Eindruck.
Fazit:
Wenn man Lust hat jeden Tag vollgelöffelt zu werden, 4 Stunden am Tag Blut abnehmen möchte, seine Zeit gerne verschwendet und auf Lehre rigoros verzichten kann, dann ist man in der Kardiologie des St. Georg genau richtig.