Die acht Wochen im New Cross Hospital in Wolverhampton, einem Lehrkrankenhaus der University of Birmingham, waren insgesamt sehr gelungen, wenn auch unkonventionell: Da die dortige Klinik noch nie einen deutschen PJ-Studenten hatte, wurde ich etwas unspezifisch dem "Heart and Lung Centre" zugeteilt, was effektiv bedeutete, dass ich nicht nur Innere Medizin, sondern auch sehr viel Herz-Thorax-Chirurgie und Anästhesie mitgenommen habe.
Durch meinen Exotenstatus als deutscher Student kannte mich dort wirklich jeder, alle waren supernett, haben sehr viel erklärt und ich durfte unglaublich viel machen - zum Beispiel Thoraxdrainagen legen oder bei Bypass-OPs die V. saphena magna präparieren und zunähen. Blutabnehmen und andere derartige Tätigkeiten waren dagegen für mich gar nicht vorgesehen, zugegebenermaßen war ich darüber auch nicht sehr traurig.
Außerhalb der Lehre durch die Ärzte hatte ich jederzeit die Möglichkeit in das auf dem Klinikgelände gelegene "Wolverhampton Medical Institute" zu gehen und mich in Kurse meiner Wahl zu setzen. Die waren größtenteils wirklich sehr gut gemacht, sehr fallbasiert und realitätsnah.
Die Arbeitszeiten waren etwas "knackig", denn es ging morgens um 8.00 Uhr los und abends kam ich nie vor 18.30 Uhr raus... allerdings hätte ich jederzeit auch früher gehen oder sogar mal einen Tag frei machen können, da waren die Ärzte sehr entspannt.
Die Unterkunft wurde für 290 Pfund im Monat im Wohnheim auf dem Klinikgelände gestellt, das Zimmer war in einem guten Zustand und sehr geräumig und die Küche und das Bad/WC, die ich mir mit drei Flurmitbewohnern geteilt habe, waren gut ausgestattet und sauber.
Wolverhampton selbst liegt direkt neben Birmingham und ist deswegen wohl kaum bekannt, hat aber 250.000 Einwohner und bietet dementsprechend durchaus einige Sehenswürdigkeiten (die "Wolverhampton Art Gallery" ist sehr zu empfehlen - die zweitgrößte Pop Art-Sammlung nach der "Tate Gallery" in London... bei freiem Eintritt kann man u.a. originale Andy Warhol-Bilder sehen) und wirklich gute Einkaufsmöglichkeiten: Direkt gegenüber vom New Cross Hospital befindet sich ein großes Einkaufszentrum, das auch ein Kino und ein Bowlingcenter bietet. Die Stadt selbst ist außerdem außerordentlich gut an den Schienenverkehr angebunden, man kommt alle 30 Minuten nach Liverpool und Manchester (in beide Städte braucht man ca. 1 1/2 Stunden) und häufiger nach London (alles umsteigefrei).
Insgesamt kann ich ein PJ dort also wirklich nur empfehlen!
Bewerbung
Ich habe mich ziemlich genau ein Jahr vorher beworben, das lief etwas unkonventionell über einen Arzt. Besser ist es wohl sich direkt beim "Wolverhampton Medical Institute" zu bewerben, die Ansprechpartnerin heißt Jackie King, ist supernett und hilft gerne weiter.