Die Maria-Theresia-Klinik am Bavariaring ist eine kleine Fachklinik für Chirurgie direkt an der Theresienwiese (U-Bahn Poccistraße), in der fast ausschließlich elektive Eingriffe durchgeführt werden. Das Haus hat 2 Stationen mit insgesamt etwa 60 Betten. Nach Lehrvereinbarung mit der LMU gibt es 2 PJ-Plätze.
Der Tag beginnt um 07:30 Uhr auf Station mit Blutentnahmen (maximal 10), bei denen die Ärzte meist mithelfen, auch ohne dass man explizit darum bitten muss. Meist schafft man es aber ohnehin ganz gut alleine. Ab 8 Uhr ist man i.d.R.im OP eingeteilt.
Der chirurgische Schwerpunkt liegt auf der Visceralchirurgie, hierbei vor allem Schilddrüsen- (meist 3-5 pro Tag) und Colon-OPs (etwa 3 pro Woche), bei denen man als Student als zweiter Assistent am Tisch steht. Bei den Schilddrüsen ist man vor allem Hakenhalter, bei den Baucheingriffen kann man je nach Operateur und Prozedur ein bisschen assistieren; erklärt wird von den meisten Operateuren trotzdem gern. Bei laparoskopischen Eingriffen (überwiegend Cholecystektomien und TAPPs/Leistenhernien-OPs) ist man nicht eingeteilt, kann aber natürlich zusehen. Außerdem ist der Klinik das Enddarmzentrum Bavaria (Dr. Osterholzer) angeschlossen; dort kann man bei Interesse auch bei proktologischen Eingriffen zusehen.
Im Aufenthaltsraum sichert man sich morgens schnell eines der belegten Brötchen, außerdem gibt es hier kostenloses Wasser (auf Station darf man nur eigenes Wasser trinken!). Den Kaffeejunkies sei geraten, sich Senseo-Pads zu kaufen und diese mit in die Klinik zu bringen (sowohl auf Station wie auch im OP).
Im OP selbst habe ich das Klima eigentlich meist als recht angenehm empfunden. Man fühlt sich als Teil des Teams und kennt rasch alle Beteiligten. Der Umgangston ist vom Chefarzt bis zu den Assistenten wirklich freundlich und auch mit den meisten OTAs kommt man (bis auf die gelegentlichen - und wahrscheinlich obligatorischen... - spitzen Bemerkungen zu Knoten und Nahtfähigkeiten) ganz gut klar. Auch die Anästhesisten sind (bis auf eine Ausnahme) freundlich zu den PJlern und meist nachsichtig, wenn die Naht mal länger dauert; sie sind auch sonst gern bereit, etwas zu erklären und wenn man fragt, kann man auch bei der Einleitung dabei sein und helfen/Zugang legen/ggf. intubieren/...
Wenn man aus dem OP kommt oder nicht eingeteilt ist, muss man ab etwa 10 Uhr auf Station die Patienten aufnehmen, die i.d.R. am nächsten Tag operiert werden. Aufnahme heißt Anamnese mit körperlicher Untersuchung und den Stationsärzten anschließend Besonderheiten mitteilen. Wenn man möchte, kann man die Diagnosen anschließend auch in's PC-System eingeben. Aber auch bei diesen Arbeiten gilt, dass sie ohne irgendwelche Probleme eigentlich von den Ärzten erledigt werden, wenn man selbst z.B. den ganzen Tag im OP war. Man kann außerdem in die präoperative Ambulanz gehen und auch beim Chef in der Privatsprechstunde dabei sein.
Zeit für's Mittagessen, das kostenlos ist, hat man eigentlich immer. Kulinarische Highlights sollte man hier allerdings wirklich nicht erwarten. Feierabend ist in aller Regel pünktlich nach der Röntgenbesprechung (täglich 15:30 Uhr), man kann aber an ruhigen Tagen auch durchaus schon mal um 13 oder 14 Uhr nach Hause geschickt werden (dass man noch bis 17 Uhr am Tisch steht, kann passieren, das ist aber die absolute Ausnahme).
Die Lernfrei-Tage (1x/Woche) kann man zwar an einem fixen Tag die Woche nehmen, aber am besten spricht man das mit seinen PJ-Kollegen bzw. den Assistenzärzten ab, da diese einen dann im OP ersetzen müssen. Außerdem informiert man am besten den für die Station zuständigen Oberarzt.
Jeden ersten Montag im Monat findet um 07:45 Uhr eine Frühbesprechung und Fortbildung für alle Ärzte statt (also am besten Blutentnahmen vorher erledigt haben), jeden Mittwoch um 07:30 eine interdisziplinäre Tumorkonferenz (die Butterbrezn nimmt man sich mit auf Station..). Apropos Fortbildung: sie ist zwar wöchentlich für die PJler mit fixen Themen vorgesehen, man muss diese aber explizit mit den entsprechenden Ärzten absprechen. Dann ist es aber auch kein Problem (zumal man die Zeit dafür eigentlich immer hat). Außerdem kann man auf Kosten der Klinik Fortbildungen besuchen (z.B. Ultraschallkurs, Kosten bis insgesamt 500 Euro werden übernommen) und bekommt außerdem Ausgaben für Lehrbücher (bis 250 Euro) erstattet.
Insgesamt hat es mir als jemandem, der nicht wirklich eine chirurgische Karriere anstrebt, in der Maria-Theresia-Klinik recht gut gefallen. Es war ordentlich organisiert und man kann hier die Grundfertigkeiten lernen, die man beherrschen sollte (Anamnese/Untersuchung, Nähen, (Mit-)Arbeit im OP).
Für Chirurgiebegeisterte, die sich ein PJ ohne Unfallchirurgie oder andere Subspezialitäten nicht vorstellen können, empfiehlt es sich wohl, entweder nur ein halbes Tertial hier zu verbringen, oder ein ganz anderes Haus zu wählen.
Dann kann man aber nur hoffen, dass es dort dann auch menschlich stimmt, in der Maria-Theresia-Klinik tut es das nämlich ganz sicher!
P.S.: Falls es interessiert, hier der direkte Link zum Jahresbericht der Klinik, die einen Eindruck über das OP-Spektrum bzw. die Anzahl der jeweiligen Eingriffe vermittelt: http://www.maria-theresia-klinik.de/fileadmin/Redaktion/Brosch%C3%BCren/MTKJahresbericht2012.pdf
Bewerbung
Als 1. Priorität ohne Empfehlungsschreiben im Mecum angegeben. Für Empfehlungsschreiben direkt an Frau Dränle wenden (es gibt nur eines pro PJ-Beginn).