Mein Tertial im Humboldt-Klinikum war mit Abstand das beste Tertial. Es waren nur 12 Wochen, weil es mein letztes Tertial war, aber hätte ich nicht lernen müssen, wäre ich gern die vollen 16 Wochen geblieben!
Das Klinikum hat eine Gynäkologie und eine Geburtsmedizin. Ich war die einzige PJ-lerin für diesen Zeitraum. Es gab keinen festgelegten Zeitraum, in dem ich in den jeweiligen Abteilungen tätig war. Ich konnte immer Wünsche äußern, was mich besonders interessierte und wie ich am nächsten Tag eingeteilt sein wollte. So konnte ich während meiner Zeit einen guten Einblick in die Stationen (Gynäkologie- und Wochenbett-Station), die Poliklinik mit Notaufnahme, den Kreissaal, den OP und die verschiedenen Spezial-Sprechstunden (Endometriose, Myom, Urogyn, Dysplasie) gewinnen.
Auf den Stationen wurde ich immer in die Visite mit eingebunden. Dazu kam Briefe schreiben, Untersuchungen anmelden, Abschlussuntersuchungen machen, Nieren Sonos etc... Natürlich auch die ein oder andere Braunüle oder Blutentnahme (obwohl Vivantes für die Blutentnahmen am Morgen eigentlich eine Phlebotonistin hat, also wirklich nur wenige BE's!). War ich nicht auf der Station eingeteilt, wurde ich auch nur ganz selten mal für Braunülen oder Blutentnahmen gerufen, das haben die Assitenzärzte zum Teil auch selbst erledigt. Man hatte also wirklich das Gefühl, dass man nicht nur als Blutentnahme-Idiot dasteht!
In der Poliklinik werden die Aufnahmen gemacht und die Notfälle behandelt. Ich durfte oft selbst gynäkologische Untersuchungen durchführen und Sonographien machen. Natürlich muss man fragen und Interesse zeigen, aber dann wird sehr viel erklärt und gezeigt.
Der Kreissaal des Klinikums ist nicht besonders riesig, dafür darf man immer mit den Ärzten zu den Geburten gehen. Ich durfte die Frauen unter der Geburt selbst untersuchen, bei Sectiones assistieren, CTGs befunden etc... Das Verhältnis zu einigen Hebammen leider ein wenig angespannt, was aber die Gesamt-Stimmung nicht nachhaltig beeinträchtig hat.
Natürlich war ich auch häufiger mal zum assistieren im OP, mal mehr, mal weniger freiwillig, das muss ich ehrlich sagen. Man konnte aber immer Fragen stellen und es wurde viel gezeigt und erklärt. Kleiner Hinweis am Rande: Die OP-Schwester sind zum überwiegenden Teil supernett (was ich bis dahin so gar nicht gewohnt war...)!! Hin und wieder hatte ich auch das Glück bei laparoskopischen Operationen assistieren zu dürfen. Das waren die Highlights!
Und noch zu den Spezialsprechstunden: Diese werden meist von den Oberärzten durchgeführt, die immer erstaunlich geduldig sind und gerne viel erklären. Besondere Highlights hier vor allem selbst in der Risiko-Schwangerschafts-Sprechstunde die Frauen untersuchen zu dürfen und zu sonographieren (zum Teil auch mit Doppler) und zu allem immer gleich die Erklärungen vom Oberarzt geliefert zu bekommen. Aber auch die anderen Sprechstunden waren immer spannend mit vielen Erklärungen (z.B. die Urogyn).
Das war jetzt viel Information zu den einzelnen Einsatzgebieten. Wer jetzt noch liest, kriegt auch noch eine allgemeine Einschätzung: Ich hatte mich vorher in keinem Tertial so gefühlt, dass ich wirklich nur da bin, um etwas zu lernen. Oft hatte ich das Gefühl, es dauert sogar etwas länger, weil mir noch was erklärt wird. Aber das war für alle ok! Mit der Zeit konnte ich dann auch durch die gute Einführung eine immer größere Hilfe sein. Die Assistenzärtinnen sind alle supernett und es ist eine wirklich gute Stimmung im Team. Man konnte, wenn man wollte, auch immer Dienste mitachen. Und die Oberärzte nehmen sich immer Zeit für Erklärungen. Seit Kurzem hat eine der Oberärztinnen auch eine 1x wöchentliche PJ-Fortbilung etabliert. Sehr gut!!!
Insgesamt war ich rundum zufrieden und kann das Krankenhaus uneingeschränkt weiterempfehlen. Der etwas weitere Anfahrtsweg ist jede Minute wert!