In der Leipziger Uni-Psychiatrie habe ich ein wirklich tolles Tertial verbracht.
Da ich vor dem Tertial primär nicht Psychiaterin werden wollte und auch keine Famulatur-Vorerfahrung hatte, wusste ich nicht so recht, was mich erwartet.
Aber ich habe mich vom ersten Tag an sehr wohlgefühlt. Egal ob Assistenz- oder Oberarzt, jeder hatte immer ein offenes Ohr für mich, alle Fragen wurden (egal wie stressig es gerade war) geduldig und ausführlich beantwortet. An das psychiatrische Arbeiten wurde ich gut herangeführt, am Anfang war ich erstmal einfach bei Aufnahmegesprächen dabei, später habe ich die Patienten dann selbst aufgenommen und untersucht und danach die Dokumentation der Aufnahme diktiert. Ansonsten habe ich bei den Visiten (normale Durchgeh- und Gruppenvisiten) die Verlaufsdokumentation gemacht, Untersuchungen angemeldet und viel im (streckenweise ziemlich schlecht organiserten) Uniklinikum rumtelefoniert, selten mal Blut abgenommen (das machen nämlich meistens die Schwestern), noch seltener Flexülen gelegt, Patientengespräche geführt, EKGs ausgewertet und am Ende dann auch Briefe geschrieben.
Man kann auch bei allen möglichen Therapien hospitieren, z. B. bei Ergo- und Physiotherapie, Sucht- und Psychosegruppe oder auch bei EKTs.
Das Erkrankungsspektrum, das man zu sehen bekommt, deckt eigentlich die gesamte Psychiatrie ab, angefangen bei Schizophrenien, über affektive Störungen und Suchterkrankungen aller Art bis hin zu Demenz und Borderline-Störung. Der Schwerpunkt der PSY-4 liegt auf Schizophrenien, als akutpsychiatrische Station wird sie für gewöhnlich als geschlossene Station geführt, sodass ich auch den ein oder anderen ziemlich schweren und beeindruckenden Fall erlebt habe.
Das Stationsklima war nicht immer ganz einfach, da es bei der Zusammenarbeit zwischen Pflegepersonal, Psychologen und Ärzten zum Teil etwas hakt. Ich bin aber immer mit allen sehr gut klargekommen und habe mich zu jedem Zeitpunkt gut ins Team integriert und dementsprechend wohlgefühlt. Als PJler (von denen es zu meiner Zeit inklusive mir in der ganzen Klinik gerade zwei gab) genießt man, wenn man sich nicht ganz doof anstellt, ein gutes Ansehen und wird immer als junger Kollege betrachtet und geschätzt.
Einmal pro Woche gibt es eine Weiterbildung für PJler, das Thema wird immer für die jeweils nächste Woche individuell und nach Interessenlage festgelegt. Ebenfalls einmal pro Woche findet eine ärztliche Weiterbildung statt, an der man als PJler auch teilnimmt.
Zusammenfassend war es also ein wirklich schönes Tertial, in dem ich sowohl menschlich als auch fachlich wahnsinnig viel gelernt habe. Jedem, der sich auch nur ein bisschen für Psychiatrie interessiert, kann ich das PJ in der Leipziger Uni-Psychiatrie nur empfehlen!
Bewerbung
Zentrale Einschreibung und Vergabe der PJ-Plätze über Referat Lehre.