Nach einer ziemlich holprigen Anfangszeit, in der ich jeden einzelnen noch verbleibenden Arbeistag rückwärts gezählt habe, hab ich mich dann am Ende halbwegs eingelebt.
Was man hier wirklich lernt, ist eigenständiges Arbeiten. Für Menschen wie mich, die mit der Chirurgie eher auf Kriegsfuß stehen, kann das aber gerade zu Beginn schon recht problematisch sein, eine wirkliche Einarbeitung fand eigentlich gar nicht statt.
Der Tag beginnt jeden Morgen gegen 6:45 Uhr mit der Visite, gegen 8 Uhr ist Morgenbesprechung. Danach werden Untersuchungen und Konsile angemeldet.
Dann geht's in die Aufnahme oder in den OP. Zu meiner Zeit waren wir 2 PJler in der Allgemeinchirurgie, wirklich eingeteilt waren wir in den OPs selten, wir haben uns meistens untereinander darauf verständigt, dass einer in die Aufnahme und der andere in den OP geht.
In der Aufnahme war man dann meistens ziemlich auf sich allein gestellt, bis auf einen Arzt hat meine Aufnahmen eigentlich auch keiner kontrolliert. OP-Aufklärungen waren eigentlich das einzige, wofür man nen Arzt ranholen musste, es kam aber auch vor, dass keiner erreichbar war, dann hat man den Patienten eben ohne Arzt-Rücksprache auf Station geschickt und gehofft, dass die Untersuchungen, die man angemeldet hat, so hinhauen. Wenn man die Aufnahmen alle allein machen muss (was vorkommt...), dann ist man erstmal gut beschäftigt. Danach gibt's dann normale Stationsarbeit mit Brief-Schreiben, Flexülen etc., nachmittags gibt es eine Röntgenbesprechung, wenn die Stationsarbeit bis dahin erledigt war, sind wir dann meist gegangen, ansonsten muss das Liegengebliebene eben noch gemacht werden.
Im OP ist man, auch wenn man nicht im OP-Plan steht, gern gesehen, irgendeinen Haken gibt es immer zu halten, die Atmosphäre im OP ist meistens recht angenehm, sodass ich eigentlich ganz gern im Saal war. Gelegentlich war ich auch als 1. Assistenz eingeteilt, selbst operiert habe ich nicht (eine Port-Implantation kann man als PJler hier schon mal machen), ich habe mich aber zugegebenermaßen auch nicht darum gerissen.
Erklärt wurde nur auf Nachfrage, dann aber meist recht geduldig. Die Ärzte sind größtenteils nett aber eben auch ziemlich ausgelastet und gestresst, die beiden Chefärzte (Viszeral- bzw. Gefäßchirurgie) bleiben mir in wirklich guter Erinnerung, beide waren immer freundlich und geduldig und haben mir gerade im OP auch viel beigebracht. Die leitenden Oberärzte kann man aber durchaus als etwas schwierig bezeichnen.
Wirklich gestört hat mich der Kontakt zu den Schwestern. Die Worte "Guten Morgen" oder "Danke" habe ich nur sehr selten gehört, das Klima ist insgesamt ungemütlich, als PJler hatte ich teilweise das Gefühl, der letzte Depp zu sein, was maßgeblich dazu beträgt, dass ich meine Allgemeinchirurgie-Zeit nicht unbedingt in allerpositivster Erinnerung behalte.
Letzten Endes konnte man auch dieses halbe Tertial überleben, gerade auch wenn man bedenkt, dass Chirurgie eben nicht mein Ding ist. Wenn mir die Arbeit auch nich immer Spaß gemacht hat, gelernt habe ich schon einiges!
Bewerbung
Einschreibung und zentrale Vergabe über Referat Lehre.