Da die Orthopädie in Leipzig erst sehr spät im Lehrplan steht, wurde mein Interesse für Knochenfräse, sowie Hammer und Meißel erst recht spät geweckt. Somit hatte ich keine Zeit mehr mir eine Eindruck während einer Famulatur zu machen. Also fiel die Entscheidung: Ortho wird mein Wahlfach!
Im Rahmen meines Praktischen Jahres habe ich mich entschieden mein Wahlfach-Tertial im Ausland zu absolvieren. Als Ziel stand schnell die Schweiz als angepriesenes El Dorado der Mediziner fest.
Eine Bewerbung erfolgte ungefähr ein Jahr im Voraus per Email über das Sekretariat der Orthopädie. Die Bewerbung ist prima organisiert und man erhält recht prompt eine Zusage. Aber auch kurzfristige Bewerber haben gute Chancen.
Die Unterbringung erfolgte in direkter Nähe des Spitals, im Wohnheim. Die Zimmer sind recht zweckmäßig eingerichtet. Aber Alles ist sauber und ordentlich und für den sehr begrenzten Zeitraum des Praktikums lässt es sich dort sehr gut leben. Für ein Zimmer mit Bad und Küche zahlt man ca. 475 Franken. Es gibt auch günstigere Zimmer mit Gemeinschaftsbad und Küche.
Im Spital war ich als UHU in der Orthopädie tätig. Dort gibt es ein sehr junges Team aus vorwiegend deutschen Ärzten. Zu den Assistenzärzten bestand ein guter Kontakt und Fragen konnten jeder Zeit gestellt werden.
Als UHU der Orthopädie ist man vor allem viel im Operationsaal. Das Spektrum ist meist bestimmt von der Implantation neuer Hüft- oder Knieprothesen, wobei man als 3. Assistenz fungiert, aber auch kleinere Metallentfernungen oder Hallux valgus Korrekturen werden durchgeführt, jedoch meist ohne UHU. Von der auf der Internetseite erwähnten Kinderorthopädie fehlt jedoch fast jede Spur (2 Klumpfuß Korrekturen in 4 Monaten). Je nach Operateur wird mehr oder weniger viel erklärt. Die Hauptaufgabe besteht dabei im Haken halten. Zum Teil darf man auch die subkutanen Nähte machen, bzw. klammern. Mehr chirurgisches Mitarbeiten ist leider in 99% der Fälle trotz Interessebekundung nicht möglich.
Auf Station ist viel administrativer Schreibarbeit zu erledigen, u.a. Akten anlegen und Belegungslisten aktualisieren. Falls man nicht im OP ist, sind die wenigen Nüchtern-Aufnahmen zu erledigen und an den entsprechenden Assistenten zu übergeben.
Es gibt im Haus eine Orthopädische Ambulanz, der man, falls Zeit ist, auch gerne beiwohnen kann.
Eine Fortbildung für die PJler existiert nicht und auch das Bed-side-teaching (z.B. das korrekte Untersuchen) ist selten. Das liegt vor an der oftmals mehr an der mangelnden Zeit der Assistenten, die gleichzeitige für die Stationen zuständig sind, allerdings auch in den OP müssen, sowie ambulante Patienten mitbetreuen, als an der mangelnden Bereitschaft derselben.
Allerdings gibt es einmal die Woche einen Orthopädischen Journal Club, sowie eine Kurzvorstellung zu einem Orthopädischen Krankheitsbild und eine Interdisziplinäre Fortbildung.
Desweiteren teilt man sich mit den chirurgischen UHUs den Rufdienst unter der Woche, sowie am Wochenende (auch an Feiertagen, wie Weihnachten, etc.). Dies kann sehr anstrengend werden, wenn man bereits den ganzen Tag im OP gestanden hat und dann noch weiter bis spät in die Nacht Haken halten muss. Als UHU ist man dann auch für die rein chirurgischen Fälle als Assistenz am Tisch eingeteilt.
Als Fazit lässt sich ziehen das ich eher eine Famulatur für ein bis zwei Monate empfehlen würde, aufgrund des sich stark wiederholenden Spektrums und der nur eingeschränkten Lehre. Dabei muss man anmerken, dass man auch einen recht guten Lohn von nach Abzügen ca. 1200 Franken +Miete bekommt und man deshalb mehr als Arbeitskraft denn als Student gesehen wird.
Das Team war sehr nett gewesen, befindet sich aber momentan komplett im Umbruch, so dass ich für die Zukunft keine Aussage treffen kann.
Mir persönlich hat das Auslandspraktikum trotzdem viel gebracht und mich in meiner Selbstständigkeit und meinem Selbstbewusstsein gestärkt. Fachlich hatte ich mir mehr erhofft. Aber allein das Kennenlernen der weiteren PJler aus ganz Deutschland und der Schweiz,mit denen man am Wochenende viel Unternehmen konnte hat, hat das Praktikum gerechtfertigt. Man kann eigentlich bei einem Auslandspraktikum nur gewinnen- und zwar vor allem Erfahrung und Erinnerungen :)